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Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition)

Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition)

Titel: Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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Flughafen, und der ist jetzt eröffnet.
    – Ach. Und machen sie das mit den Flugzeugen dann auch wieder?
    – Nee, das wäre ja doof für die Umwelt. Nein, nein, sie schreiben, es sei der weltweit erste Flughafen, der schon bei der Eröffnung ein Museum ist. Das ging jetzt mal wirklich schnell.

Die Nazimeerschweinchen
    Als ich kürzlich in alten Notizen blätterte, bin ich auf einen Entwurf für einen Roman oder Film gestoßen, den ich im Alter von sechzehn oder siebzehn Jahren angefertigt haben muss. Im Groben geht es bei der Geschichte um eine Gruppe von Neonazis, die irgendwie auf die Esoterikschiene geraten sind und nach Indien reisen. Dort erlangen sie Geheimwissen und finden heraus, dass die Seelen von Hitler, Goebbels, Göring und Himmler in den Körpern von Meerschweinchen wiedergeboren wurden. Zuvor hatte ihr Geist natürlich schon jede Menge andere Lebensformen durchlaufen, doch das wird nur am Rande mit so einem Rückblendezeitraffer erzählt.
    Tatsächlich finden die Neonazis dann irgendwann die Tiere mit den Altnaziseelen, und ein wenig kann man die selbstverständlich auch am Äußeren erkennen. Also das Hitlermeerschweinchen hat eben diesen typischen Bart und bellt eher abgehackt, als dass es quiekt. Goebbels ist klein und zieht ein Bein nach. Die Schweine Göring und Himmler hingegen sind einfach furchtbar dick und strecken immer aufgeregt die rechte Vorderpfote aus.
    Die jungen Rechtsradikalen machen dann die Nazimeerschweinchen zu ihren Chefs und wollen unter ihrer Führung die Weltherrschaft erringen. Der israelische Geheimdienst und der amerikanische Geheimdienst bekämpfen die Meerschweinchen, wollen sie gefangen nehmen und vor ein Gericht stellen. Es treten aber auch noch Tierschützer auf den Plan, und es entbrennt eine ethische Diskussion darüber, ob Tiere generell geschützt werden sollten, selbst wenn sie nachweislich Nazis sind. Am Ende spitzt sich alles zu, es explodiert sehr viel, und Meerschweinchen der Résistance besiegen mit Hilfe von Hamstern und Chinchillas die Nazitiere, die, wie sich zeigt, aus der Geschichte überhaupt nichts gelernt haben.
    Der Film ist damals nicht realisiert worden. Insbesondere auch, weil kein Tiertrainer in der Lage war, aus einem Meerschweinchen einen einigermaßen glaubwürdigen Hitler-Darsteller zu machen. Das Konzept des Rassismus und Rechtsradikalen ist Meerschweinchen einfach von Grund auf fremd. Man kann da praktisch gar nichts machen.
    Heute allerdings, mit den modernen Möglichkeiten der Computeranimation, könnte man das Nationalsozialistische vielleicht einfach auf die Meerschweinchen draufrechnen lassen. Müsste eigentlich gehen. Oder man lässt herausragende Schauspieler die Nazis darstellen und rechnet ihre Körper und ihre Mimik dann in Meerschweinchen um. Ein Bruno Ganz als pixelanimierter Meerschweinchen-Hitler beispielsweise. Eventuell müsste er das sogar nicht mal neu spielen, sondern man bearbeitet einfach das vorhandene Material. Also falls ein einflussreicher Filmemacher dies zufällig liest, Interesse hat und sich das zutraut: Ich könnte das Drehbuch jederzeit auffrischen.

Wohlfühlshopping
    Am Bahnhof in Bernau gibt es ein riesiges Einkaufszentrum, an dessen Fassade ganz groß steht: «Wohlfühlshopping».
    Es gibt so Wörter, die man einmal hört oder liest, und obwohl man eigentlich gar nicht richtig weiß, was das jetzt genau ist, machen einem schon diese Wörter an sich irgendwie Angst: «Triebkopfschaden», «Rentenversicherungslücke», «Leberzirrhose», «Currywurstsmoothie», «Wohlfühlshopping».
    Einige Leute mit großen Einkaufstaschen steigen in unseren Regionalzug. Die haben offensichtlich am Wohlfühlshopping teilgenommen. Ein Kind quengelt, will noch schnell was aus dem Süßigkeitenautomaten auf dem Bahnsteig. Der Vater erklärt: «Du hattest schon Eis, einen Hamburger, einen Schokomuffin und Cola.» Das Kind brüllt: «Genau, nie krieg ich etwas aus dem Automaten!»
    «Wohlfühlshopping». Natürlich nennen sie das nur so, um davon abzulenken, was Einkaufen wirklich ist. Nämlich Stress, nervend und teuer. Einkaufen kostet praktisch immer Geld. Klar, sonst hieße es ja auch Klauen. «Wohlfühlklauen». Schönes Wort, aber dafür wirbt keiner. Dabei gäbe es bestimmt einen Markt dafür.
    Der berühmteste Revolver im Wilden Westen hieß «Peacemaker», also Friedensmacher. Ich finde, das ist formal so ähnlich wie «Wohlfühlshopping». Mogelnamen gab es schon immer und überall. Würde man den Peacemaker heute

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