Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
Vom Netzwerk:
umgebaut worden, um größere und behaglichere Kabinenräume zu schaffen. Die ›Silver Isle‹ war eines dieser beiden Schiffe. Unglücklicherweise waren ihre Aufbauten durch diese Verbesserungen, zu denen auch ein aufgestocktes Deck zählte, nicht unerheblich erhöht worden, und wenn die See nicht gerade spiegelblank war, schlingerte das Schiff heftig.
    Für Greg Nilsen allerdings kam das schlechte Wetter wie gerufen. Er und Dorothy, seine Frau, waren beide seefest und konnten mit ungeschmälertem Appetit in den Speisesaal hinuntergehen. Zugegeben, Dorothy beklagte sich darüber, daß das ununterbrochene Rollen und Schlingern sie ermüdete; aber er konnte das nur als geringfügige Unbequemlichkeit ansehen. Was ihn betraf, so war ihm jedes Wetter recht, das Arlene Drecker zwang, in ihrer Kabine zu bleiben.
    Greg war Ingenieur und Inhaber einer Präzisionsformenguß-Fabrik in Wilmington, Delaware. Seit mehr als zwei Jahren hatten er und Dorothy ihre Weltreise geplant, seit ihr jüngerer Sohn aufs College gekommen war.
    Sie hätten diese Reise schon früher antreten können, wenn sie bereit gewesen wären, den größten Teil des Weges zu fliegen; aber das hatte Dorothy nicht gewollt. Eine ›richtige‹ Weltreise hatte sie sich gewünscht, eine Seereise also, und zwar eine auf kleinen, langsamen Schiffen.
    »Schließlich werden wir nur einmal in unserem Leben in der Lage sein, uns das zu leisten«, hatte sie gesagt. »Die Touristen zieht es sämtlich in Städte wie Tokio und Hongkong und Paris und Rom. Ich finde, wir sollten uns auch einige entlegenere Plätze ansehen; Orte, von denen die meisten Leute nur lesen oder Photographien in Bildbänden gesehen haben. Herrliche Gegenden wie Tahiti, wohin die Vergnügungsdampfer nicht fahren.«
    Greg hatte ihr zugestimmt. Doch schon wenige Abende, die sie mit Landkarten, Schiffsfahrplänen und einem 40 cm-Globus verbrachten, hatten genügt, um ihre Vorstellungen zurechtzurücken. So stellten sie beispielsweise fest, daß ein eintägiger Abstecher nach Tahiti auf der Route nach Japan und nach Hongkong ihr Reiseprogramm um zwei Wochen verlängern würde. Am Ende war ihnen klar geworden, daß die Reise mindestens zwei Monate dauern würde, selbst wenn sie in bezug auf die Größe und die Geschwindigkeit der Schiffe Kompromisse schlossen, wenn sie sich an die üblichen Häfen hielten und Südamerika vollkommen aus dem Spiel ließen; und drei Monate, wenn sie nicht praktisch ihre ganze Zeit auf See verbringen wollten.
    Greg hatte ein paar außerordentlich tüchtige Mitarbeiter; aber was die Geschäftsführung anbetraf, war die Firma ›Nilsen Formenguß und Werkzeuge‹ praktisch ein Einmannbetrieb. Greg konnte sich nicht auf eine dreimonatige Urlaubsreise begeben, wann immer ihm danach zumute war, und obschon er seit geraumer Zeit eine Umorganisation vorhatte, die ihn in die Lage versetzen sollte, mehr Verantwortung als bisher an seine Mitarbeiter zu übertragen, waren Veränderungen damit verbunden, die nur allmählich vorgenommen werden konnten. Dafür hatte er zwei Jahre berechnet; ein Jahr, in dem die Veränderungen eingeführt werden sollten, und ein zweites, in dem sich zeigen würde, ob sie sich bewährten. Aber selbst so war es nicht leicht gewesen, fortzukommen. Im letzten Monat vor ihrer Abreise hatte es zuweilen so ausgesehen, als würden sie wegen eines Ärgers mit einem neuen Regierungsauftrag ihre Reisepläne aufgeben müssen. Doch die Schwierigkeiten konnten gerade noch rechtzeitig ausgebügelt werden, und Anfang Oktober reisten sie von Wilmington ab. Wegen des vielen Gepäcks, das sie mit sich führten, fuhren sie mit dem Zug nach San Franzisko. Am Siebenten stachen sie in See.
    Beide waren nicht häufig auf Schiffen gereist. Während des Krieges war Greg auf einem Truppentransporter nach Europa gekommen. Auf der ›United States‹ und der ›America‹ waren sie zusammen nach England und Frankreich gereist und wieder zurück. Das war alles. Von erfahreneren Freunden hatten sie viele Ratschläge bekommen. Wie Greg sich später erinnerte, hatte einer dieser Freunde eine besonders ernste Warnung ausgesprochen.
    »Während der ersten zwei oder drei Tage müßt ihr euch in acht nehmen«, hatte dieser Mann gesagt. »Vor allem am ersten Tag kurz nach dem Auslaufen. Ihr werdet mit diesen Leuten wochenlang Zusammensein müssen. Aber zunächst wird euch alles fremd vorkommen, und ihr werdet euch nach allen Seiten hin freundlich zeigen wollen. Ihr werdet in die Bar gehen

Weitere Kostenlose Bücher