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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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Gravitationsfeld, um eine Anzahl von Beobachtungs-Fahrzeugen an sich zu binden, und sogar die kleinen Monde des Mars, Phobos und Deimos, waren noch auf ihren alten Umlaufbahnen. Aber es war eben nicht der Mars.
    »Es ist nur die Wunde«, sagte Edna, »die durch das Herausreißen des Mars geschlagen wurde.«
    »Und heute verheilt diese Wunde«, sagte Bella.
    Sie beobachtete Softscreen-Displays, die die Ankunft weiterer Schiffe zeigten; noch mehr Zuschauer für den letzten Akt dieses makabren Dramas. Sie fragte sich, was auf dem Mars selbst geschah - falls der Mars überhaupt noch im Sinne dieses Worts existierte.
     
    Juri und Myra bereiteten sich ein Mittagessen.
    Es bestand aus Rührei aus Trockenmasse, Bratkartoffeln und ein wenig Mars-Gemüse; es war zwar zäh wie Gummi, aber recht schmackhaft. Juri schlug Wein zum Essen vor, eine Mars-Auslese aus einem überdachten Weingarten in Lowell, die sündhaft teuer gewesen war. Aber das erschien irgendwie unpassend, und er ließ die Flasche zu. Überhaupt fand Myra, dass es ein schlechter Wein war, und wenn er noch so teuer war.
    Sie bereiteten das Mittagessen gemeinsam zu und deckten den Tisch, ohne sich dabei auf die Füße zu treten. »Wir sind wie ein altes Ehepaar«, hatte Juri mehr als einmal gesagt. Das waren sie auch, sagte Myra sich, obwohl sie manchmal überkreuz waren - und obwohl es bisher noch keine Intimitäten zwischen ihnen gegeben hatte außer ein paar tröstenden Umarmungen.
Was wohl das Mindeste für zwei Menschen war, die allein am Pol einer Welt lebten.
    Es war aber nicht die schlechteste Zeit in ihrem Leben gewesen, diese letzten paar Monate. Sie hatte immer in jemandes Schatten gestanden, sagte sie sich: zuerst in dem ihrer Mutter, dann Eugenes. Sie hatte nie die Gelegenheit gehabt, sich ein eigenes »Nest« zu bauen. Sie hätte auch nicht zu sagen vermocht, dass sie das hier auf dem Mars getan hätte. Aber hier hatte Juri Wurzeln geschlagen, das war die Welt, die er erschaffen hatte. Und in diesen letzten Monaten war sie immerhin imstande gewesen, sein Haus mit ihm zu teilen. Sex hin oder her, sie hatte schon viel schlechtere Beziehungen gehabt als die mit Juri.
    Aber sie vermisste Charlie mit einer Intensität, die sie nicht für möglich gehalten hätte. Als der Tag des Risses nahte, schnürte dieses Gefühl sie immer enger ein wie ein Stahlseil. Sie wusste nicht, ob Charlie je erfahren würde, was aus ihrer Mutter geworden war. Sie hatte nicht einmal aktuelle Bilder - weder herkömmliche noch animierte - zur Erinnerung. Sie hatte sich nach Kräften bemüht, es zu verdrängen und in einem Winkel ihres Bewusstseins einzuschließen. Juri wusste natürlich darüber Bescheid.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Es ist schon später, als ich dachte. Nur noch eine Stunde.«
    »Dann sollten wir lieber einpacken.«
    Sie setzten sich.
    »He, ich hatte übrigens einen guten Morgen«, sagte Juri. »Die Leute von Lowell haben endlich diese Ersatzfilter geschickt, die ich angefordert hatte. Nun müsste die Luftversorgung für ein weiteres Jahr gesichert sein. Und ich habe den Reaktor abgeschaltet. Wir laufen nun auf Batteriestrom, aber es wird reichen. Ich wollte, dass dieser alte Uranbehälter ordnungsgemäß heruntergefahren wird. Ich musste mich zwar ziemlich beeilen, aber ich habe die Anlage ordentlich eingemottet, glaube ich.«

    Sie sah, dass seine Arbeit ihn befriedigt hatte, genauso wie das bei ihr der Fall gewesen war.
    »Ach, gestern kam auch noch ein Päckchen von Paula mit dem Rover. Sie sagte aber, wir sollten es erst jetzt öffnen.« Er holte es aus dem Haufen von Ausrüstungsgegenständen, den er auf der Suche nach den Filtern sortiert hatte. Es war ein kleiner Plastikkasten, den er auf den Tisch stellte.
    Er öffnete ihn. Der Kasten war ausgepolstert und enthielt eine Kugel von der Größe eines Tennisballs. Und unter die Kugel war ein Plastikbeutel mit Pillen gestopft worden. Er legte sie auf den Tisch.
    Myra nahm die Kugel. Sie war schwer und hatte eine glatte schwarze Oberfläche.
    »Das hatte ich erwartet«, sagte Juri. »Sie ist mit dem Zeug beschichtet, aus dem auch die Hitzeschild-Kacheln bestehen. Es kann viel Wärme absorbieren.«
    »Dann wird sie also die Zerstörung des Planeten überstehen?«
    »Das ist die Idee.«
    »Ich wüsste aber nicht, wozu das gut sein sollte.«
    »Aber du weißt, wie die Q-Expansion funktioniert«, sagte Juri mit dem Mund voll Ei. »Der Riss pflanzt sich von der Skalierung her von oben nach unten fort: Die

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