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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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wissen.«
    »Krieg? Gegen wen?«
    »Gegen Amerika. Europa ist ihm nicht genug - wie auch, wenn er weiß, dass es noch ganze Kontinente zu erobern gibt? Aber die einzige Informationsquelle, über die er in Bezug auf Amerika oder vielmehr Chicago verfügt, bin ich .«
    »Aha. Dann hat er Sie also befragt.«
    Bloom hielt Hände mit blutigen Fingerspitzen hoch. »So kann man es auch nennen. Natürlich habe ich mich heiser geredet. Und schauen Sie mich nicht so von oben herab an, Kapitän Grove. Ich bin kein britischer Offizier. Außerdem wüsste ich nicht, welchen Unterschied es macht. Haben Sie Alexander kürzlich gesehen ? Ich kann nicht glauben, dass der aufgeblähte Despot noch lange leben wird; ganz zu schweigen davon, dass er einen Feldzug über den Atlantik anführt. Ich habe ihm alles erzählt, was ich wusste, und als ihm das noch nicht
gereicht hat, habe ich ihm Lügengeschichten erzählt. Was hätte ich sonst tun sollen?
    Aber es war nie genug, nie genug. Sehen Sie hier.« Er regte sich im Käfig. Durch den dünnen, schmutzigen Stoff seines Hemds sah Grove Peitschenstriemen auf seinem Rücken. »Und hier!« Er wies mit einer klauenartigen Hand auf das Lederstück, das an der Außenseite des Käfigs hing.
    »Was ist das?«, fragte Ben Batson.
    »Ich habe sie geliebt, wissen Sie«, sagte Bloom.
    »Wen, Mann?«, fragte Grove geduldig. »Wen haben Sie geliebt?«
    »Isobel. Sie erinnern sich doch, Grove, das Mädchen vom Misthaufen. Sie hat mir einen Bengel geboren! Ja, ich war grausam, ich war selbstsüchtig, aber so bin ich eben; ich, Ilicius Bloom.« Er lachte und schüttelte den Kopf. »Und dennoch habe ich ihr alle Liebe entgegengebracht, zu der meine verworfene Seele imstande war. Das ist die Wahrheit.
    Sie taten das natürlich, um mich zu brechen«, wisperte Bloom und starrte auf Grove. »Es waren zwei Begleiter. Sie taten es vor meinen Augen. Schälten sie wie eine Traube. Sie haben ihr das Gesicht abgezogen. Sie lebte noch eine Zeit lang, nachdem sie gehäutet worden war. Jeder Zoll ihres Körpers muss ein Quell fürchterlicher Qualen gewesen sein! Und dann …«
    Batson schaute auf den Hautfetzen. »Mein Wort darauf, Kapitän, ich glaube wirklich …«
    »Kommen Sie hier weg«, sagte Grove und zog ihn zurück.
    Bloom geriet in Panik. »Sie sehen doch, in welcher Lage ich bin. Sprechen Sie mit Eumenes. Sagen Sie es Bürgermeister Rice. Oh, wie ich mich danach sehne, wieder eine amerikanische Stimme zu hören! Bitte, Grove …« Es gelang ihm, den Arm durch die Stangen des Käfigs zu schieben. Der Wächter versetzte ihm beiläufig einen Schlag mit der Breitseite des Kurzschwerts. Bloom heulte auf und zog den Arm zurück.
    Eumenes führte Grove und Batson weg. »Ilicius Bloom ist ein toter Mann. Er hat sich in Gefahr begeben, als er versuchte,
mit Alexander über sein bruchstückhaftes Wissen zu feilschen. Dann hat er sich mit seinen Lügen sein eigenes Grab geschaufelt. Er würde auch schon darin liegen, wenn es nicht so billig wäre, ihn am Leben zu erhalten. Wenn Ihr es wünscht, werde ich eine Audienz bei Alexander arrangieren, damit Ihr sein Schicksal ansprechen könnt. Aber ich sage Euch gleich, dass Ihr damit wahrscheinlich wenig erreicht und Euch nur selbst in Gefahr bringt … Doch zuvor«, sagte er, »müsst Ihr Bisesa Dutt besuchen.«

{58}
    ABSPALTUNG
27. Februar 2072
    Das Shuttle stand auf der öden, staubigen Ebene. Die Sonne zog als fahle Scheibe hoch über den orangefarbenen Himmel; es war gegen Mittag auf der Xanthe Terra. Das Schiff war bikonisch, ein dicker, gedrungener Halbkegel. Es stand am Ende einer langen Furche im Staub, die es bei seiner Gleitlandung gezogen hatte. Nun stand es senkrecht - bereit, vom Mars abzuheben und in eine Umlaufbahn zu gehen. Die freiliegende, mit schwarzen Hitzeschild-Kacheln gepflasterte Unterseite des Shuttles war durch viele Wiedereintritte verschrammt, und der Anstrich um die Düsen der Steuertriebwerke hatte Blasen geworfen. Rover standen daneben; ihre Spuren schlängelten sich bis zum Horizont. Luken waren im Bauch des Shuttles geöffnet, und Männer, Frauen und spinnenartige Roboter verstauten Pakete in den Laderäumen.
    Dieses Schiff war ein Schiff wie jedes andere, sagte Myra sich, die als Zuschauerin in ihrem Mars-Anzug zugegen war. Ein bloßer Boden-Orbit-Transporter, der vielleicht schon ein Dutzend Routineflüge oder mehr absolviert hatte.
    Aber es war das letzte Raumfahrzeug, das jemals von der Oberfläche des Mars starten würde.
    Myra wusste,

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