Waffenschmuggel
Vertreter seines Landes dadurch ernstliche Schwierigkeiten zu bereiten – er mußte sich von ihm auch noch retten lassen. Sie sehen also, Colonel, der Spaß ist vorbei. Meine Frau ist sehr nachsichtig. Nicht ein einziges Mal habe ich von ihr ein ›Ich habe es dir ja gesagt‹ zu hören bekommen – und werde es auch nie hören. Aber ich habe ein schlechtes Gewissen, und sie weiß es. Ich glaube, sie hätte es gern, wenn ich etwas dagegen täte. Und das will ich versuchen.«
Der Colonel lächelte spöttisch. »Ich verstehe. Sie möchten Ihre Hände in Unschuld waschen und so tun, als sei die Geschichte nie geschehen.«
»Ja, darauf wird es wohl hinauslaufen, nehme ich an. Erneute Selbsttäuschung, wie Sie sagen. Nun, vielleicht mißlingt es ja, aber das eine oder andere könnte ich immerhin tun.«
»Sie könnten sich ausweisen lassen, zum Beispiel? Und was soll damit erreicht werden?«
»Eines bestimmt. Tan würde sich wieder dort befinden, wo er am Anfang war. Ursprünglich konnte er diese Waffen wegen gewisser gesetzlicher Bestimmungen nicht von Manila ausführen, das hat er jedenfalls behauptet. Ich bin sein alleinbevollmächtigter Agent. Wenn man mich hier herauswirft, kann ich das Zeug nicht aus dem Zollverschluß herausholen oder die Eigentümerschaft übertragen. Das bedeutet, daß er die Waffen nicht aus Singapur ausführen kann. Und damit ist er dann wieder genau dort, wo er war, bevor ich ihm über den Weg lief, und die Waffen sind wieder auf Nummer sicher. Gerichtlich gegen mich vorgehen kann er nicht, denn die Umstände entziehen sich meiner Kontrolle. Seinen Scheck über tausend Dollar kann er von mir zurückbekommen. Schluß.«
Der Colonel sah verdutzt drein. »Ich verstehe zwar, worauf Sie hinauswollen, aber, mein lieber Freund, Sie erwarten doch wohl nicht ernstlich von mir, daß ich Sie deportieren lasse?«
»Allerdings. Es ist mein voller Ernst.«
»Ich bin kein Himmler, wissen Sie. Ich müßte einen solchen Antrag begründen können, und ich wüßte nicht, wie ich das tun sollte.«
»Wieso nicht? Sie haben doch selber gesagt, daß eine Beschwerde der indonesischen Regierung dazu ausreichen würde. Ich wette, inzwischen ist bereits eine unterwegs.«
»Wenn es stimmt, was Sie über General Iskaq sagen, dann halte ich das für sehr unwahrscheinlich. Seine Beschwerde würde über Medan gehen, und das hätte zur Folge, daß er zuerst eine Reihe von peinlichen Fragen beantworten müßte.« Er schüttelte den Kopf. » Nein, ich fürchte, das wird nicht gehen. Wenn Sie sich auf diese Weise von der Sache reinwaschen wollten, dann schlagen Sie sich das aus dem Kopf.«
»Na schön. Herzlichen Dank, daß Sie mir zugehört haben.«
Der Colonel blickte auf seine Uhr. »Ich muß gehen.« Er zögerte. »Es ist natürlich nicht meine Sache, aber ich habe den Eindruck, als gingen Sie unnötig hart mit sich ins Gericht, Nilsen.«
»Ja?«
»Und mit einigen Ihrer Mitmenschen ebenfalls.«
»Tan einbegriffen?« fragte Greg sarkastisch.
»An ihn hatte ich nicht gedacht. Sehen Sie«, fuhr der Colonel nachdenklich fort, »gelegentlich überkommt auch mich das Bedürfnis, vor mir selber als Tugendbold dazustehen. Ich kann also beurteilen, wie Ihnen zumute ist. Aber eines habe ich bemerkt: All das Reinwaschen und Sichherunterputzen läuft gewöhnlich darauf hinaus, jemand anderes anzuschwärzen. Komische Sache das, moralische Entrüstung.«
Greg schwieg.
»Diese Idee von Ihnen, zum Beispiel«, der Colonel unterbrach sich, um einem vorübergehenden Kellner in Malaiisch etwas zuzuflüstern. »War eigentlich keine so schlechte Idee, kommunistische Waffenvorräte an antikommunistische Kräfte zu verkaufen, ›um sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen‹, oder wie immer das Sprichwort lautet. Durchaus nicht schlecht, diese Idee.«
»Möglich. Wenn’s tatsächlich kommunistische Waffenvorräte gewesen wären.«
»Doch, doch, das waren sie.«
»Sie wollen doch nicht im Ernst behaupten, daß Sie an Tans Geschichte von einem Darlehen glauben, für das ihm die Waffen als Sicherheit überlassen wurden?«
»Nein, aber ich habe einen meiner Leute beauftragt, sich das Zeug einmal genauer anzusehen. Die Art der Waffen, die Hersteller, die Bezifferung der Munitionssätze, die Stückzahlen – das alles spricht ziemlich eindeutig für ihre Herkunft.«
»Und die wäre?«
»Geheimes Waffenlager der Terroristen. Es ist genau die Art von Sendung, wie sie vor vier oder fünf Jahren von den Chinesen über die
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