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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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energisch.
    »Du bist doch eine tapfere Frau.«
    Murrend gehorchte Alina und trat entschlossen in den tiefen Höhlengang. Kurz darauf befanden sie sich in einem Labyrinth aus zahllosen, in den Felsen gehauenen Stollen. Mehrfach endeten diese unvermittelt nach einigen wenigen Metern, andere gingen in immer neue Verzweigungen über.
    »Jetzt reicht es aber«, schimpfte Alina. »Wie sollen wir hier denn je wieder herausfinden?«
    »Konzentrier dich lieber auf das, was vor dir ist«, hörte sie Gabriel hinter ihr sagen. Alina blieb abrupt stehen, drehte sich um und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Gabriels Kleidung klebte an seinem Körper, er war klatschnass und um seine Augen hatten sich tiefe, dunkle Ringe gebildet. Dennoch fand sie ihn plötzlich attraktiv, und im Nu hatte sie ein unerklärliches Gefühl übermannt.
    »Um ehrlich zu sein«, erwiderte sie jetzt freundlich, statt der schneidenden Antwort, die ihr auf der Zunge lag, »du siehst ein bisschen mitgenommen aus.«
    »Ich meinte das Zeichen hier auf dem Boden, nicht mich.«
    Erstaunt blickte Alina zu Boden, sie hatte das Zeichen total übersehen. »Das Symbol für den Planeten Jupiter«, erklärte sie überrascht.
    »Und was hat Jupiter mit all dem hier zu tun?«, wollte Gabriel wissen.
    »Wenn ich das wüsste«, gab sie ihm nachdenklich zur Antwort. »Doch beim Metall handelt es sich diesmal sehr wahrscheinlich um Zinn.«
    »Saturn war aus Blei«, erinnerte sich Gabriel. »Hm … merkwürdig, was hat das zu bedeuten?«
    »In der Alchemie ist jedem Planeten ein Metall zugeordnet, so einfach ist das. Ich würde vorschlagen, wir folgen dem Zeichen des Planeten.«
    Wenige Minuten später stießen sie auf die nächste Abzweigung. Hier fanden sie zwei weitere Stollen, von denen der eine mit dem Symbol für Mars aus Eisen gekennzeichnet war.
    »Nun, wenn es stimmt, dass wir an jeder Verzweigung einem Planeten folgen sollen, wird uns die richtige kosmologische Darstellung den Weg weisen«, war Alina überzeugt.
    »Möglich«, murmelte Gabriel und berührte dabei die Darstellung vom Mars aus rostigem Eisen. »Wir sind bestimmt nicht auf dem Holzweg, wenn wir den Planeten folgen.«
    »Aber wir dürfen die antike Weltanschauung der Alchimisten nicht aus den Augen verlieren«, gab Alina zu bedenken.
    »Das heißt?«
    »Im antiken Weltbild gibt es neun ineinander verschachtelte Sphären. Die äußerste, alles umfassende, ist die Sphäre der Fixsterne. Die Erdsphäre ist der Mittelpunkt, dazwischen liegen die damals bekannten Planeten Saturn, Jupiter, Mars, Merkur, Venus, einschließlich Sonne und Mond.«
    »Es gibt also neun Sphären und sieben Himmelskörper«, bemerkte Gabriel beiläufig.
    Kaum waren sie weitergegangen, trafen sie erneut auf eine Verzweigung. Diesmal waren es mehrere Stollen, die in verschiedene Richtungen wiesen. Zwei von ihnen trugen antiken Zeichen von Planeten, sie konnten sich zwischen Jupiter und Mars entscheiden. Gabriel wollte schon in Richtung Mars weitergehen, als ihn Alina sanft am Arm zurückhielt.
    »Zwei Richtungen sind nicht markiert«, sagte Alina zögernd und griff in eine Felsspalte. »Zudem hat hier jemand eine Flasche liegen gelassen. Bisher waren solche Utensilien stets wertvolle Hilfsmittel.«
    Alina prüfte die Flasche etwas genauer, während ihr Gabriel dabei ungeduldig mit der Taschenlampe Licht gab. Doch dann erkannte auch er die unmissverständliche Botschaft. Die Flasche war mit Quecksilber gefüllt und auf dem Etikett prangte das Zeichen von Merkur.
    »Also«, sagte sie triumphierend, »wir haben die Qual der Wahl. Welchem Planeten sollen wir jetzt folgen: Jupiter, Mars oder Merkur?«
    »Du meinst, Merkur wird hier durch diese Flasche symbolisiert?«, erwiderte Gabriel ungläubig.
    »Wie willst du ihn denn sonst symbolisieren?« gab Alina unverblümt zurück. »Sein Metall ist ja nun mal flüssiges Quecksilber, das erst bei enormen Minustemperaturen fest wird.«
    »Du willst also dieser Flasche folgen?«, wiederholte Gabriel dickköpfig.
    »Hast du es denn noch immer nicht kapiert? Die Planeten dienen uns nur als Wegweiser, wenn wir ihnen gemäß antiker Weltanschauung folgen. Und falls wir das bis jetzt nicht begriffen haben, werden wir uns spätestens an dieser Verzweigung verlaufen. Also, Gabriel, die richtige Reihenfolge lautet?«
    »Na gut, Merkur«, gab er nun widerwillig nach, »und dann geht es in Richtung Venus weiter.«
    »Richtig, folgen wir also Merkur in Form einer Flasche .«
     
    Sie hatten soeben den

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