Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
führte. Alles, was sie über die Welt der Dark Hunter und ihren Platz darin gewusst hatte, stand auf einmal infrage. Und dafür hasste sie Kyros. Als Mensch hatte sie zusehen müssen, wie ein Mann sie belogen und alles zerstört hatte, was ihr lieb und teuer gewesen war.
Hatte sie nun einem anderen Mann genau dasselbe gestattet?
Und wem konnte sie künftig trauen? Wer war ihr gegenüber aufrichtig und belog sie nicht schamlos?
» Wieso sorgst du nicht dafür, dass Stryker mich tötet, weil ich dich verraten habe?« , hatte sie Kyros gefragt, nachdem sie gestanden hatte, dass sie Acheron gerufen hatte, um ihn über Kyros’ fragwürdige Handlungsweisen mit den Daimons in Kenntnis zu setzen.
Er hatte ihre Frage mit einem Lachen abgetan. » Ich wollte sogar, dass du es ihm erzählst. Genau aus diesem Grund habe ich meinen Squire auf deinen angesetzt und ihn erzählen lassen, ich sei abtrünnig geworden. Eines kann ich dir mit Gewissheit sagen, Danger «, hatte Kyros gemeint, » Acheron wird auf keinen Fall hier auftauchen und persönlich mit uns reden. Er hat viel zu große Angst davor.«
Stryker hatte zugestimmt. » Er hat völlig recht. Du hast Acheron gerufen, weil du besorgt warst, nachdem du erfahren hattest, dass Kyros mit den Daimons zusammenarbeitet, statt sie zu töten. Jetzt wird Acheron seinen Handlanger schicken, damit er der Sache auf den Grund geht. Es wird jemand sein, der sich als Acherons Squire ausgibt, obwohl jeder weiß, dass Acheron gar keinen Squire hat. In Wahrheit ist er Acherons Vollstrecker. Sein Zerstörer. Du wirst ihn auf den ersten Blick erkennen. Er wird einen weißen Mantel tragen.«
Sie hatte nur die Augen verdreht. » Einen weißen Mantel? Das ist nicht nur geschmacklos, sondern auch noch völlig idiotisch.«
»Nein«, hatte Kyros widersprochen. » Weiß gilt bei den Griechen und den Atlantäern als die Farbe der Trauer.«
Stryker nickte. » Dieser so genannte Squire ist im Grunde nichts anderes als Acherons Todesengel, der alle tötet, die die Wahrheit über Acheron kennen. Es sei denn, es gelingt uns, sie alle beide vorher zu töten.«
Acheron töten.
Allein bei der Vorstellung hatten sich ihre Eingeweide zusammengezogen. Acheron war stets nett und freundlich zu ihr gewesen. Er war zu ihr gekommen, nachdem sie ihre Seele Artemis übereignet hatte, um Rache an ihrem Ehemann nehmen zu können. Er hatte ihr beigebracht, wie man kämpfte und als Dark Hunterin überlebte, und sie mit großer Sorgfalt und Umsicht in seine Welt eingeführt.
Zumindest hatte es den Anschein gehabt.
» Woher willst du wissen, dass du deine Seele tatsächlich Artemis überlassen hast?«, hatte Stryker gefragt. » Acheron könnte von jedem dahergelaufenen rothaarigen Miststück behaupten, sie sei eine Göttin. Wer würde das schon merken? Schließlich habt ihr sie noch nie gesehen, bevor ihr Artemis eure Seele übereignet habt. Und seither auch nicht mehr. Glaub mir – Artemis ist längst tot, und die Frau, die sich als sie ausgibt, ist niemand anders als die Hure, mit der es Acheron im Moment gerade treibt.«
Aber wenn Stryker tatsächlich recht hatte, steckte Acheron hinter alldem. Acheron hatte sie erschaffen, damit er eine Privatarmee besaß, um gegen die Daimons zu kämpfen, die ihn töten wollten, weil er ihnen den Krieg erklärt hatte.
Das sah so gar nicht nach dem Acheron aus, den sie kannte.
Andererseits war Acheron ein unglaublicher Geheimniskrämer. So sehr, dass es beinahe paranoid wirkte. Niemand wusste etwas über ihn. Absolut niemand.
Er hatte nicht einmal ihre Frage nach seinem wahren Alter beantwortet.
Und am Ende hatte Kyros das Einzige preisgegeben, was niemand leugnen konnte.
Einen geradezu erdrückenden Beweis …
» In all den Jahrhunderten, die ich am Leben bin, habe ich nur einen Freund von Acheron kennengelernt – Nick Gautier, den Squire aus New Orleans, der für Kyrian von Thrake arbeitete, bevor dieser wieder menschlich wurde. Alle dachten, wegen seiner engen Freundschaft mit Acheron müsse er absolut unangreifbar sein. Aber vor ein paar Monaten ermordete ein Daimon aus heiterem Himmel Nicks Mutter, und Nick verschwand spurlos. Bis zum heutigen Tag ist er wie vom Erdboden verschluckt. Ich weiß, dass Acheron dafür verantwortlich ist, Danger. Nick muss ihm auf die Schliche gekommen sein, und Ash musste sie beide töten, um seine Spuren zu verwischen«, hatte er gesagt.
Das war ein harter Brocken. Nicks Verschwinden hatte sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Er
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