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Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition)

Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition)

Titel: Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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hinaufgeschleift worden wäre.
    Als ich das erste Mal nach Garmisch-Partenkirchen kam, war ich trotz allem durchaus beeindruckt von diesen Bergen. Also das sind schon Oschis, die kann man nicht einfach so ignorieren. Man sieht dort ja vor lauter Bergen quasi schon die Landschaft nicht mehr. Noch dazu haben sie eine Kraft, diese Berge. Eine unheimliche, furchteinflößende Kraft. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, brüllte wahrhaftig eine Stimme in mir: «Naufi muss i, naufi! Auff ’n Berg, naufi!! Naufi, naufi muss i, naufi!!!»
    Also bin ich halt mal rauf. Auf den Hausberg. Der fängt praktisch schon im Ort an und wird dann schnell unglaublich steil. Also dermaßen steil, dass ich direkt dachte: Boarh, unnötig steil, der Berg. Auch die innere Stimme hatte durch den Kontakt mit einem realen Berg ihre Meinung geändert, brüllte nicht mehr «Naufi!», sondern eher: «Schwachkopf, Schwachkopf! Du bist ein Idiot, Schwachkopf! Was machst du hier? Schwachkopf!»
    Immerhin habe ich so begriffen, warum sich das Konzept Berge in Norddeutschland eigentlich nie richtig durchgesetzt hat. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, dieses Bergzeug. Berge machen einfach nur müde. Was soll das? Als Norddeutscher möchte ich da einmal zum Nachdenken anregen und feststellen: Man kann auch ohne Berge müde sein. Aber hallo kann man das! Und wie! Das ist nur eine Frage von Disziplin und Willensstärke.
    Als ich rot und nass geschwitzt, mit der Körperbeherrschung und Anmut eines Klumpen Hacks in der Sonne, nach rund zwei Stunden eine kurze Rast machte, stürmte ein älterer, aber rüstiger Bergbayer in unfassbarem Tempo an mir vorbei. Kurz vor meiner Höhe sprach er mich an:
    «Horschihahiuahuabergohoamihoama!»
    Ich weiß bis heute nicht, was er gesagt hat. Aber ich glaube, er hat es gut gemeint, weshalb ich erwiderte: «Ja, die sind aber auch echt hoch, diese Berge, echt hoch! Da rechnet man ja nicht mit. Und steil sind die, meine Herren.»
    Darauf antwortete er wirklich ausgesprochen freundlich in gut verständlichem Hochdeutsch: «Ach, da müssen Sie einfach in der Nebensaison noch einmal wiederkommen, Ende Oktober. Da haben wir hier Preußenwochen. Da machen wir die Berge nur halb so hoch.»
    Das war mal eine interessante Information. Hätte mir ruhig mal einer vorher sagen können. Ich bin dann sofort umgedreht, dadurch war der Berg ja quasi auch nur halb so hoch.

Modernes Theater
    Am Kölner Hauptbahnhof. Es wimmelt von Fußballfans. Köln hat gerade sehr überraschend 3 : 2 gegen Bayern München gewonnen. Jetzt begegnen sich die Fans am Bahnhof. Also quasi. Und ich bin mittendrin.
    Ich stehe auf dem Bahnsteig mit den Gleisen 8 und 9 , um nach Dortmund zu fahren. Rechts davon ist der Bahnsteig mit den Gleisen 6 und 7 , wo sich jede Menge Bayern-Fans aufhalten, um von hier den ICE nach München zu nehmen. Links hingegen, auf dem Bahnsteig mit den Gleisen 10 und 11 , warten Massen von Fans des 1 . FC Köln auf irgendeinen Regionalzug Richtung Siegerland. Um sich die Zeit zu vertreiben, brüllen sich die Fans ihre Fangesänge zu. Immer über meinen Bahnsteig hinweg.
    Das ist eine ungewöhnliche, aber nicht uninteressante Form der Unterhaltung. Die siegestrunkenen Kölner singen: «Zieht den Bayern die Lederhosen aus, Lederhosen aus …» Die niedergeschlagenen Bayern-Fans antworten mit einem aktuellen Bezug: «Ihr könnt keine U-Bahn bauen, ihr könnt keine U-Bahn bauen …»
    Kurze Anmerkung: Ich hatte dieses Erlebnis am Kölner Hauptbahnhof schon vor längerer Zeit, was man auch am Spielergebnis erkennen kann. Hätten die Kölner Fans damals geahnt, was vereinstechnisch auf sie zukommt, also gewusst, dass dies der letzte Sieg gegen Bayern München für sehr lange Zeit sein würde, schon deshalb, weil man bald nicht mehr in einer Liga spielen würde, hätten sie womöglich noch viel, viel lauter geschrien. Ende der Anmerkung.
    Einen der hübschesten Fußballgesänge habe ich mal im Stadion von Havelse gehört. Bei einem Pokalspiel gegen den 1 . FC Nürnberg wurde dort gesungen: «Ihr seht viel kleiner als im Fernsehn aus! Und dicker! Und dicker! Und dicker seid ihr auch!»
    Die Nürnberger Spieler hat das damals so irritiert, dass sie das Spiel tatsächlich verloren haben.
    In einem Pokalspiel im spanischen San Sebastián haben die Fans beim Elfmeterschießen immer laut die Ecke gerufen, in die der Schütze des gegnerischen Teams schießen sollte. «Unten links!», «Oben rechts!» oder «Mitte oben», natürlich auf Spanisch. Die

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