Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
Vom Netzwerk:
sein Blick war wach und scharf. Er hatte eine ähnliche Ausstrahlung wie Morgan Freeman und sah aus, wie ich mir Will Smith in zwanzig Jahren vorstellte.
    Er war einer der wenigen Sterblichen, die sich jemals mit meinem Vater angelegt hatten. Ich war ziemlich sicher, dass es sich bei Antwoine um einen dieser ungewöhnlichen Menschen handelte, die es vereinzelt schon vor meiner Geburt gegeben hatte und deren Zahl immer größer wurde. Menschen, die einen gewissen Einfluss auf das Traumreich hatten – wie Noah.
    Antwoine jedenfalls hatte sich in einen Sukkubus verliebt, dann offenbar versucht, Morpheus zu töten, und war schließlich für den Ärger, den er verursacht hatte, in einen separaten Winkel des Traumreichs verbannt worden. Menschliche Wesen, muss man wissen, sterben, wenn sie nicht träumen können, doch bevor Sie jetzt zu gut von meinem Vater denken, überlegen Sie mal, was grausamer ist – jemanden ins Jenseits zu befördern, von wo aus er nach Belieben das Traumreich durchstreifen kann, oder ihm weiterhin den Zugang zu der Welt zu gestatten, in der sich das geliebte Wesen aufhält, ohne dass er es jemals wiedersehen darf.
    Antwoines Gesicht leuchtete auf, als er mich sah, und auch ich freute mich, ihn wiederzusehen, auch wenn wir uns noch nicht allzu lange kannten. Antwoine hatte auf Anhieb mein wahres Wesen erkannt – was selbst meinen Geschwistern nicht gelungen war.
    »Kind, du bist eine wahre Augenweide.« Lachend umarmte er mich.
    Ich lachte ebenfalls. »Du hörst dich an, als wärst du uralt.«
    Er ließ mich los. »Manchmal komme ich mir auch so vor.«
    Wir setzten uns, und der Kellner kam mit Wasser und den Speisekarten, die wir aber nicht benötigten. Ich wollte Pad Thai mit Shrimps, und Antwoine bestellte das Gleiche mit Hühnchen. Wir plauderten, bis das Essen kam und wir einigermaßen sicher sein konnten, dass uns niemand mehr stören würde.
    »Ich habe dich ja sehr vermisst, aber ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass du unserem Treffen nur deshalb derart bereitwillig zugestimmt hast.« Antwoine wickelte seine Nudeln wie Spaghetti um die Gabel. »Was ist denn los, kleine Dawn?«
    Ich berichtete ihm, was sich seit unserem letzten Zusammensein ereignet hatte – meine Begegnung mit Hadria, wie ich Durdan überredet hatte, sich zu stellen, und wie mir die Oberste Wächterin einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.
    Antwoine starrte mich über seinen Teller hinweg an, die Gabel mit den baumelnden Nudeln auf halbem Weg zum Mund. »Mit dir ist das Leben wirklich nie langweilig, was, Mädchen?«
    Ich lachte, als wäre tatsächlich alles so problemlos, wie es bei ihm klang. »Ich wollte dir nur zeigen, dass es für dich – oder Madrene – nicht unbedingt ein Vorteil ist, mit mir befreundet zu sein.«
    Unbekümmert schob er sich die Gabel in den Mund und kaute. »Mach dir um Madrene und mich keine Gedanken. Die Oberste Wächterin kann uns nichts anhaben.«
    Ich zog eine Augenbraue hoch. »Du scheinst dir ja ziemlich sicher zu sein.« Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mein Vertrauen in Antwoine für einen Augenblick ins Wanken geriet – wenn auch nur ein kleines bisschen – und ich den Verdacht hatte, dass er mir etwas verschwieg.
    Antwoine wischte sich den Mund mit einer Papierserviette ab und trank einen Schluck Wasser. »Bin ich auch. Sie könnte uns nur dann etwas tun, wenn Madrene und ich eines ihrer kostbaren Gesetze verletzten. Da wir beide keine Nachtmahre sind, unterstehen wir ihr genau genommen gar nicht.«
    Damit hatte er recht. Es bestand also überhaupt kein Grund zur Sorge. Wenn ich das Glück gehabt hätte, als Sukkubus geboren zu werden, hätte mir die blöde Kuh auch nichts anhaben können. Andererseits vielleicht doch, wegen der Prophezeiung.
    Die Prophezeiung. Haben Sie in Ihrem ganzen Leben schon mal so etwas Dämliches gehört? Wenn man sich vorstellt, dass manche Leute wirklich daran glaubten! Im Ernst, hatten die denn nichts aus der Sache mit Nostradamus gelernt? Weissagungen ließen sich immer auf unterschiedliche Weise deuten.
    »So«, sagte Antwoine lächelnd und spießte ein Stück Hühnchen auf. »Du willst also den Zorn des Königs riskieren, indem du die beiden zu Unrecht getrennten Liebenden wiedervereinst, ja?«
    »Ich habe es dir versprochen, und ich halte gern mein Wort.« Zumindest, wenn das nicht bedeutete, sich aus allem rauszuhalten.
    »Du brauchst dich nicht in Gefahr zu bringen, nur weil du mir ein Versprechen gegeben

Weitere Kostenlose Bücher