Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
er anderen ein Schicksal zuteilwerden ließ, dem er selbst entgangen war, seinem Vorhaben etwas Makabres. »Wie viele andere haben Sie und Acheron schon zu einer Existenz als Shade verdammt?«
»Keiner von uns tut so etwas leichtfertig, so viel kann ich Ihnen versichern. Nur diejenigen, die gestorben sind, weil sie Jagd auf hilflose Menschen gemacht haben, sind dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit in diesem Zustand zu verharren. Alle anderen, die in Ausübung ihrer Pflicht gestorben sind, kommen in eine Art Paradies, wo es ihnen gut geht und sie nicht leiden müssen. Das würde Acheron niemals zulassen.«
Danger runzelte die Stirn. Das hatte sie noch nie gehört. Bisher waren sie alle davon ausgegangen, dass diejenigen, die in Ausübung ihrer Pflicht starben, dasselbe leidvolle Dasein erwartete wie die Shades.
Und zwar unwiederbringlich.
»Wieso hat Ash uns nie etwas davon gesagt?«
»Weil ein Shade im Gegensatz zu einem Dark Hunter nicht zu seiner Existenz als Mensch zurückkehren kann. Jede Hoffnung auf eine zukünftige Reinkarnation ist vergebens. Sie können nicht darauf hoffen, jemals wieder ein normales Leben zu führen.«
Das klang für ihre Begriffe keineswegs logisch. Er war doch real, schien aus Fleisch und Blut zu bestehen. »Aber Sie …«
»Ich besitze keinen menschlichen Körper, Danger.« Er blickte mit schmerzverzerrter Miene an sich hinunter. »Diese Gestalt, die Sie im Augenblick sehen und spüren, hat gewissermaßen ein Ablaufdatum. In ein paar Tagen muss ich in meine Welt zurückkehren, sonst verschwinde ich vollends. Acheron hat Angst, dass die Dark Hunter, wenn sie herausfänden, dass es doch eine Möglichkeit gibt, den Qualen zu entgehen, noch erbarmungsloser wären und sich noch weniger vor dem Tod fürchten würden. Aber glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass es da draußen noch viel schlimmere Dinge als den Tod gibt.«
»Und zwar?«
Das Leid in seinen Augen ließ Schlimmes ahnen, und als er fortfuhr, wusste sie, dass er aus eigener Erfahrung sprach. »In der Ewigkeit allein leben zu müssen, ohne die Hoffnung, dass sich jemals etwas daran ändert. Sie haben keine Ahnung, was für ein Glück Sie und all die anderen Dark Hunter haben. Sie leben in der ständigen Gewissheit, dass Sie eines Tages wieder frei sein können. Das ist eine Hoffnung, die Ihnen stets bleibt.«
Danger schnürte es den Hals zu. Er war einmal einer von ihnen gewesen. Und ihm hatten sie es zu verdanken, dass sie die Möglichkeit hatten, jederzeit auszusteigen. Wäre er nicht gewesen, hätte ihnen Artemis niemals dieses Schlupfloch gewährt. Wie entsetzlich, mit der Gewissheit leben zu müssen, dass man anderen ein so unglaubliches Geschenk gemacht hatte, das man selbst niemals würde in Anspruch nehmen können. »Es tut mir sehr leid, wie ich Sie behandelt habe.«
Verwirrt musterte er sie.
»Sie hätten mir sagen müssen, dass Sie selbst früher ein Dark Hunter waren.«
»Warum ist das wichtig?«
»Es ist wichtig«, meinte sie und strich ihm behutsam über den Arm. »Wenn Sie die Wahrheit sagen, und ich gehe davon aus, dass Sie das tun, weiß ich, dass Stryker gelogen hat.«
Bei der Erwähnung dieses Namens wurde er blass. »Stryker? Der Daimon?«
»Sie kennen ihn?«
Alexion stieß einen Fluch aus und wandte den Blick gen Himmel. »Acheron! Falls du mich hören kannst, schaff sofort deinen Hintern hierher, Boss. Wir haben ein echtes Problem.«
Als nichts passierte, fluchte er erneut. »Acheron!«
»Was ist los?«, fragte Danger.
»Ich weiß noch nicht einmal, wo ich anfangen soll, Ihnen klarzumachen, wie sehr wir am Arsch sind, wenn Stryker hier ist und Acheron nicht.«
»Er ist doch nur ein Daimon.«
»Nein«, widersprach er. »Er ist ein Gott. Und zwar ein überaus bösartiger, der Acheron aus tiefster Seele hasst.«
Das klang nicht gerade vielversprechend. Angst stieg in ihr auf. Wenn sich jemand, der so mächtig war wie Alexion, vor dem Kerl fürchtete, war die Lage brenzlig. »Im Ernst?«
»Sehe ich aus, als würde ich Witze machen?«
Nein. Ganz und gar nicht. Sie fluchte ebenfalls.
Alexion schüttelte den Kopf, als wolle er ein lästiges Insekt vertreiben. »Simi«, stieß er aufgebracht hervor. »Hör sofort auf, mich zu beobachten, und hol akri . Ich brauche ihn.«
Augenblicke später hörte Danger eine Stimme, bei deren Klang sie einen erleichterten Seufzer ausstieß.
»Danger? Alexion?«, rief Acheron aus der Diele.
»Gott sei Dank«, sagte sie und ging zur Tür.
»Nein!«, rief
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