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Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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anders als ich mich selbst.
    »Wenn du wirklich gern normal wärst«, sagte er und lächelte, um seinen Worten die Schärfe zu nehmen, »würdest du nicht die Arbeit machen, die du machst. Wenn es dir nicht gefiele, anders zu sein, hättest du nicht so viel Angst davor, ausgelöscht zu werden.«
    »Ausgelöscht zu werden würde mich verändern. Dann wäre ich nicht mehr ich«, protestierte ich.
    An seinem selbstgefälligen Grinsen erkannte ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte. »Genau.«
    Vor so viel Wahrheiten über mich selbst flüchtete ich mich erneut in eine Trotzhaltung. »Ich nehme an, dir würde das nicht viel ausmachen.«
    Noahs Lächeln verblasste, doch seine Augen funkelten, als er mir die Arme von der Brust fortzog und meine Hände nahm. »Du bist einzigartig. An manchen Tagen mag ich das mehr als an anderen, aber dich mag ich immer, Doc. Mich interessiert nicht, ob Antwoine weiß, was du bist. Ich weiß es zumindest.«
    Das war so ziemlich das Netteste, was mir jemals einer gesagt hatte, und zu meiner großen Verlegenheit kamen mir die Tränen. »Oh.« Ich wehrte mich nicht, als Noah mich an sich zog und küsste. Seufzend gab ich mich dem sanften Druck seiner Lippen hin.
    Ich hatte auch nichts dagegen, dass er mich rücklings in die Kissen drückte, sondern zerrte sogar so lange an seinem Hemd, bis er mit dem Küssen innehielt, damit ich es ihm über den Kopf ziehen konnte. Mein eigenes Shirt folgte und dann unsere restlichen Kleidungsstücke. Endlich lagen wir Haut an Haut beisammen. Er war in mir, und unser Atem mischte sich, als wir uns im Gleichklang bewegten. Ich klammerte mich an Noahs Schultern und spürte seine harten Muskelpakete, während er ein letztes Mal zustieß. Unbewusst stöhnte ich auf, als ich kam, im selben Augenblick, als sich Noahs Körper auf mir versteifte und er, den Mund an meinem Hals, einen Seufzer ausstieß.
    In den seltenen Augenblicken wie diesem war mein Leben vollkommen.
     
    Bevor ich auf die Suche nach Madrene gehen konnte, musste ich noch eine gewisse Zeit mit Verek und Hadria verbringen. Gleich nach meiner Ankunft im Traumreich, nachdem Noah und ich eingeschlafen waren, rief die Priesterin mich zu sich. Ich verließ Noah nur ungern, wollte jedoch die einzige Person nicht verärgern, die, abgesehen von meinem Vater, auf meiner Seite stand. Als daher ihre Kutsche erschien, kletterte ich hinein und befand mich fünf Minuten später in der großen, dämmrigen Höhle, wo Hadria mir mitteilte, dass sie bei meinem Training mit Verek anwesend sein und mir auch selbst etwas beibringen wolle.
    Natürlich erklärte ich mich einverstanden – was blieb mir auch anderes übrig?
    »Ähm, Hadria …«, begann ich, entschlossen, die gute Gelegenheit zu nutzen.
    Die sonderbare hochgewachsene Frau lächelte. »Ja?«
    Ich warf einen raschen Blick auf Verek, doch er schien sich mehr für den Schatten, der sich in einer Ecke regte, zu interessieren als für meine Worte. »Ich bin nicht bloß ein Nachtmahr, stimmt’s?« Auch wenn Noah vorgab, zu wissen, was ich war, und damit zufrieden schien – ich war es nicht. Ich verspürte dieses unerklärliche Bedürfnis, mich selbst bis ins Kleinste zu erforschen. Seit dem Vorfall mit Jackey Jenkins hatte ich das Gefühl, nicht wirklich zu wissen, wer ich war – und wozu ich fähig war.
    Hadria schaute mich mit riesengroßen Augen an – wie die Perserkatze, die ich als Kind besessen hatte. »Nun ja, das stimmt.«
    Ich lächelte schmallippig. »Könntest du mir vielleicht sagen, was zum Kuckuck ich dann bin?« In Gegenwart von Erwachsenen sollte man seine Zunge besser hüten …
    Sie stellte eine Platte mit Obst und Käse, die ich vorher nicht bemerkt hatte, auf den Tisch. »Du hast ein wenig von allem in dir, was es in dieser Welt gibt. Von uns allen, und noch mehr.«
    Damit drehte sie sich um und verschwand durch eine Tür, die ich ebenfalls nicht bemerkt hatte.
    »Danke für die Erklärung«, murmelte ich.
    Da hörte ich hinter mir ein Lachen, und als ich mich umdrehte, sah ich, dass Verek mich beobachtete. »Was ist?«, fragte ich ihn mürrisch.
    Der prächtige große Bursche schüttelte nur den Kopf. »Nichts. Übrigens, heute trainieren wir wieder mit dem Nebel.«
    »Nein.« Ich schüttelte so heftig den Kopf, dass mir fast schwindelig wurde. »Kommt gar nicht in Frage.«
    Doch Verek lächelte nur. »Es war Hadrias Idee.«
    Jetzt hatte mich der Kerl.
    »Dawn?« Hadria kam mit einer weiteren Platte voller Speisen herein. »Gehe ich

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