Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition)
auf dem Mars, wenn sich denn dort überhaupt welches befinden sollte, keinen Toaster benötigt, weil es da ja gar kein Brot gibt.
Dieser hochintelligente Toaster bleibt also in der Küche und ist dort über den Router, also per WLAN , permanent online. Wenn nun beim Frühstück irgendeine Frage auftaucht, kann man einfach den Toaster um Rat bitten. Der googelt das schnell, und wenn man dann zwei Scheiben Toast ins Gerät steckt, brennt der Toaster die Antwort direkt aufs Brot. Das Tollste allerdings ist: Man muss die Antworten nicht einmal lesen, was ja auch schwierig wäre, da es ein koreanisches Gerät ist. Nein, man isst einfach den Toast und weiß automatisch alles, was auf dem Brot gestanden hat. Eine wahre Revolution. Wenn sich das durchsetzt und ausgebaut wird, also dass man sich durch Essen Wissen aneignen kann, würde das viele Ausbildungen dramatisch verkürzen. Wenn man selbst komplizierteste, schwierigste Studiengänge und Spezialwissenschaften einfach begreift, indem man isst, würden bald die Menschen die Klügsten werden, die am meisten essen können. Ich glaube, das würde wirklich die Welt verändern.
Wobei, was die Forscher bei diesem Toaster im Moment wohl am allermeisten begeistert, war gar nicht so geplant. Im Prinzip ist es durch ein Versehen entstanden. Wie so vieles in der Welt der Wissenschaft. Irgendwann hat nämlich jemand gar keine Frage gestellt, trotzdem zwei Scheiben Toast getoastet und dann diese leeren Scheiben aufgegessen. Als Folge davon wusste er zwei oder drei Minuten lang nicht mehr als eine leere Scheibe Weißmehltoast. Hat genauso gefühlt und empfunden, wohl nichts weiter gedacht als: Heiß, heiß, heiß, heiß, heiß!
Das muss ein großartiges Gefühl gewesen sein. Diese wirklich völlige Leere im Kopf. Völlige Freiheit. Existenz ohne Fragen. Ein Triumph des Bewusstseins, wie man ihn sonst wohl nur durch jahrelanges Meditieren erreichen kann. Dieses vollkommene Glücksgefühl ist seither offensichtlich wie eine Droge für die Forscher. Und auch ich freue mich da schon total drauf. Zwei, drei Minuten lang nicht mehr denken als eine Scheibe Weißmehltoast. Kann es ein größeres Geschenk geben? Meiner Meinung nach wird da ein uralter Menschheitstraum wahr.
Das unterforderte Ferienhaus
Freunde haben ein Ferienhaus gemietet. An der Ostsee. Ein großes Ferienhaus. Und jetzt machen wir da mit ihnen Urlaub. «Weil es sich ja sonst nicht richtig lohnt.» Das war die offizielle Begründung. Also mit diesen Worten wurden wir gefragt, ob wir nicht mit ihnen, der befreundeten Familie, in diesem Haus unsere Ferien verbringen wollen. «Weil es sich ja sonst nicht richtig lohnt.»
Alleine kriegen sie das Haus nicht genügend bewohnt. Wenn zu wenig Leute darin wohnen, fühlt es sich wahrscheinlich unterfordert. So was sollte man nicht machen. Das ist wie mit Kindern in der Schule. Die darf man auch auf keinen Fall unterfordern. Sonst fangen die an, sich zu langweilen, werden unaufmerksam, machen Quatsch, sind abgelenkt, kriegen irgendwann überhaupt gar nichts mehr mit, werden immer schlechter, bis sie völlig den Anschluss verlieren, keinen Abschluss bekommen, auf die schiefe Bahn geraten und dann beispielsweise mit Drogen handeln.
So, und damit dieses Ferienhaus da an der Ostsee eben nicht irgendwann anfängt, mit Drogen zu handeln, sind wir jetzt also mit in den Urlaub. Das Haus auffüllen. «Damit sich das auch lohnt.»
Wie bei Einkäufen, wo man auch immer noch das eine oder andere dazunimmt, weil sich sonst der Weg nicht richtig gelohnt hätte. Ich habe mehrere, teilweise jahrzehntealte Teebeutelpackungen zu Hause, die ich nur aus diesem Grund besitze.
Es gibt sogar riesige, weltweit agierende Unternehmen, deren Geschäftsmodell nur auf diesen «Weil-sich-sonst-der-Weg-nicht-richtig-gelohnt-hätte-Käufen» basiert. Ganz vorn hierbei selbstverständlich Ikea.
Mittlerweile liegen seriöse Untersuchungen vor, die belegen, dass die «Weil-man-jetzt-grad-mal-da-ist-nehmen-wir-das-noch-schnell-mit-Käufe» bei Ikea rund siebzig Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen. Das ist deren Strategie. Ich kenne ein Paar, das dort ein Schlafsofa kaufen wollte, kein schönes gefunden hat, aber stattdessen mit anderen Einrichtungsgegenständen und Wohnaccessoires im Wert von circa 1 , 75 Schlafsofas nach Hause gekommen ist. Ein halbes Jahr später haben sie dann doch ein Schlafsofa bei Ikea gekauft, weil das – wörtliches Zitat! – «einfach am besten zu der restlichen Einrichtung der
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