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Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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Treppe hinab und auf die Straße.
    »Das brauchst du nicht«, sagte ich zu ihm, obwohl ich es rührend fand.
    Mit gerunzelter Stirn schob er die Hände in die Taschen seiner Jeans. Die Nacht war kühl, und er hatte keinen Mantel an. »Machst du Witze? Am liebsten würde ich dich keine Sekunde aus den Augen lassen. Nicht, solange dieser Dreckskerl noch frei rumläuft. Nie und nimmer.«
    Ich zog eine Braue hoch und verdrängte ein leichtes Schuldgefühl. »Wenn du dir jetzt noch auf die Brust trommeln könntest, würde mich das echt anmachen.«
    Er warf mir einen leicht verärgerten Blick zu. »Sei nicht so vorlaut.«
    Seufzend stellte ich mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich find’s aber trotzdem nett, dass du dir Sorgen machst. Ehrlich.«
    »Tu mir einen Gefallen.«
    »Jeden.« Das war mein Ernst. Ich wusste sehr wohl, dass Noahs Beschützerfimmel mit seiner eigenen Geschichte zu tun hatte, aber ich war schließlich auch nur ein Mensch, und der Typ, den ich am allertollsten auf der Welt fand, meinte es ja nur gut mit mir.
    Er blickte mich zögernd an. »Tu nichts, was dich bei der Obersten Wächterin noch tiefer in die Scheiße reitet.«
    Ich blinzelte überrascht – und auch das war nicht gespielt. Wie kam er darauf, dass ich etwas tun könnte, was mich »noch tiefer in die Scheiße« ritt? Und woher zum Teufel kannte er mich so gut?
    »Zum Beispiel?«
    Er lächelte wieder. »Das weißt du genau. All das, wozu du ins Traumreich gehen musst. Du tust schon genug für Mandy, da brauchst du dich nicht auch noch in Gefahr zu bringen.«
    Das alles sagte er nur, weil er Angst um meine Sicherheit hatte. Aber irgendwie hörte es sich an, als traute er mir nicht zu, auf mich selbst aufzupassen. Als hielte er mich für blöd.
    Als ahnte er, dass ich etwas vorhatte – was natürlich auch stimmte.
    »Weil Amanda ja schon einen Beschützer hat und nicht noch einen braucht, nicht wahr?« Das hörte sich ganz schön zickig an. Hatte er nicht ursprünglich gewollt, dass ich mich um sie kümmerte?
    Mit einer atemberaubend schnellen, schlangengleichen Bewegung zog er die Hand aus der Hosentasche, drückte sie gegen meinen Rücken und presste mich an sich. »Weil ich nicht will, dass dir etwas passiert«, sagte er aufgebracht. »Weil ich durchdrehen würde, wenn dir etwas zustieße.«
    Na gut. Das waren sicher bessere Gründe als meine. Und außerdem war ich genauso schlimm. Um Noah zu schützen – und damit er keine Dummheiten machte –, hatte ich ihm nichts von Durdan erzählt. »Okay«, piepste ich.
    Da küsste er mich – ausgiebig und leidenschaftlich. Als er sich wieder aufrichtete, drehte sich mir der Kopf. In diesem Augenblick tauchte wie durch ein Wunder ein Taxi auf. Er hielt es an und machte sogar die Tür hinter mir zu – natürlich nachdem er den Fahrer eingehend gemustert hatte. Verfolgungswahn, dein Name war Noah. Und dafür liebte ich ihn.
    Ich kam selbstverständlich wohlbehalten nach Hause und rief Noah auf dem Handy an, um ihm die gute Nachricht mitzuteilen. Wir wollten gerade auflegen, da wünschte er mir noch »süße Träume« für die kommende Nacht. Die Zweideutigkeit seiner Worte ließ mich doch tatsächlich erröten.
    Meine Mitbewohnerin Lola – dunkle Hautfarbe und kurvenreich (sie vergleicht sich selbst mit einer Packung Hühnchen: nur Brust und Keulen) – lachte, als sie mit mir in die Küche ging. Sie trug eine tiefsitzende Jogginghose und ein Tanktop und hatte das Haar zu Zöpfchen geflochten. Sie sah so niedlich aus, dass ich ihr am liebsten einen Klaps auf den Hintern gegeben hätte.
    »Hast du mit Noah gesprochen?« Sie grinste.
    »Nein, mit meinem Zahnarzt«, erwiderte ich schmunzelnd.
    Lola warf mir einen anerkennenden Blick zu. »Ich sollte mal den Zahnarzt wechseln.«
    Ich musste lachen und hüpfte förmlich ins Schlafzimmer, um mir etwas Bequemes anzuziehen.
    Julie – auch eine zierliche Dunkelhaarige – kam ein paar Minuten später. Neben den beiden fühlte ich mich wie eine Riesin, doch da ich es gelernt hatte, meine Körpergröße zu schätzen, machte mir das nichts aus. Genau genommen freundete ich mich inzwischen mit so einigem an, was mich früher gestört hatte. Ich machte mir kaum noch Gedanken um meine Länge und war zufrieden, wenn ich auf Dauer in Kleidergröße zweiundvierzig passte. Sicher, ich hätte dünner sein können, aber Noah mochte mich so, wie ich war, und ich, ehrlich gesagt, auch.
    Komisch, was? Ich war mir nicht sicher,

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