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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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Vorwürfe.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen. Trotzdem muss man sich den Tatsachen stellen.«
    James Duflots Witwe, Cassie, näherte sich ihnen zögerlich. »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte sie verlegen. Sie wirkte müde.
    »Sie müssen doch nicht …«
    »Sie waren so nett zu den Kindern. Sie haben ihnen einen Tag beschert, an den sie sich immer erinnern werden.« Sie lächelte. »Sie haben Ihr Bild zwar schon in den Nachrichten gesehen. Aber ich glaube, ich sollte dieses Hologramm trotzdem aus ihrer Reichweite bringen.«
    »Das wäre vielleicht das Beste.« Bella zögerte. »Ich kann Ihnen nicht viel davon erzählen, woran James gearbeitet hat. Aber Sie sollen wissen, dass Ihr Mann sein Leben für die bestmögliche Sache gegeben hat.«
    Cassie nickte. »In gewisser Weise war ich darauf schon vorbereitet, wissen Sie. Die Leute haben mich immer gefragt, was für ein Gefühl es sei, wenn der eigene Ehemann in den Weltraum fliegt. Ich habe ihnen dann immer gesagt, sie sollten nach Möglichkeit auf dem Boden bleiben.«
    Bella lächelte gezwungen.
    »Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, wir haben eine schwere Zeit durchgemacht. Wir waren auf der Erde, Dr. Fingal. James
ist nur ins Weltall geflogen, um dort zu arbeiten und nicht etwa, um dort zu leben. Dies ist unsere Heimat: London. Und ich bin jeden Tag in die Stadt gefahren, um bei Thule zu arbeiten.« Bella hatte dort ihre Forschungen durchgeführt; die Thule AG war eine große multinationale Agentur für den ökologischen Wiederaufbau. »Wir hatten sogar schon in Erwägung gezogen, uns wegen irgendeiner Nichtigkeit zu trennen.« Cassie lachte mit einem Anflug von Bitterkeit. »Aber ich werde wohl nie erfahren, wie diese Geschichte ausgegangen wäre, was?«
    »Es tut mir leid.«
    »Und wissen Sie auch, was ich am meisten vermisse? Seine Mails. Seine Softscreen-Anrufe. Wenn ich schon nicht ihn hatte, dann hatte ich wenigstens die Mails. Deshalb vermisse ich im Grunde auch nicht ihn, sondern die Mails.« Sie schaute Bella durchdringend an. »Es war die Sache doch wert, oder?«
    Bella vermochte es kaum zu ertragen, die Plattitüden zu wiederholen, die man, wie sie wusste, von ihr erwartete. »Ich bin noch neu in diesem Bereich. Aber ich hatte die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es die Sache wert war.«
    Doch es war nicht genug. Es gab absolut nichts, was dieses Opfer gerechtfertigt hätte. Zu ihrer Erleichterung gelang es ihr schließlich, sich mit dem Verweis auf einen anderen Termin aus diesem Haus mit der Ästhetik einer Pillendose zu verabschieden.

{8}
DIE EURO-NADEL
    Anlässlich ihrer Besprechung mit Bob Paxton wurde Bella zum Livingstone Tower gefahren - zur »Euro-Nadel«, wie die Londoner sie noch immer bezeichneten. Der örtliche Verwaltungssitz der Eurasischen Union und der gelegentliche Amtssitz des Ministerpräsidenten der Union war ein Turm mit luftigen Büros und breiten Fenstern aus gehärtetem Glas, die eine phantastische Aussicht auf London boten. Während des Sonnensturms war die Nadel von der Kuppel geschützt worden, und auf dem Dach, das mit der Struktur der Kuppel verbunden gewesen war, war ein kleines Museum zum Gedenken an diese gefährliche Zeit eingerichtet worden.
    Paxton erwartete sie bereits in einem Konferenzraum im vierzigsten Stock. Er schritt im Raum umher und trank in großen Schlucken Kaffee. Er begrüßte Bella mit einer steifen militärischen Verbeugung. »Vorsitzende Fingal.«
    »Vielen Dank, dass Sie den weiten Weg nach London auf sich genommen haben, um mich hier zu treffen …«
    Er tat das mit einer Handbewegung ab. »Ich hatte sowieso hier zu tun. Wir müssen reden.«
    Sie nahm Platz. Sie war noch immer durch die Begegnung mit den Duflots erschüttert und hatte das Gefühl, dass dies noch ein sehr langer Tag werden würde.
    Paxton setzte sich nicht. Dafür war er zu nervös. Er schenkte Bella einen Kaffee aus einer großen Kanne in der Ecke des Raumes ein und auch einen für Bellas Sicherheitsleute, die am anderen Kopfende des Tischs Platz genommen hatten.

    »Sagen Sie mir, was Sie auf dem Herzen haben, Admiral.«
    »Es ist ganz einfach. Die neuen Sichtungen bestätigen es. Wir haben eine Erscheinung.«
    »Eine Erscheinung?«
    »Eine Anomalie. Da fliegt etwas durch unser Sonnensystem, das nicht hierher gehört …«
    Paxton war ein großer, drahtiger Mann. Und er hatte ein fahles und durch Strahlungstumore vernarbtes Gesicht, das in ihren Augen ein richtiges »Astronauten-Gesicht« war. Seine Wangentätowierung war ein

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