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Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition)

Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition)

Titel: Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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Wohnung gepasst hat».
    Eine Freundin hat sich von mir mal mit den Worten getrennt, ich hätte sowieso nur auf dem Weg gelegen. Eigentlich habe sie einen meiner Freunde gewollt, da der aber noch besetzt gewesen sei, habe sie die Zwischenzeit eben mit mir überbrückt. Ich sei mehr oder weniger so etwas wie ein Wartesemester gewesen. Nun, da ich seinerzeit diesbezüglich ohnehin eher die Haltung «Erst mal nehmen, was man kriegen kann!» hatte, war das eigentlich gar nicht so schlimm. Also aus heutiger Sicht betrachtet. Seinerzeit war ich schon ziemlich verletzt, denn es ist mir damals noch sehr schwergefallen, Dinge aus heutiger Sicht zu betrachten.
    Meine Betrachtungen zu diesem Ostsee-Urlaub sind aus heutiger Sicht übrigens auch relativ bedeutungslos, weil Kind und Freundin sowieso ganz begeistert von der Ferienhausidee mit den Freunden waren und ich eigentlich schon überstimmt war, bevor ich gefragt wurde. Vermutlich war ich auch nur deshalb dagegen, weil ich wusste, dass ich überstimmt werde. Eventuell ist das so ein kleines bisschen die SPD in mir.
    Trotz aller offenen und heimlichen Freude ist so ein Mehrgenerationenurlaub nicht immer ganz einfach. Zwar sind es in unserem Fall nur zwei Generationen, also Eltern und Kinder, aber schon das kann durchaus zu unüberbrückbaren Interessenkonflikten führen.
    So wie am Morgen des dritten Urlaubstages. Alle Eltern sind müde, wollen im Haus bleiben, lesen, dösen, vielleicht sogar hier und da versehentlich noch mal ein bisschen wegschlafen. Eben das Haus bewohnen. Deshalb sind wir ja schließlich da. Alle Kinder wollen an den Strand. Es droht Streit.
    Ich sage, es reiche doch, wenn ein Erwachsener mit den Kindern an den Strand gehe. Alle sind begeistert, jubeln. Die anderen Eltern bedanken sich, dass ich mich bereit erklärt habe, mit den Kindern an den Strand zu gehen.
    Fühle mich missverstanden. Erkläre: «Nein, nein. Welcher der vier Erwachsenen an den Strand geht, muss noch entschieden werden, man kann ja losen.»
    Ulrike guckt genervt, macht vier Zettel, schreibt auf jeden einen Namen, faltet sie, legt sie in eine Schale, hält mir diese hin und sagt: «Gott, ich weiß zwar nicht, welchen Sinn dieses Losen haben soll, aber wenn du dich dann besser fühlst …»
    Ziehe ein Los. Mein Name. Beklage mein Pech. Ulrike tröstet mich: «Na ja, war nicht nur Pech …»
    Rund anderthalb Stunden später sitze ich mit den vier Kindern am Strand. Also ich sitze, die Kinder sind sofort ins Wasser gestürmt. Es ist sehr heiß. Ich würde auch gern ins Wasser, aber ich muss ja auf die Wertsachen aufpassen. Alle lachen, planschen und haben Spaß. Nur ich sitze da und schwitze.
    Es dauert eine Weile, aber dann habe ich endlich eine Idee. Setze sie auch direkt in die Tat um. Lege mein Portemonnaie, das Handy und die restlichen Wertsachen in eine Plastiktüte und verschließe diese ganz, ganz fest, quasi luftdicht. Grabe dann mit der Plastikschaufel der Kinder ein circa fünfzig Zentimeter tiefes Loch, werfe die Tüte da rein, schütte alles wieder mit Sand zu und lege das große Handtuch drüber. So, das sollte als Tresor eigentlich reichen. Jetzt kann ich endlich auch ins Wasser. Bin stolz. Wieder mal ein schönes Beispiel für Lebensqualität durch Intelligenz. Mein Lebensmotto.
    Das Wasser ist viel zu kalt. Stelle fest, das Konzept Ostsee hat durchaus Schwächen. Am Strand zu heiß, im Wasser zu kalt. Und versalzen ist sie auch, aber hallo! Wer immer die Ostsee zubereitet hat, muss total verliebt gewesen sein. Hätte jetzt gern ein Eis, um mich von innen der Wassertemperatur anzunähern, aber das Geld ist ja vergraben. Die Kinder müssen auf Toilette. Das kostet fünfzig Cent. Verdammt. Erlaube ihnen, unauffällig in die Ostsee zu pinkeln. Dann wird die vielleicht auch ein bisschen wärmer.
    Beiße schließlich die Zähne zusammen und gehe richtig weit raus ins Wasser. Stolpere, verliere das Gleichgewicht, falle hin, schüttle mich und muss zugeben: Es ist großartig. Einfach ganz, ganz phantastisch. Was immer man getan hat oder tun musste: Für diesen Moment des Ins-Meer-Springens hat sich alles gelohnt. Es gibt kaum ein größeres und verlässlicheres Glücksgefühl. Vergesse alles um mich herum.
    Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, als ich endlich wieder aus den Fluten heraus an den Strand zurückkehre. Wahrscheinlich viel, und ich bin wohl auch ziemlich weit abgedriftet. Also zumindest, wenn man sich an unserem Lagerplatz mit den Handtüchern orientiert.
    Die

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