Wäre ich du, würde ich mich lieben (German Edition)
Spieler des FC Sevilla haben daraufhin vier von fünf Elfern verschossen und sind ausgeschieden.
Die Kölner Fans nehmen die Melodie des «Keine-U-Bahn-bauen»-Liedes auf und wählen den Klassiker: «Ihr könnt nach Hause fahren, ihr könnt nach Hause fahren …»
Die Bayern-Fans antworten: «Und ihr müsst hierbleiben, ja ihr müsst hierbleiben!»
Eigentlich könnte man so ganze Theaterstücke aufführen. Also das Publikum steht auf dem mittleren Bahnsteig, während links und rechts auf den Bahnsteigen sich Schauspieler über das Publikum hinweg ihren Text zubrüllen. Auch politische Diskussionen könnte man so veranstalten. In der Mitte die Wähler, links und rechts skandieren die Parteien ihre Programme. Wie Fußballgesänge. So etwas kann sehr überzeugend sein.
Kürzlich saß ich in einem Regionalexpress von Kassel nach Bielefeld. Mit mir Hunderte von Arminia-Bielefeld-Fans, die von einem Auswärtsspiel in Burghausen kamen. Diesen Fans war es streng untersagt worden, Alkohol im Zug zu trinken, weshalb sie sich während der fast zweistündigen Fahrt die Zeit damit vertrieben, durchgehend in einer recht leiernden Melodie zu singen: «Alkohooolverbooot im Regionaaalexpress, Alkohooolverbooot im Regionaaalexpress …» Ohne Unterbrechung, hundertzwölf Minuten lang. Noch heute wache ich manchmal nachts auf und träume von dieser Melodie. In jedem Fall bin ich seitdem ein entschiedener Gegner des Alkoholverbots im Regionalexpress.
Die Köln-Fans singen nun etwas kaum Verständliches, inhaltlich beschäftigt es sich aber wohl mit der Vermutung, die Eltern der Bayern-Fans hätten vier Beine gehabt oder seien Geschwister gewesen oder beides.
Das veranlasst die Bayern-Fans, bevor sie in ihren Zug steigen, mit der gewagten These zu antworten: «Euer Dom ist schwul!»
Die Köln-Fans aus dem Siegerland entgegnen vergleichsweise schlagfertig: «Naaa uunnd?»
Dann fährt der Münchner Zug ab. Die FC -Fans jubeln ihm noch etwas halbherzig hinterher, bleiben dann fast ein wenig traurig zurück und schauen sich ratlos um, ob nicht doch vielleicht noch irgendwo jemand ist, gegen den sie heute gewonnen haben. Sieht nicht so aus.
TALENT UND WIRKLICHKEIT
Die schönsten Weihnachtsmärkte der Welt (Folge 27 ): Der Wikinger-Weihnachtsmarkt von Rostock
Ich weiß nicht, ob Rostock noch einen zweiten, größeren Weihnachtsmarkt hat. Wahrscheinlich, denn der Wikinger-Weihnachtsmarkt ist wirklich klein. Sieben Buden, von denen drei geöffnet haben. Dazu noch ein echter Wikinger, der eine Art Wikinger-Event-Areal betreibt. Insgesamt soll der Markt, der direkt vor einem dieser Kaufhausklötze mit circa hastenichgesehnpaarhundertwennnichmehr Geschäften auf ungefähr jibtsjajarnichzigsteliarden Quadratmetern Verkaufsfläche stattfindet, eine traditionelle Wikinger-Weihnacht darstellen.
Nun gut, bedenkt man, dass Weihnachten ja eigentlich das Fest zur Geburt Jesu Christi ist, und berücksichtigt ferner, wann ungefähr die Wikinger so geherrscht und an welche Götter sie letztlich geglaubt haben, ist die Vorstellung, es gäbe so etwas wie eine traditionelle Wikinger-Weihnacht, alles in allem – überraschend. Aber egal.
Der Wikinger, der sich zusätzlich auch noch ein bisschen als Weihnachtsmann verkleidet hat, fragt mich, ob ich eine Wikinger-Urkunde erlangen wolle. Diese werde mich, so ich die Prüfungen bestehe, als echten Wikinger ausweisen und mir zudem einen Ermäßigungscoupon für eine Begleitperson beim Besuch des neuen Wickie-Films bescheren. Der Coupon gelte allerdings nicht für die Kinokarte, sondern nur für ein Wickie-Menü, bestehend aus einem Erfrischungsgetränk, Wikinger-Nachos sowie einem kleinen Geschenk, das ich – wörtliches Zitat! – «frei auswählen kann, sofern vorhanden».
Denke: Na, wer da nicht mitmacht, dem kannste aber mit nix mehr ’ne Freude machen. Der kann sich den Baum für seinen Sarg schon mal pflanzen.
Die Prüfung besteht aus drei echten Wikinger-Aufgaben. Die erste ist Dosenwerfen. Guck, schon wieder so eine Sache, die ich nicht über die Wikinger wusste. Wer hätte gedacht, dass die gern auf Dosen geworfen haben. Tatsächlich, muss ich zu meiner Schande gestehen, wäre ich mir nicht einmal sicher gewesen, ob die damals überhaupt schon Dosen hatten. Immerhin sind die Dosen mit Elchgesichtern bemalt. Vielleicht ein Kompromiss. Wahrscheinlich haben die Wikinger damals auf zu Pyramiden gestapelte Elche geworfen.
Mit meinem dicken Wintermantel bin ich leider ziemlich gehandicapt. Der
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