Wächter
beschädigt worden, also ist der planetarische Schutz perdu - wo auch immer wir sind. Wirst du mich jetzt rauslassen?«
Der Anzug sagte nichts. Er zögerte ein paar Sekunden lang, als ob er schmollte. Dann öffneten sich mit einem »Plopp« die Schweißnähte entlang ihres Rumpfes und der Arme und Beine. Sie lag in der dicken Thermo-Unterwäsche im Anzug und wurde von kühler Luft bestrichen. »Ich komme mir vor wie ein Hummer in einer geknackten Schale.«
»Lassen Sie uns Ihnen helfen.« Es war der Junge, der wie Abdikadir aussah. Er und Grove bückten sich, schoben die Arme unter Bisesa und hoben sie aus dem Anzug.
{29}
ALEXEJ
Es war eine Stunde vergangen, seit Bisesa im Auge verschwunden war.
Die untröstliche und verwirrte Myra suchte Alexej in seiner Kabine auf. Er hatte sich auf der Koje zusammengerollt und starrte die kunststoffbeschichtete Eiswand an.
»Erzähl mir etwas über Athene.«
»Athene hat dich ausgesucht«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Sie scheint zu glauben, dass du es wert seist, gerettet zu werden.«
Myra schürzte die Lippen. »Sie ist die eigentliche Anführerin dieses Komplotts, oder? Dieser Untergrund-Gruppe von Pfadfindern, die das Geheimnis des Mars- Auges enträtseln will.«
Er hatte ihr noch immer den Rücken zugedreht und zuckte die Achseln. »Wir Spacer sind kein homogener Block. Die Mars-Menschen betrachten sich überhaupt nicht als Spacer . Und Athene unterscheidet sich von uns allen und ist sowieso viel klüger. Sie ist wenigstens jemand, um den wir uns vereinigen können.«
»Nur zum besseren Verständnis«, sagte sie. »Athene ist die Schild-KI.«
»Eine Kopie. Die ursprüngliche KI wurde in der Endphase des Sonnensturms zerstört. Vor dem Sturm wurde diese Kopie zu den Sternen ausgesandt. Irgendwo da draußen wurde diese Kopie empfangen, aktiviert und hierher zurückgesendet.«
Diese Geschichte hatte sie schon aus anderer Quelle gehört. »Dir ist aber schon klar, was für eine Abfolge unwahrscheinlicher
Ereignisse erforderlich gewesen wäre, damit das eintritt?«
»Niemand außerhalb von Cyclops kennt die Details.«
»Cyclops. Die große Teleskop-Station für die Planetensuche.«
»Richtig. Natürlich hätte das Echo überall im Sonnensystem aufgefangen werden können, aber soweit wir wissen, kann sie nur von Cyclops aktiviert worden sein. Sie ist im gehärteten Datenspeicher von Cyclops eingeschlossen. Sie hat das selbst so gewollt. Und soweit Hanse Critchfield es zu sagen vermag, ist es ihr gelungen, einen Unteragenten in deine Identifikations-Tätowierung herunterzuladen. Niemand weiß, wie sie das geschafft hat. Der Agent hat sich dann selbst zerstört, nachdem er dir die Nachricht übermittelt hat. Ich glaube, dass sie ein elektronisches Auge auf dich hat, Myra.«
Das war keine beruhigende Vorstellung. »Also ist meine Mutter durchs Auge gegangen. Was kommt als Nächstes?«
»Wir warten.«
»Worauf?«
»Wohl darauf, was sich aus der Mission deiner Mutter auf Mir ergibt. Und auf Athene.«
»Wie lange?«
»Ich weiß nicht, Myra. Aber wir haben Zeit. Es sind noch mehr als achtzehn Monate, bis die Q-Bombe die Erde erreichen wird.
Schau, wir haben getan, was wir konnten. Wir haben deine Mutter ans Auge ausgeliefert, und dadurch wurden - paff - diese ganzen Merkwürdigkeiten im Sonnensystem kurzgeschlossen. Nichts für ungut. Wir haben eine Art Verschnaufpause gewonnen. Also nimm’s leicht. Du hast schon viel durchgemacht - wir beide. Die Reise an sich war schon Strafe genug. Und was diese Scheiße da unten in der Grube mit dem Auge betrifft - ich kann mir nicht annähernd vorstellen, wie du dich dabei gefühlt haben musst.«
Myra setzte sich verlegen auf den einzigen Stuhl im Raum und zupfte an den Fingern. »Es ist nicht nur eine Pause. Es ist
eine Art Endstation, jedenfalls für mich. Ihr habt mich gebraucht, um meine Mutter hierher auf den Mars zu locken. Gut, das habe ich getan. Doch nun bin ich gegen eine Wand geknallt.«
Er drehte sich um und schaute ihr ins Gesicht. »Es tut mir leid, dass du das so siehst. Ich glaube auch, dass du zu streng mit dir bist. Du bist ein guter Mensch. Ich kann das beurteilen. Du liebst deine Mutter und unterstützt sie, auch wenn es dir wehtut. Das hier ist nicht der schlechteste Ort. Wie dem auch sei«, sagte er, »es steht mir nicht zu, dir Ratschläge zu erteilen. Ich spioniere meinen Vater aus. Wie krank ist das denn?«
Er drehte sich wieder zur Wand um.
Sie saß noch eine Weile bei ihm. Als er schließlich
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