Waffenschmuggel
wurde, hatte er protestiert.
»Es war nett gemeint von Ihnen, Miss Drecker«, sagte er. »Aber Dorothy und ich sind es nicht gewohnt, zum Essen Wein zu trinken. Wenn es Ihnen also nichts ausmacht …«
» Aber der Steward hat die Flasche schon geöffnet. Oh, nun seien Sie doch nicht so, Mr. Nilsen. Leben Sie ein bißchen gefährlich!«
Dorothy kicherte. Der Steward lächelte und schenkte ein.
»Hör mal, Dorothy«, sagte Greg später, als sie allein waren. »Arlene Drecker kann so viel Wein trinken, wie sie will. Und du natürlich auch. Aber ich werde mir doch nicht von ihr sagen lassen, was ich trinken soll.«
»So hat sie es doch gar nicht gemeint.«
»Es ist mir egal, wie sie es gemeint hat. Tatsächlich hatte ich nur die Wahl, etwas zu trinken, was ich nicht wollte, oder wie ein Bauer dazustehen. Verdammt, sie ist nicht unsere Gastgeberin auf diesem Schiff. Ich wünschte, sie hörte damit auf, so zu tun, als ob sie es wäre.«
»Sie gibt sich nur Mühe, freundlich zu sein.«
»Hör mal zu, wenn du Wein trinken willst oder wenn wir Wein trinken wollen, dann bestelle ich welchen.«
Am nächsten Abend bestellte Arlene Drecker Burgunder. Aber Greg hatte wohlweislich im voraus eine Flasche Rosé bestellt, und die beiden Weine wurden gleichzeitig gebracht.
»Zu ärgerlich«, sagte Greg grob. »Wie wär’s, wenn Sie mithielten und Rosé tränken, Arlene?«
»Rosé zu Roastbeef?« Arlene hob die Brauen. »Nein danke, da bleib’ ich beim Burgunder.«
Aber als der Steward am nächsten Abend die halbgeleerte Flasche Burgunder wieder brachte, bestand Arlene nicht darauf, sie mit ihnen zu teilen. Greg hatte sich durchgesetzt. Und erst später am Abend entdeckten sie, daß ihre Tagesrechnung in der Bar von Arlene bezahlt worden war. Dorothy konnte das Lachen nicht unterdrücken.
Zwei Tage vor ihrer Ankunft in Yokohama wurde bekanntgegeben, daß während des Aufenthaltes Stadtbesichtigungen vorgesehen wären. Passagiere, die die günstigen Sonderpreise wahrzunehmen wünschten, sollten sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden beim Zahlmeister anmelden.
Greg hatte seinen und Dorothys Namen genannt. Beim Lunch erzählte Dorothy beiläufig davon.
Arlene starrte sie ungläubig an. »Rundfahrten? Meine Gute, Sie müssen nicht bei Verstand gewesen sein!«
»Was haben Sie gegen Besichtigungsfahrten?« fragte Greg. »Schließlich machen wir die Reise wegen der Sehenswürdigkeiten.«
»Oh, Greg!« Arlene lachte nachsichtig. »Haben Sie jemals eine japanische Besichtigungsfahrt mitgemacht?«
»Sie etwa?«
»Allerdings, und ich kann Ihnen sagen, es ist das Letzte. Man stopft Sie in einen Bus, gibt Ihnen ein Lunchpäckchen und fährt Sie dann von einem Bumslokal zum anderen. Das, was Sie gern sehen wollen, zeigt man Ihnen nicht. Man will nur, daß Sie möglichst viel kaufen – Kameras, Fächer, falschen Schmuck.«
»Davon ist auf dem schwarzen Brett nicht die Rede.«
»Natürlich nicht. Hören Sie, wenn Sie wirklich etwas sehen wollen, dann schließen Sie sich mir an. Ich will Sie gern herumführen. Ich kenne mich aus. Sie brauchen nur einen Wagen zu mieten, und der Chauffeur fährt Sie überall herum. Sie sind unabhängig, können halten und weiterfahren, wann Sie wollen.«
Unsicher geworden wandte sich Dorothy Greg zu: »Was hältst du davon?«
»Aber wir haben uns doch schon vormerken lassen.«
Arlene seufzte. »Na, dann lassen Sie sich eben wieder streichen! Warum denn nicht? Wenn Sie schon Touristen sein wollen, dann können Sie es auch richtig machen. Jetzt ist nicht die beste Jahreszeit für Japan, aber da Sie schon einmal hier sind, sollten Sie es sich wenigstens bequem einrichten.«
Unglücklicherweise hatte sie recht gehabt. Die Teilnehmer der Stadtrundfahrt kamen erschöpft, übelgelaunt und verspätet zum Dinner. Dorothy dagegen hatte einen faszinierenden Tag erlebt und ein Paar geschnitzte Haarnadeln aus Speckstein gekauft, die, wie der Barmixer behauptete, mindestens das Dreifache dessen wert waren, was sie bezahlt hatte.
Am nächsten Tag und auch später in Kobe wiederholte sich das gleiche Spiel. Es mochte Einbildung sein, aber Greg hatte den Verdacht, daß Dorothy und Arlene ein stillschweigendes Übereinkommen getroffen hatten, seinen Führungsanspruch zu ignorieren und die Dinge selber in die Hand zu nehmen.
Als der Tischsteward berichtete, daß Miss Drecker seekrank wäre und in ihrer Kabine bliebe, kostete es ihn eine gewisse Überwindung, ein paar Worte des Bedauerns herauszubringen.
Das
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