Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
nur zu genau wusste. Sie war bei dem Versuch gestorben, den adligen Zweig ihrer Familie in der Französischen Revolution zu retten – eine gewaltige Aufgabe, die sie zweifellos erfolgreich zum Abschluss gebracht hätte, wäre sie nicht so hinterhältig verraten worden.
Ganz zu schweigen davon, dass diese Frau den schönsten Mund besaß, den er je gesehen hatte. Einen Mund, der geradezu dazu einlud, geküsst zu werden, volle, lustvolle Lippen, die einen Mann träumen ließen, sie jede Nacht zu spüren, und ihn mit dem Versprechen unerschöpflicher Leidenschaft lockten.
Und zugleich verströmte sie einen köstlichen Duft nach Weiblichkeit und nach Magnolien.
Es war mehr als zweihundert Jahre her, seit er das letzte Mal die Freuden eines Frauenkörpers genossen hatte. Und er hatte Mühe, sich nicht hinabzubeugen, sein Gesicht in die warme, weiche Beuge ihres Halses zu legen und ihren Geruch tief in sich aufzunehmen, die Zartheit ihrer Haut unter seinen hungrigen Lippen zu spüren.
Oh, wie es sich anfühlen mochte, ihren drahtigen Körper an seinem zu spüren, am besten nackt …
Andererseits konnte er sich angesichts ihrer Reaktion auf seine Gegenwart nicht vorstellen, dass sie begeistert wäre, wenn er sie küssen und liebkosen würde.
Ein Jammer.
Danger schob ihre Beklommenheit beiseite und musterte den Mann vor ihr. Er sah genauso aus, wie Stryker ihn beschrieben hatte … bis hin zu dem weißen Kaschmirmantel.
Es ist wahr. Alles.
Er war Acherons persönlicher Todesengel, der gekommen war, um sie zu töten, weil sie Acherons Autorität infrage gestellt hatten. Sie verspürte den spontanen Drang, sich zu bekreuzigen, beherrschte sich aber gerade noch. Ihn wissen zu lassen, dass sie Angst vor ihm hatte, war so ziemlich das Letzte, was sie jetzt brauchte.
Ihre krankhaft abergläubische und erzkatholische Mutter hatte ihr als Kind erzählt, der Teufel zeige sich stets mit dem Gesicht eines Kindes. In diesem Fall stimmte es ohne jeden Zweifel. Der Mann vor ihr war einer der perfektesten Vertreter seiner Gattung. Er hatte dunkelblondes, mit goldfarbenen Strähnen durchsetztes Haar, das ihm bis knapp zu den Schultern reichte. Er trug es offen und hatte es lässig aus seinem perfekten maskulinen Gesicht gestrichen. Auf seinen wohlgeformten Wangenknochen zeigten sich die Stoppeln eines Zweitagebarts, was ihm etwas Wildes, Ungezähmtes verlieh.
Wie ihre Augen besaßen auch seine die mitternachtsschwarze Farbe der Dark Hunter, trotzdem spürte sie instinktiv, dass er keiner von ihnen war – nicht zuletzt, weil er ihre Kräfte nicht schwinden ließ.
Er verströmte eine Aura extremer Macht und tödlicher Gefahr, die die Luft zwischen ihnen flirren ließ und ihr die Nackenhaare sträubte.
»Was wollen Sie hier?«, fragte sie und bemühte sich um einen gelassenen Tonfall, obwohl ihr Angriff mit dem Messer keinen Zweifel daran gelassen hatte, dass sie alles andere als begeistert von seiner Gegenwart war.
Ja, es war ein wirklich schlauer Zug von ihr gewesen. Sie musste sich beherrschen, nicht die Augen zu verdrehen – mit ihrem unüberlegten Angriff hatte sie ihm möglicherweise verraten, dass sie über ihn Bescheid wusste. Sie konnte nur hoffen, dass sie diesen Schritt nicht bitter bereuen würde.
»Sie haben mich eingeladen«, erklärte er mit einem beunruhigenden, boshaften Lächeln.
War das eine Anspielung auf Ashs Existenz als Daimon? Ein Daimon konnte ein Haus lediglich betreten, wenn er ausdrücklich eingeladen worden war.
Oder war es nur eine unüberlegte Bemerkung?
Wie auch immer – sie war nicht bereit, ihn willkommen zu heißen … noch nicht. »Ich habe Ash eingeladen. Nicht Sie. Ich weiß noch nicht einmal, wer Sie sind.«
»Alexion«, antwortete er wie aus der Pistole geschossen. Seine Stimme war tief und sonor mit dem winzigen Hauch eines Akzents, den sie jedoch nicht zuordnen konnte.
»Alexion …?«, wiederholte sie und fragte sich, wie sein Nachname lauten mochte.
Er machte keine Anstalten, ihn zu verraten. »Alexion. Sonst nichts.«
Keller stand auf und trat zu ihnen. »Ash hat ihn geschickt, damit er ein paar Tage bleibt und dem auf den Grund geht, was du über diesen abtrünnigen Dark Hunter gesagt hast.«
Sie bedachte Keller mit einem strengen Blick. »Hat Alexion dir das gesagt?«
Er erstarrte, als ihm bewusst wurde, dass er möglicherweise einen Fehler begangen hatte. »Ja, und ich habe Ash sogar selbst angerufen. Er hat es bestätigt.«
Sehr brav. Er hatte sich also nicht auf das
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