Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition)
Zollstock verschiedene Bücher ausgemessen habe, um zu schauen, welches mich interessiert, also vom Umfang her. Nicht das schlechteste Auswahlkriterium übrigens. Ein paar meiner heute allerliebsten Bücher habe ich seinerzeit eigentlich nur gekauft, weil sie von der Dicke her gut zu mir und meinem Bett passten.
Irgendwann kam ich allerdings leider auf die Idee, auch die anderen beiden Stützpfosten vom Bett wegzunehmen, um so noch mehr Regalplatz einzusparen. Immer mehr Bücher nutzte ich als Bettstützen, weshalb meine Schlafstätte höher und höher wuchs, sich quasi zu einem Bettbau zu Babel entwickelte, bis sie einfach zu instabil war und ich mich nicht mehr getraut habe, darin zu liegen. – Habe daher das Bett schließlich ganz den Büchern überlassen und stattdessen im kaputten Regal geschlafen. «Solange man keine Probleme hat, ist es unmöglich, Lösungen zu finden», lautet der Leitspruch der Mathematischen Fakultät der Universität Sankt Petersburg.
Das Internet scheint wieder zu funktionieren. Zumindest sind gegenüber fast alle von den Fenstern verschwunden. Wahrscheinlich ratlos an den Computer zurückgekehrt. Nur die, die geschrien, geschimpft, gerüttelt, gesteckt und sich beschwert haben, haben nun die Befriedigung, dass es etwas genützt hat. Ich beneide sie um ihr Erfolgserlebnis.
Zukunftssplitter
Es gibt wohl nur wenige Erfindungen, die wirklich die Geschichte der Welt verändert haben. Dinge wie das Rad, der Verbrennungsmotor, der Personal Computer oder auch der moderne Versandhandel, der dafür Sorge trägt, dass täglich circa zwölf verschiedene Paketboten mit achtzehn Paketen für fünfzehn verschiedene Bewohner unseres Hauses bei mir klingeln. Zwar treibe ich durch dieses ständige Rennen zur Tür jetzt endlich mal so etwas wie regelmäßigen Sport, aber andererseits kann ich auch keine Geschichte mehr schreiben, ohne nicht zwischendrin im Schnitt drei Zustellern öffnen zu müssen, wodurch sich mittlerweile in praktisch jeden Text verlorene Fäden oder größere gedankliche Sprünge einschleichen sowie ganze Absätze über Paketboten, die ich später mühsam wieder rausstreichen muss oder, wenn ich es vergesse, auch nicht, was außerdem die Frage aufwirft, wo das alles enden soll. Also wie überhaupt Erfindungen in der Zukunft noch gemacht werden, wenn – es klingelt …
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Auch im Dezember 2014 wird die Berliner S-Bahn wieder von einem unvorhersehbaren Winter überrascht. Jede Menge Wetter lässt den Betrieb erneut völlig zusammenbrechen. Berlin jedoch ist dieses Mal vorbereitet: Das sogenannte S-Bahn-Waiting ist der Megatrend bei Einheimischen und Touristen. Überall in der Stadt versammeln sich täglich unzählige Menschen, um gemeinsam ganz gezielt auf S-Bahnhöfen zu verweilen. Der Zauber des gemeinschaftlichen Wartens lockt längst Besucher aus aller Welt in die Metropole. Flashmobs werden organisiert, es gibt Livemusik, Straßenkünstler treten auf, und auf vielen Bahnsteigen wird gegrillt. Von überall her reisen Wartetouristen nach Berlin, um mit den Berlinerinnen und Berlinern unvergessliche Warteerlebnisse zu teilen. Längst überlegen auch andere Städte, ihre S-Bahnen kaputtzumachen, um vom S-Bahn-Waiting-Boom zu profitieren, und fordern daher Berliner Know-how an. Es heißt, original kaputte Berliner S-Bahnen könnten möglicherweise zum größten Exportschlager seit den Mauerstücken werden und den Senatshaushalt nahezu sanieren.
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Nicht wenige waren überrascht, dass es Apple doch noch einmal gelang, ein neues revolutionäres Gerät auf den Markt zu bringen. Das iSteam, also ein mobiles Dampfbügeleisen mit einer unfassbaren Menge an Apps. Wie viele andere war auch ich anfangs skeptisch. Ein iSteam, so ein mobiles WLAN -Dampfbügeleisen, brauche ich so etwas denn wirklich? Muss ich das echt unbedingt haben?
Aber jetzt muss ich schon sagen, es ist toll, einfach immer und überall bügeln zu können. Es garantiert völlige Unabhängigkeit. Heute könnte ich mir mein Leben ohne iSteam jedenfalls gar nicht mehr vorstellen. Natürlich geht das nicht nur mir so. Mittlerweile sieht man sie überall im Stadtbild, die jungen Leute, die in speziellen Cafés zusammen dampfbügeln und dann gemeinsam in ihrer Wolke stehen.
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Habe kürzlich einen Artikel gelesen, dem zufolge die Forschung in Südkorea mit aller Kraft eine weitere Entwicklungsstufe für intelligente Haushaltsgeräte anstrebt. Unter anderem geht es um
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