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Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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hast.«
    »Du weißt gar nicht, was ich brauche, mein Alter.« Es sollte scherzhaft klingen, kam jedoch ein wenig seltsam heraus.
    Antwoine warf mir einen scharfen Blick zu, sagte jedoch nichts.
    Wir aßen eine Weile lang schweigend, bis ich es nicht mehr aushielt. »Antwoine?«
    Beim Blick seiner freundlichen braunen Augen fühlte ich mich gleich entspannter. »Was denn?«
    »Erinnerst du dich noch an den Tag, als wir uns im Drogeriemarkt begegnet sind?«
    Er lachte. »Du bist ohne dein Wechselgeld rausgerannt, weil du dachtest, ich wäre verrückt.«
    Ich lächelte. »Und du hast dir davon einen Eistee gekauft.«
    Er nickte, noch immer grinsend. »Stimmt genau. Und?«
    Ich stocherte mit meiner Gabel in den restlichen Nudeln mit Shrimps herum. »Woher wusstest du, was ich bin?«
    Sein Lächeln erstarb, und selbst seine Augen verloren ein wenig ihren Glanz. »Keine Ahnung. Ich wusste es einfach – genau so, wie ich wusste, was Madrene war, als ich sie das erste Mal sah. Es ist eine Begabung, nehme ich an.«
    Ich verbarg meine Enttäuschung darüber, dass er keine bessere Erklärung parat hatte, hinter einem angestrengten Lächeln. Dann verpasste er mir eine Breitseite.
    »Aber du bist nicht einfach nur ein Nachtmahr, Dawn.«
    Ich erstarrte – das Essen auf meinem Teller war vergessen. »Was bin ich denn?«
    Mein Freund schüttelte mit einem so erstaunten Gesicht den Kopf, dass mir ganz unbehaglich wurde. »Ich will verdammt sein, wenn ich das weiß, Kind. Verdammt will ich sein.«
     
    »Gibt es etwas, was du mir erzählen möchtest?«, fragte Noah später am Abend, als wir auf meinem Sofa saßen und uns eine Folge von
Firefly
anschauten. Ich besaß das Set mit allen Folgen und den Film. Wenn es um Dialoge und Charaktere ging, war Joss Whedon einfach unschlagbar.
    Ich verschluckte mich an einem Krümel Popcorn. War ich wirklich so leicht zu durchschauen? Und womit sollte ich anfangen? Ich trank einen Schluck Diät-Dr.-Pepper, bevor ich antwortete. Als ich mich zu Noah umdrehte, waren meine Augen feucht. »Wie kommst du darauf, dass ich dir etwas verschweige?«
    »Du bist so still«, antwortete er nur.
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Ist das schlimm?« Ich dachte immer, ich würde zu viel reden.
    »Es ist ungewöhnlich.« Er leugnete wohlgemerkt nicht, dass ich zu viel redete. Aber eins nach dem anderen.
    »Stört es dich, dass ich kein menschliches Wesen bin?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich denke nicht viel darüber nach.«
    »Aber wenn du daran denkst, stört es dich dann?«
    Noah drückte die Stopptaste der Fernbedienung, worauf Nathan Fillion mitten im Wort erstarrte. Dann drehte er sich ganz zu mir um. »Dich scheint es zu stören.«
    Moment mal, hier stellte
ich
doch die Fragen! »Also gut, ja. Wärst du nicht auch genervt, wenn du nicht wüsstest, was du bist?«
    Lächelnd legte er den Kopf schief. Vor den dunkelbraunen Kissen sah er einfach lecker aus. »Du bist du, Doc.«
    Ich fand das nicht witzig. »Vergiss, dass ich gefragt habe. Anscheinend ist es dir vollkommen egal, dass ich zur Hälfte ein Freak bin.« Störrisch verschränkte ich die Arme vor der Brust und kam mir dabei verdammt blöd vor.
    Noah zupfte an meinem Haar. »Wie kommst du denn jetzt darauf?«
    »Antwoine weiß auch nicht, was ich bin.« Jetzt war es heraus, und ich konnte die Worte nicht mehr zurücknehmen. Eigentlich hatte ich vorgehabt, noch ein bisschen länger zu schmollen. Darin war ich gut, vor allem wenn ich das Gefühl hatte, dass sich jemand über mich lustig machte.
    »So?«, fragte Noah mit ungläubiger Miene.
    Ich seufzte. »Er hat wohl ein besonderes Talent, Traumwesen zu identifizieren.«
    »Aber als ihr euch kennengelernt habt, nannte er dich doch einen Nachtmahr.«
    »Anscheinend bin ich mehr als das.« Wenn das noch ein Weilchen so weiterging, würde ich noch vor Selbstmitleid zerfließen.
    »Überrascht es dich?«
    »Ja.« Irgendwie schon. »Dich nicht?« Er machte nicht den Eindruck.
    »Du bist die Tochter eines Gottes – sein halb menschliches Kind. Deine Existenz ist ein Wunder, warum solltest du dann nicht etwas sein, was es noch nie zuvor gegeben hat?«
    Wenn er es so ausdrückte, klang es ganz einfach und richtig – als wäre ich kein Freak, sondern etwas ganz Besonderes, und das war in Ordnung.
    »Vielleicht wäre ich einfach gern normal.«
    Noah lachte. »Ja, klar.«
    Ich öffnete den Mund, doch ich brachte kein Wort heraus. Er wollte sich bestimmt nicht über mich lustig machen. Er sah mich einfach

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