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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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und einen Drink nehmen, um diese Ausreise zu feiern. Nehmt euch in acht! Fangt nur nicht an, mit irgend jemandem freundlich zu sein! Wartet ab! Ihr kommt mit jemandem ins Gespräch, und noch bevor ihr es begriffen habt, bumms! sitzt ihr mit dem langweiligsten Menschen an Bord fest. So etwas kann einem die ganze Reise verderben.«
    Arlene Drecker war keineswegs die langweiligste Person an Bord; aber Greg für sein Teil empfand sie als weit schlimmere Plage.
    Nach der Abfahrt waren er und Dorothy auf Deck geblieben, bis das Goldene Tor hinter ihnen lag. Sie hatten den Jungen einen lückenlosen photographischen Bericht von der Reise versprochen, und Greg hatte mit der 16mm-Bell-and-Howell-Kamera fast eine Stunde auf dem Bootsdeck verbracht. Der Tag war sonnig, aber es wehte eine kühle Brise. Als es draußen nichts mehr zu sehen gab, waren sie froh gewesen, die Wärme der Bar aufzusuchen und vor dem Lunch einen Drink zu nehmen.
    Arlene hatte etwa zwei Meter von ihnen entfernt an einem kleinen Tisch gesessen, Schiffs-Telegrammformulare ausgefüllt und an einem Martini genippt. Dann war dem Füllfederhalter, den sie aus dem Schreibzimmer mitgenommen hatte, die Tinte ausgegangen, und sie hatte verzweifelt in die Runde geblickt. Greg hatte ihr höflich seinen Füllfederhalter angeboten. Sie hatte ihn genommen. Später, als sie ihm den Halter zurückgab, hatte sie die beiden zu einem Drink eingeladen.
    »Nein, nein. Sie müssen sich zu uns setzen«, hatte Dorothy gesagt.
    Arlene hatte gelächelt. »Wissen Sie, für ein alleinreisendes Mädchen ist das ein großes Problem – wie kann sie die Leute dazu überreden, sich gelegentlich auch einmal zu einem Drink einladen zu lassen?«
    Dessenungeachtet hatte sie sich zu ihnen gesetzt und einen Martini getrunken. Zusammen waren sie zum Lunch hinuntergegangen. Später war der Steward mit der endgültigen Speisesaal-Sitzordnung an Greg herangetreten und hatte gefragt, ob er und Mrs. Nilsen etwas dagegen hätten, wenn Miss Drecker an ihrem Tisch säße. Einzeltische gäbe es nicht, erklärte er, und Miss Drecker säße nicht gern in einer größeren Gesellschaft. Greg hatte kaum eine andere Wahl als zuzustimmen.
    Als sie an jenem Abend hinuntergingen, stand eine Flasche Champagner auf ihrem Tisch; zum Dank dafür, daß sie bei ihnen sitzen dürfe, und um auf die Reise anzustoßen, erklärte Arlene.
    Später, in der Kabine murrte Greg darüber. Er machte sich nichts aus Champagner, der ihm stets Sodbrennen zu verursachen pflegte, aber Dorothy hatte dafür kein Verständnis. Es zeigte, meinte sie, daß Arlene ihnen nicht zur Last fallen wollte. Das sei es, was sie ihnen mit dem Champagner auf eine sehr nette Art habe sagen wollen. Die Tatsache, daß er davon Sodbrennen bekäme, sei in diesem Zusammenhang irrelevant. Dorothy hatte eine Zuneigung zu Arlene gefaßt.
    Sie war eine hochgewachsene, ungelenke blonde Person mit großen weißen Zähnen, bräunlicher Haut und sehr dünnen Beinen. Aus ihren Bemerkungen schloß Dorothy, daß sie wohl schon zu den Endvierzigern gehörte, aber sie sah ohne Frage jünger aus. Sie zog sich sehr elegant an, in einem nahezu männlichen Stil, der gut zu ihr paßte, obschon sie zuweilen dazu neigte, sich mit schweren Armbändern zu behängen und Ohrringe zu tragen, die die Schmalheit ihres Kopfes betonten. Von sich selbst redete sie sehr frei und durchaus nicht unamüsant mit vorsichtig-sanfter Stimme, die bei jedem Wechsel der Tonlage ein wenig knarrte. Ihr Vater war Grundstücksmakler in Los Angeles gewesen. Während des Krieges hatte sie im Amerikanischen Roten Kreuz gearbeitet und war bis siebenundvierzig mit dieser Organisation in Frankreich und Deutschland geblieben. Dann starb ihr Vater, und sie ging nach Kalifornien zurück. Sie besaß nun ein Haus in Palm Springs, das sie vermietete, wenn sie auf Reisen ging. Sie hatte niemals großes Verlangen danach gehabt, zu heiraten, obschon sie verheiratete Leute mochte und eine Schwäche für Kinder hatte. Aber man mußte schon den richtigen Mann treffen, sonst war es sinnlos. Ihre Schwester hatte zum viertenmal geheiratet, und was für ein elendes Durcheinander das alles doch gewesen war. Ihre Einstellung den Männern gegenüber war sarkastische Kameraderie, gemischt mit etwas Verachtung.
    Am vierten Tag auf See war Gregs Abneigung gegen sie bereits heftig. Die Flasche Champagner war nur ein kleines Ärgernis gewesen; aber als am zweiten Abend eine Flasche französischer Rotwein zum Dinner aufgetischt

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