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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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Zaumzeug der Pferde zu hören und den leisen Hufschlag.
    Die Kinder dräuten wie stumme Riesen über der Szene. Das Mädchen weinte leise, und ihr Bruder tröstete sie. Phillippa Duflot schaute gefasst zu.

    Es erfolgte ein Sprung in der Handlung. Drei Gewehrsalven ertönten, und eine Staffel kleiner, glitzernder Düsenflugzeuge fegte durch den Himmel, wobei eine Maschine sich aus der Formation löste.
    »Das ist Papas Begräbnis«, sagte Toby.
    »Ja.« Bella beugte sich zu den Kindern hinunter. »Er wurde in Arlington beerdigt. Das ist in Virginia, wo die amerikanische Marine ihren Friedhof hat.«
    »Papa hat in Amerika trainiert.«
    »Das stimmt. Ich war selbst auf der Beerdigung, und deine Mama auch. Dieses Hologramm wird vom Schildelement selbst erzeugt …«
    »Wieso ist das eine Flugzeug denn weggeflogen?«
    »Das nennt man die Missing Man -Formation. Diese Flugzeuge, weißt du, Toby. Das waren T-38. Die ersten Astronauten haben sie als Schulflugzeuge verwendet. Sie sind über hundert Jahre alt - stell dir das mal vor.« »Ich mag die kleinen Pferde«, sagte Candida.
    Ihr Onkel legte ihnen die Hände auf die Schultern. »Kommt jetzt mit.«
    Mit einiger Erleichterung richtete Bella sich auf.
    Es wurden Getränke gereicht: Sherry, Whisky, Kaffee, Tee, serviert von einer schüchtern wirkenden jungen Tante. Bella entschied sich für einen Kaffee und ging zu Phillippa.
    »Es war sehr nett, dass Sie ihnen das so einfühlsam nahe gebracht haben«, sagte Phillippa.
    »Das gehört schließlich zu meinen Aufgaben«, sagte Bella verlegen.
    »Ja, aber man kann seine Aufgaben trotzdem gut oder schlecht erfüllen. Sie sind noch neu auf diesem Posten, nicht wahr?«
    Bella lächelte. »Seit einem halben Jahr. Merkt man das denn so deutlich?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Todesfälle im Weltraum sind ziemlich selten.«

    »Ja, Gott sei Dank«, sagte Phillippa. »Umso schlimmer ist jeder Todesfall. Ich hatte eigentlich gehofft, dass diese neue Generation sicher wäre vor - nach dem, was wir alles durchgemacht haben. Ich habe von Ihnen gelesen. Sie waren wirklich auf dem Schild.«
    Bella lächelte. »Ich war nur eine kleine Kommunikationstechnikerin.«
    Phillippa schüttelte den Kopf. »Sie müssen Ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Sie sind doch im Kampfeinsatz zum Missionsbefehlshaber befördert worden, nicht wahr?«
    »Aber auch nur, weil in dem Moment sonst niemand da war, der diesen Posten hätte ausfüllen können.«
    »Trotzdem haben Sie Ihren Auftrag mit Bravour erfüllt. Sie haben die Anerkennung verdient, die Ihnen zuteil wird.«
    Bella war sich da nicht so sicher. Ihre darauf folgende Karriere als Managerin in verschiedenen Telekommunikationsunternehmen und Regulierungsbehörden hatte ihren Bekanntheitsgrad und die Nützlichkeit als ein PR-Werkzeug zweifelsohne enorm verstärkt. Aber sie hatte immer versucht, sich bis zu ihrer Pensionierung im Alter von fünfundfünfzig Jahren im Hintergrund zu halten - eine kurze Pensionierung, wie sich herausstellte, bis ihr diese neue Stelle angeboten wurde; eine Position, die sie einfach nicht ablehnen konnte.
    »Was mich betrifft, war ich in London, als der Sturm aufzog«, sagte Phillippa. »Ich habe im Büro des Bürgermeisters gearbeitet und war mit Katastrophenschutz und solchen Dingen beschäftigt. Bevor der Sturm losbrach, hatten meine Eltern mich aber in die Schutzeinrichtung in L2 gebracht.«
    Der Schild war über der Erde im Mittagspunkt installiert worden: in L1, dem ersten Lagrangepunkt der Gravitationsstabilität auf direkter Linie zwischen Erde und Sonne. L2, der zweite Lagrangepunkt der Erde, befand sich auf derselben Erde-Sonne-Linie, aber auf der anderen Seite des Planeten im Mitternachtspunkt. Während die Arbeiter sich also bei L1 abmühten, die Erde vor dem Sturm zu schützen, wurde bei L2
im sicheren Schatten der Erde eine »Fluchtburg« für Milliardäre, Diktatoren und andere reiche und mächtige Gestalten eingerichtet - Gerüchten zufolge einschließlich der halben britischen Königsfamilie. Als die Sache mit L2 schließlich ans Licht kam, gab es einen Skandal.
    »Das war kein angenehmer Aufenthaltsort«, murmelte Phillippa. »Ich hatte versucht, zu arbeiten. Wir waren offiziell eine Beobachtungsstation. Ich habe die Funkverbindung zu den Bodenstationen aufrechterhalten. Aber ein paar der ›Reichen und Schönen‹ haben schamlose Partys veranstaltet.«
    »Das klingt so, als ob Sie keine Wahl gehabt hätten«, sagte Bella. »Machen Sie sich also keine

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