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Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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nur, ihre Tochter zu schützen und das Beste aus der Zeit zu machen, die uns noch bleibt.«
    Ihr Kind war mir piepegal, aber mit seinem Appell an meine romantische Ader hatte Antwoine Erfolg. »Ich werde es versuchen.« Mehr konnte ich ihm nicht versprechen.
    Rasch und ohne weitere Auseinandersetzung beendeten wir unser Mittagessen. Als ich ihn zum Abschied umarmte, spürte ich, wie aufgewühlt er war. Ob er fürchtete, Morpheus würde ihn und Madrene für immer trennen? Oder kamen ihm auch Zweifel über die Frau, die er liebte? Ich wusste es nicht, und offen gestanden war Antwoines Liebesleben meine geringste Sorge.
    Aber was, zum Teufel, sollte ich nur mit dieser Obersten Wächterin anfangen, die mir im Nacken saß?
    Auf dem Rückweg zu meinem Büro fasste ich einen Entschluss. Leider musste ich noch zwei Termine hinter mich bringen, bevor ich ihn in die Tat umsetzen konnte. Aber wahrscheinlich war das ganz gut so, es verhinderte ein allzu impulsives Vorgehen. Und da Impulsivität bei mir dazu führte, dass meine Augen seltsam aussahen und ich in der Lage war, riesige Nachtmahre quer durchs Zimmer zu werfen, war es bestimmt besser, dass mir noch Zeit zum Nachdenken blieb.
    Als die Termine endlich vorüber waren, ging ich ins Bad und schloss mich wie gewöhnlich ein. Dann öffnete ich eine Pforte, trat hindurch und schloss sie hinter mir. Verfolgungswahn ist hartnäckig, und obwohl man mir gesagt hatte, dass kein Mensch meine Pforten sehen kann, wollte ich nicht riskieren, dass Bonnie womöglich auch noch wunderliche Fähigkeiten entwickelte. Langsam kam es mir so vor, als könnte das jeder.
    Da ich der Obersten Wächterin schon öfter begegnet war, gelang es mir mit Leichtigkeit, sie aufzuspüren. Gelernt ist gelernt. Dieses Mal kam mein Vater mir nicht auf die Schliche, da ich es schaffte, meine Emotionen nicht allzu offensichtlich werden zu lassen.
    Ich hätte die Oberste Wächterin auch »rufen« und ihr mitteilen können, dass ich sie zu sehen wünschte, doch da sie mich mit Missachtung strafte, wollte ich es ihr mit gleicher Münze heimzahlen.
    Ich fand mich vor einem niedrigen schmiedeeisernen Tor wieder, das zu einem kleinen englischen Garten mit einem merkwürdigen Cottage darin führte. Alles war ruhig und friedlich. Und hier lebte dieses Scheusal von Wächterin?
    Ich trat durch das Törchen, ging auf das Haus zu und stieg die drei flachen Stufen zur Eingangstür hinauf. Es war eine schwere, alte, zerschrammte, aber offensichtlich solide Eichentür. Der eiserne Türklopfer hatte die Form eines Dolches, der aussah wie Vereks Tattoo – das Symbol der Nachtmahre. Ich klopfte an.
    Und wartete.
    Ich brauchte zwar nicht lange zu warten, doch immer noch länger, als mir lieb war. Und das wusste sie bestimmt. Dennoch wunderte ich mich, wie wenig Angst ich hatte, als sie schließlich die Tür öffnete. Ich war einfach nur ärgerlich.
    Da standen wir nun, nur sie und ich. Und ich war eindeutig größer.
    »Hallo, Prinzessin«, sagte die Oberste Wächterin grinsend. »Du wolltest mich sprechen?«
    Was würde sie wohl tun, wenn ich ihr eins aufs Maul gab?
    Im Ernst: Würde sie kreischen wie eine Krähe oder kämpfen wie eine in die Enge getriebene Ratte? Ich entschied mich für die Ratte, und da ich Ratten nicht traue, hielt ich meine Arme mit den fest geballten Fäusten eng an den Körper gepresst.
    »Ich glaube, wir müssen uns unterhalten«, knurrte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Aha.« Sie machte keine Anstalten, zur Seite zu treten und mich einzulassen. »Worüber?«
    »Darüber, dass du mich auslöschen lassen willst, weil ich angeblich einen Träumenden in Gefahr gebracht habe – denselben, den du bedroht hast.«
    Ihre bleichen Wangen röteten sich vor Vergnügen. »Noah hat gepetzt. Das habe ich mir gedacht. Wirklich, Dawn, wie kannst du mit einem Typen befreundet sein, der sich hinter dir versteckt?«
    Sie wollte mich herausfordern, aber ich sprang nicht darauf an. »Lass Noah in Ruhe. Du hast nichts mit ihm zu schaffen.«
    »Er ist auch einer von den abartigen Widerlingen, die unsere Welt bedrohen. Er ist fast so scheußlich wie du.«
    Ich zog eine Braue hoch. »Hmm. Sieht fast so aus, als würdest du deine Befugnisse überschreiten. Du bist ein Nachtmahr, und als solcher hast du die Aufgabe, Träumende zu beschützen.«
    Sie wurde so rot, wie es nur Rotschöpfen gelingt. »Meine Aufgabe ist es, diese Welt zu beschützen.«
    Jetzt hatte ich sie. »Nein, vor allen Dingen sollst du Träumende

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