Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
Vom Netzwerk:
auf den Türsturz, in den die Buchstaben ›V.I.T.R.I.O.L‹ gemeißelt waren.
    »Das ist eine Abkürzung für Visita Interiora Terrae Rectificando Invenies Occultum Lapidem «, sagte Alina, »was ins Deutsche übersetzt etwa so viel heißt wie: Gehe in das Innere der Erde, dort wirst du durch ihre Läuterung den verborgenen Stein finden.«
    »Also«, sagte Gabriel lebhaft, »worauf warten wir noch?«
    Von jeder der beiden Säulen starrte ihnen ein hässlicher Dämon entgegen, um sie mit wildem Blick zur Umkehr zu bewegen, sollten sie nicht bereit für ihre Wandlung sein. Sie verkörperten auf ihre Art die göttlichen Urpole, gemäß dem östlichen Gegenstück.
    Alina warf einen skeptischen Blick auf die Dämonen. »Diesmal lasse ich dir gerne den Vortritt«, sagte sie mit gespielter Höflichkeit.
    Gabriel lächelte und ging voran. »Vorher konntest du nicht auf mich warten, und jetzt machst du dir vor den steinernen Fratzen ja beinahe in die Hose.«
    Nach kurzem Zögern richtete Alina den Lichtkegel ihrer Taschenlampe auf das Tor und folgte Gabriel schweigend in den dunklen Gang. Kaum waren sie ein kurzes Stück gegangen, hatte Alina plötzlich den Eindruck, dass die Luft immer stickiger und schwüler wurde. Kurz darauf verengte sich der Gang, und die Wände schienen stetig näher zu rücken. Alina packte ein klaustrophobisches Gefühl, sie wollte sich augenblicklich umdrehen und aus dem beengenden Gang hinausrennen. Ihr war, als führe sie der Gang unmittelbar in ein dunkles Grab, aus dem sie nie wieder herausfinden.
    Panik schnürte ihr den Atem ab, ihre Gedanken kreisten nur noch darum, so schnell wie möglich von hier zu fliehen, zurück an die Erdoberfläche, bevor es dazu für immer zu spät sei.
    »Gabriel , so bleib doch stehen.«
    Er drehte sich um und sah ihren panischen Blick.
    »Ich bekomme keine Luft mehr«, rief sie verzweifelt.
    »Doch, doch, du musst dich nur etwas beruhigen.«
    »Ich muss hier raus!«
    »Hör’ mir zu«, sagte Gabriel mit Nachdruck und ergriff sanft ihren Arm. »Lass dich von der Platzangst nicht unterkriegen. Atme tief ein. Los, noch einmal. Vergiss, wo wir sind, und sieh mich an, okay?«
    Alina gehorchte und wie durch Zauberei wurde sie allmählich ruhiger und bekam sich selbst wieder in den Griff. Innerhalb von wenigen Minuten war alles vorbei und es ging ihr wieder gut. Nun folgten sie weiter dem Gang, der sie zu Alinas Erleichterung in eine weitere Kammer führte. Es war ein sehr geräumiger, quadratischer Raum, der nackte Fels war hier zu flachen, glatten Wänden bearbeitet. Die Mitte des Raumes zierte wiederum ein Altar, diesmal mit der Inschrift CONJUNCTIO . Auf dem Altar lag ein steinerner Tiegel vor einer Vertiefung, er sah aus wie ein großer Phallus. Eine Rinne führte zu einer zweiten, etwas stärker gewölbten Vertiefung. In beiden waren alchemistische Symbole deutlich zu erkennen: Das eine Symbol stand für Wasser, das andere für Erde. Etwas makaber zierten lauter Totenköpfe den Sockel des Altars, in Reih und Glied aufgereiht, wie eine viel zu groß geratene Perlenkette. Gabriel, der alles sehr genau in Augenschein nahm, entdeckte als Erster die auf den Schädeln eingravierten antiken Zeichen.
    »Wie originell«, spottete Alina, »die Zeichen stehen für das Geschlecht und jeder zweite Dummkopf ist männlich.«
    Gabriel schwieg, und ging der Reihe nach von einem zum anderen, dann kam er zu ihr und blickte sie strafend an.
    »Hast du dir wirklich alle Köpfe in diesem Raum genau angeschaut? Hätte ich jetzt einen Spiegel dabei, so könnte ich dir den wahren Dummkopf zeigen.«
    Alina lächelte bemüht und machte sich daran, alle Köpfe genauer zu untersuchen. Dabei entdeckte sie zwei Schädel, die weder mit einem männlichen noch weiblichen Zeichen markiert waren. Sie nahm beide Schädel vom Boden, wobei die leeren Augenhöhlen sie verhöhnend anblickten. Angewidert warf sie den beiden Köpfen einen missmutigen Blick zu, den diese mit einem listigen Grinsen zu vergelten schienen. Gebannt prüfte sie daraufhin die beiden eingravierten Zeichen, die zwei verschiedene Elemente darstellten.
    Gabriel sah sich die Wände des Raums noch einmal genauer an und tastete jeden Zentimeter mit der Lampe ab, dabei blendete er Alina aus Versehen mit seiner Taschenlampe.  Sie drehte sich weg und fauchte ihn wütend an.
     »Muss das wirklich sein, mich mit deinem verflixten Hightech-Strahler zu blenden?« Die Anspannung und Unsicherheit darüber, was sie hier unten zu erwarten

Weitere Kostenlose Bücher