Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
letzten Male, als Simi allein losgezogen war, hatte es in einer Katastrophe geendet. In Alaska war sie beinahe umgekommen, und in New Orleans …
Noch heute konnte er nicht daran denken, ohne dass blanke Wut in ihm aufstieg.
»Das geht nicht, Simi.«
»Aber wieso nicht?«
Er seufzte tief. »Ich kann sein Schicksal nicht beeinflussen. Das weißt du ganz genau. Er erfüllt seine Aufgabe, und wenn ich ihm antworte, werde ich höchstwahrscheinlich bloß tun, worum er mich bittet. Deshalb habe ich zu unser aller Wohl seine Stimme in meinem Kopf ausgeschaltet und kann dir nur raten, dasselbe zu tun.«
Schmollend zog sie die sfora aus ihrer pinkfarbenen sargförmigen Handtasche. »Dann mach wenigstens, dass dieses Ding funktioniert, damit ich ihn sehen kann.«
»Nein.«
Sie grollte. »Aber was, wenn er verletzt wird? Wenn er stirbt?« Sie wurde bleich. »Du kannst ihn nicht sterben lassen, akri . Simi hat Alexion so lieb.«
Er hob die Hand und strich ihr das lange schwarze Haar aus dem Gesicht. »Ich weiß, edera «, sagte er – das atlantäische Wort für »mein süßer Schatz«. »Aber sein Schicksal liegt jetzt in seinen Händen, nicht in meinen. Ich werde es nicht verändern.«
Sie schmollte noch mehr. »Du kontrollierst das Schicksal. Jedes Schicksal. Du kannst machen, dass alles wieder gut wird. Bitte tu es für Simi, ja?«
Das war leichter gesagt als getan. Er war das lebende Beispiel für die Katastrophe, die genau dann passierte, wenn jemand versuchte, das Schicksal eines anderen zu manipulieren. Sein ganzes Leben, sowohl als Mann als auch als Gott, war zerstört worden, nur weil andere versucht hatten, sein Schicksal zu beeinflussen. Er würde so etwas niemals wieder bei jemand anderem tun. »Simi, das ist nicht fair, und das weißt du ganz genau.«
»Aber es ist auch nicht fair, dass ich Alexion in meinem Kopf höre und ihm nicht helfen kann. Er klingt nicht gut, akri . Ich glaube, die Leute dort sind gemein zu ihm. Lass Simi gehen und sie aufessen.«
Ash schloss die Augen und versuchte Alexions Zukunft zu sehen, um Simi beruhigen zu können.
Doch da war nichts als undurchdringliche Schwärze. Verdammt. Er hasste es, dass er die Zukunft derer, die ihm am nächsten standen, ebenso wenig sehen konnte wie seine eigene.
Er überlegte, Atropos zu rufen, die griechische Schicksalsgöttin, die mit der Durchtrennung des Lebensfadens betraut war. Sie würde ihm sagen können, ob Alexion sterben würde. Doch er verwarf den Gedanken wieder. Sie hasste ihn aus tiefster Seele.
Keine der griechischen Schicksalsgöttinnen würde ihm je die Zukunft vorhersagen. Sie hatten sich schon vor Jahrhunderten von ihm abgewandt. Für sie war er längst tot und vergessen.
»Wir werden abwarten müssen, was passiert.«
Schaubend stand Simi auf, ging zur Tür hinaus und schlug sie krachend hinter sich zu.
Ash massierte sich die Schläfen, als der Lärm von den Wänden widerhallte. Da er emotional nicht an die Dark Hunter in Mississippi gebunden war, wusste er, wer von ihnen sterben und wer am Leben bleiben würde – ein Wissen, das ihn mit großer Traurigkeit erfüllte. Er konnte nur inbrünstig hoffen, dass es Alexion gelang, sie rechtzeitig zur Umkehr zu bewegen und sie vor diesem Schicksal zu retten.
Nur mithilfe ihres freien Willens würde es ihnen gelingen, dem zu entgehen, was ihnen bevorstand.
Aus diesem Grund hatte er Alexion zu Danger geschickt. Schon seit der Zeit ihrer Ausbildung hatte er eine Schwäche für sie. Die zierliche Französin verbarg ihr weiches Herz unter einer tödlich giftigen Schale, um sich andere vom Leib zu halten, doch er wusste, was sie vor ihnen verbarg. Sie war eine anständige Frau, die von anderen aufs Übelste verraten worden war. Sie tot zu sehen, war das Letzte, was er wollte. Und doch war ihm klar, wie sinnlos sein Wunsch nach dem war, was hätte sein können.
Dangers Tage waren gezählt, und wenn nicht gerade ein Wunder passierte, gab es nichts und niemanden, der sie retten konnte.
18
Mit einem tiefen Seufzer öffnete Danger die Tür zu ihrem Haus. Sie hatten die letzten Stunden damit zugebracht, sämtliche Dark Hunter aufzusuchen, und feststellen müssen, dass sie fast ausnahmslos ziemlich schlecht auf Acheron zu sprechen waren. Okay, auch ihr fiel seine ausweichende Art ab und zu auf die Nerven, aber was sie von ihnen gehört hatten, war absolut lachhaft.
Sie gaben ihm die Schuld daran, dass sie in Mississippi (ein Landstrich, den sie persönlich heiß und innig liebte)
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