Waffenschmuggel
hoffte, Mr. Lee würde es wirklich so eilig haben, wie er behauptet hatte.
Am Montag traf er wieder mit Mr. Lee zusammen und zeigte ihm ein paar Schuß Munition und einen Ladestreifen.
Mr. Lee wischte das Fett vom Ladestreifen herunter und betrachtete die deutschen Warenzeichen eingehend. Schließlich steckte er den Ladestreifen in die Tasche.
»Scheint in Ordnung zu sein«, sagte er. »Selbstverständlich muß ich dieses Firmenzeichen erst nachprüfen. Inzwischen brauche ich noch ein paar Auskünfte von Ihnen. Wo soll die Anlieferung stattfinden?«
»Hier in der Gegend.«
»Was, glauben Sie, braucht man zum Abtransport der Waren?«
»Einen Dreitonnen-Lastwagen.«
»Lagern die Waren in der Nähe einer Straße?«
»Im Augenblick nicht. Sie können zu einem Ladeplatz geschafft werden, der fünfzig Meter von einer Straße entfernt liegt; aber dann ist es nötig, drei Tage im voraus Bescheid zu geben.«
»Das dürfte schwierig sein.«
»Das ist leider unumgänglich.« Girija sprach mit Bestimmtheit. Er hatte drei Jahre Zeit gehabt, dieses logistische Problem zu lösen, und wußte, daß es keine andere Antwort darauf gab.
»Fünfzig Meter von der Straße, sagten Sie. Würden Sie und Ihr Freund zur Stelle sein, um beim Einladen behilflich zu sein? Es müßte nachts geschehen.«
»Ich oder mein Freund würden dort sein. Zwei Mann könnten mit dem Aufladen in weniger als einer Stunde fertig werden. Am schwersten sind die Gewehrkisten. Es sind neun von der Sorte vorhanden, und jede wiegt etwa vierzig Pfund. Aber die Kisten haben Taugriffe.«
Mr. Lee blickte ihn interessiert an. »Sie reden, als hätten Sie Erfahrung auf diesem Gebiet?«
»Ich bin Geschäftsmann, Mr. Lee.« Girija machte eine Pause. »Vielleicht sollten wir jetzt, wo Sie die Muster geprüft haben, die finanziellen Bedingungen und Regelungen besprechen.«
Mr. Lee zog die Liste aus seiner Tasche. »Die Preise, die Sie hier aufführen, sind verrückt. Das wissen Sie natürlich.«
Girija lächelte. »Ich wußte, daß Sie das sagen würden. Und ich verstehe das natürlich. Diese Waren sind immer schwierig an den Mann zu bringen. Der richtige Käufer mag nicht sofort gefunden werden. Die Nachfrage ist nicht gleichbleibend. Die Transport- und Lagerungskosten sind hoch. Man muß mit sehr kleiner Verdienstspanne arbeiten. Deswegen bin ich auch bereit, fünfzig Prozent dieser Schätzpreise dem Verkaufsagenten zu überlassen.«
» Sie sind bereit dazu, Mr. Krishnan? Und was sagt Ihr Freund dazu?«
Girija war nicht aus der Ruhe zu bringen. »Gegenwärtig bin ich ermächtigt, in seinem Namen zu sprechen«, erwiderte er. »Ich sage ›gegenwärtig‹, weil mein Freund erwägt, nach Singapur zu gehen, um sich persönlich über die Marktlage zu informieren.«
»Könnte Ihr Freund die Waren transportieren?«
»Er hat Geduld. Er kann warten.«
Mr. Lee antwortete nicht sogleich. Er hatte genug von Girijas strahlendem Lächeln und dem lässigen Sing-Sang seiner Stimme.
»Ihre Preise sind verrückt«, wiederholte er kalt.
Wieder lächelte Girija. »Dann werde ich sie herabsetzen, Mr. Lee. Ich werde dreißigtausend malaiische Dollar netto akzeptieren.«
»Das ist ein unerheblicher Nachlaß.«
»Das ist der einzige, den ich geben kann.«
»Ich werde zwanzigtausend zahlen.«
Sie einigten sich schließlich auf fünfundzwanzigtausend, zahlbar einen Monat nach Übergabe der Waren. Über die Transaktion fertigten sie gemeinsam ein Protokoll an, durch das sich jede der beiden vertragschließenden Parteien gegen Mord oder Betrug von seiten der anderen Partei schützte.
Die Zusammenkunft endete in einer Atmosphäre guten Willens und gegenseitiger Hochachtung.
Am nächsten Tag nahm Tan Yam Heng den Zug nach Singapur zurück.
Eine Woche später flog Tan Siow Mong nach Hongkong. Er blieb nur zwei Tage dort; aber er konnte mit seiner Nichte und ihrem Mann, Khoo Ah Au, einen unterhaltsamen und konstruktiven Abend verbringen.
DRITTES KAPITEL
1
Zwölf Stunden nachdem sie von Kobe ausgelaufen war, geriet die ›Silver Isle‹ in schlechtes Wetter, und mehr als die Hälfte ihrer Passagiere suchten die Kabinen auf.
Das Schiff gehörte der ›Isle-Linie‹, die zwischen San Franzisko und Kalkutta einen Frachtdienst betrieb und dabei Yokohama, Kobe, Hongkong, Manila, Saigon, Singapur und gelegentlich auch Rangun anlaufen ließ. Mit der wachsenden Beliebtheit von Weltreisen hatte der Passagierverkehr der Gesellschaft schnell zugenommen; zwei ihrer neueren Schiffe waren
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