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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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bleibt eben immer. Also, was haben Sie auf dem Herzen, Monsignore Sandino.«
    Sandino berichtete aufgebracht von den Ereignissen der letzten zwei Tage. Frank lies ihn ausreden, ohne zu unterbrechen. Dann setzte er ihn darüber in Kenntnis, dass er über fast alles bereits bestens informiert war.
    »Das hätte ich vorher wissen müssen«, sagte Sandino erleichtert, als er begriffen hatte, dass Frank ja mit im Spiel war. »Ich habe Alina Chanloy und Gabriel Diaz in Thailand auf dem Doi Inthanon verloren. Doch nach meinen Informationen sind sie nach Frankreich geflogen, daher sitze ich auch in dieser Maschine nach Paris. Doch wohin die beiden letztendlich wollen, weiß ich nicht.«
    »Und deshalb rufen Sie mich von einem öffentlichen Telefon aus dem Flugzeug an?«, fragte Frank lachend. »Warum haben Sie mich denn nicht schon gestern angerufen? Ich hätte Ihnen gleich sagen können, wo die beiden in Frankreich zu finden sind.«
    »Nach einer endlosen Fahrt durch eine wunderschöne Berglandschaft erreichte ich Chiang Mai leider etwas spät. Doch ich habe gleich bei meiner Ankunft Erkundigungen eingeholt und ich fürchte, die beiden befinden sich in großer Gefahr!
    Die traditionalistische Priesterbruderschaft, aus der dieser Exorzist in Basel stammte, existiert noch immer. Sie wurde 1970 gegründet, um an den alten Riten und Lehren der römisch-katholischen Kirche festzuhalten, die im Zweiten Vatikanischen Konzil aufgegeben worden sind. Sie lehnen alle Konzilsbeschlüsse ab. Die Bruderschaft hat zwar keinen kanonischen Status mehr in der römisch-katholischen Kirche, doch dessen ungeachtet betreibt sie ohne Erlaubnis der jeweiligen Diözesanbischöfe Priesterseminare, Priorate und auch Kapellen.«
    »Und was meinen Sie damit jetzt konkret ?«
    »Ich fürchte, dass diese Bruderschaft unter Umständen auch weiterhin für Kardinal Walter tätig ist. Den Anschlag in Thailand haben wir einem Freund des Kardinals und traditionalistischen Sympathisanten zu verdanken. Doch in Europa wird er sich wieder an die Bruderschaft wenden.«
    »Was schlagen Sie also vor?«
    »Um Schaden abzuwenden, wäre es für mich besser, in der Nähe von Alina Chanloy und Gabriel Diaz zu sein.«
    »Aber wie würde sich Ihre Anwesenheit bei potentieller Gefahr auswirken?«
    »Politisch. Ich glaube durch meine Anwesenheit kann ich politischen Druck ausüben, der den Handlungsspielraum des Kardinals einschränken wird.«
    »Nun gut, klingt für mich nicht gerade überzeugend. Doch ich will Sie nicht daran hindern, sich den beiden auf ihrer Suche anzuschließen. Sie werden bei ihrer Ankunft in Paris von mir ein Flugticket vorfinden, das Sie in die nächstgelegene Stadt bringt.«
     
    * * *
    Der Mann vor der Tür sah aus wie ein freundlicher älterer Herr, hochgewachsen, schlank, mit etwas auffallend dunkler Haut und ergrautem Haar.
    »Guten Abend«, sagte er, und sein Tonfall ließ die förmlichen Worte beinahe herzlich klingen. »Gestatten Sie mir einzutreten?«
    »Was wollen Sie?«, fragte ihn Alina misstrauisch.
    »Mit Ihnen sprechen, wenn Sie Alina sind.«
    »Sind Sie allein?«
    »Das bin ich, erwarten Sie noch jemanden?«
    Alina betrachtet ihn argwöhnisch, aber trat beiseite und ließ ihn eintreten. Gabriel versuchte zu ergründen, ob Alina den Fremden hereinließ, weil er ihr bekannt vorkam oder weil ihr der Unbekannte harmlos erschien. Als ein Blick in ihre Richtung ihn nicht weiterbrachte, wandte er sich direkt an den Fremden.
    »Sind Sie ein Bekannter von Alinas Vater?«
    »Das bin ich, in der Tat. Ich habe sogar einen Schlüssel für das Haus.«
    Der Mann deutete in Gabriels Richtung ein Lächeln an, und nickte dann Alina zu. »Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Gomez.« Er reichte Alina die Hand.
    »Felipe Gomez?«, entfuhr es Alina nun freudig überrascht. »Dann sind Sie ja der Freund meines Vaters, der sich hier auch ums Haus kümmert. Ich glaube, wir haben uns vor Jahren das letzte Mal gesehen.«
    Der Mann nickte mit mildem Lächeln. »Gewiss doch, ich kümmere mich aber auch um die Bibliothek. Denn schon als Kind tendierte ich zur Bibliophilie«, fügte er schmunzelnd hinzu, »eine der Vorlieben, die ich mit Ihrem Vater teile …« Plötzlich verfinsterte sich seine Miene und er begann, tief gerührt mit feuchten Augen zu blinzeln. Dann hob er erneut seine Hand. »Mein aufrichtiges Beileid«, sagte er seufzend.
    Alina wischte sich eine Träne aus den Augen und reichte ihm die Hand. »Von wem haben Sie es erfahren? Ich

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