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Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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Willen nicht zumute, aber ich war zu eingeschüchtert, um eine dicke Lippe zu riskieren. Von dieser Frau ging eine beschützende Energie aus. Sie war stark und hatte eine selbstbewusste Ausstrahlung. Mit ihr wollte ich es mir auf keinen Fall verscherzen.
    »Die Oberste Wächterin scheint dieser Meinung zu sein«, murmelte ich. »Viele Wesen hier glauben anscheinend, ich hätte vor, ihre Welt zu zerstören.« Das hörte sich ein wenig melodramatisch an, aber so war es doch auch, oder?
    Die Priesterin neigte sich zu mir. In den indigoblauen Tiefen ihrer pupillenlosen Augen konnte ich silberne und blaue Wirbel erkennen.
    »Ich hoffe, es ist nicht deine Absicht, unsere Welt zu zerstören, Tochter des Morpheus, denn einige von uns gehen davon aus, dass du sie rettest.«
     
    »Ausgelöscht?« Noah stellte eine Flasche Bier vor mich auf den Esstisch, auf dem wir wenige Stunden zuvor Sex gehabt hatten. »Was zum Teufel soll das bedeuten?«
    Obwohl ich Bier nicht so gern trank, nahm ich einen Schluck. »Wenn ich ausgelöscht werde, höre ich im Traumreich auf zu existieren. Dann wäre ich dort tot.«
    Er erbleichte. »Ich dachte, das ist unmöglich!«, sagte er erschrocken. Er trug jetzt ein ausgebeultes schwarzes T-Shirt und die Ironman-Pyjamahose, die ich ihm bei Target gekauft hatte. »Du hast immer gesagt, du bist dort unsterblich!«
    »Theoretisch schon.« Ich trank noch einen Schluck. »Es ist kompliziert zu erklären. Wenn ich im Traumreich ausgelöscht werde und die Person, die ich jetzt bin, aufhört zu existieren, verwandelt sich meine Essenz in etwas anderes und lebt weiter.«
    »In was verwandelst du dich denn?«
    Ich zuckte die Achseln. »In alles, was sie wollen.« Ich hoffte inständig, der Rat der Nachtmahre würde mich nicht dem Nebel ausliefern.
    »Wärst du denn noch immer Morpheus’ Tochter?«
    »Ich wäre genauso ein Teil von ihm wie jedes andere Lebewesen auf der Welt. Aber ich bin dann nicht mehr ich, Noah, sondern das, wozu sie mich machen.« Meine Stimme wurde etwas schriller und zittriger. Noch bis vor einem Monat hatte ich nichts mit der Welt meines Vaters zu tun haben wollen, und jetzt … jetzt, da ich sie vielleicht verlieren würde, fürchtete ich mich davor.
    Es war mir auf einmal gleichgültig, dass mein eigenes Volk mich hasste und ich nicht dorthin passte. Dennoch gefiel mir das Leben im Traumreich. Dort fühlte ich mich wohl. Wenn ich keinen Zugang mehr zu der Traumwelt hätte, wäre ich auch in dieser Welt nicht mehr dieselbe.Was, wenn ich mich so stark veränderte, dass ich mich selbst nicht wiedererkannte? Was, wenn Noah mich dann nicht mehr wollte?
    Reiß dich zusammen. Du musst stark sein.
    Aber es gelang mir nicht. Nur für einen kleinen Augenblick ließ ich mich gehen, und schon war es passiert. Mir stiegen die Tränen in die Augen, und Angst schnürte mir die Kehle zu. Ich schluchzte einmal, dann noch einmal, bedeckte das Gesicht mit meinen Händen und begann zu weinen.
    Ich hörte, wie Noahs Stuhl über den Boden scharrte. Er nahm meine Hände und zog mich an seine harte Brust. Ohne darauf zu achten, dass meine Tränen sein T-Shirt durchnässten, schlang ich die Arme um ihn und weinte mich aus. Hinterher fühlte ich mich ein wenig erleichtert.
    Noah versuchte nicht, mich zu beruhigen. Das gefiel mir zwar, aber gleichzeitig kam es mir so vor, als brauche er die Tränen einer hilflosen Frau, um sich selbst besser zu fühlen. Dass das nicht so war, hätte mir eigentlich klar sein sollen.
    Ich löste mich von ihm und rieb mir die Augen trocken. Die Vorderseite seines T-Shirts war ganz nass. Ich schniefte. »Tut mir leid.«
    Er hielt meinen Kopf in seinen Händen und strich mir mit den Daumen über die Wangen. Dabei entdeckte ich unter einem Fingernagel noch einen Rest getrockneter Farbe – gebrannte Umbra, wenn ich mich nicht täuschte. Noah sah mich mit so viel Zärtlichkeit an, dass es mir wirklich und wahrhaftig das Herz zerriss.
    »Hast du mich wieder gemalt?« Ich versuchte, das Thema zu wechseln.
    Er grinste. »Kann schon sein. Geht’s dir besser?«
    Ich schniefte noch einmal, griff nach einer Serviette, die auf dem Tisch lag, und putzte mir die Nase. »Vielleicht wird es ja nicht ganz so schlimm, und der Rat entscheidet zu meinen Gunsten.«
    »Oder du sagst deinem Vater, er soll ein Machtwort sprechen und der Obersten Wächterin befehlen, seine Tochter in Ruhe zu lassen.«
    »Er kann nichts machen. Auch mein Vater steht nicht über dem Gesetz«, erklärte ich ihm.
    »Aber

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