Waffenschmuggel
ich vorschlagen, Sir, daß Sie heute nachmittag mit der Autofähre nach Hongkong übersetzen und zum ›Peak‹ hinauffahren. Von dort haben Sie eine großartige Aussicht. Anschließend würde ich eine Fahrt zur Deep Water Bay und Repulse Bay empfehlen, dort im Hotel können Sie den Tee nehmen. Morgen könnten Sie sich Kaulung und die New Territories vornehmen.«
»Würden wir dabei an die rotchinesische Grenze kommen?«
»Gewiß, Sir. Und in Shatin könnten Sie lunchen. Aber ich werde Ihnen einen Fahrer besorgen, der sich gut auskennt und Ihnen nützliche Ratschläge geben kann.«
»Was wird es kosten?«
Als Arlene und Dorothy wieder erschienen, war bereits alles geregelt.
Es mißfiel Arlene ganz eindeutig, daß diese Arrangements über ihren Kopf hinweg getroffen worden waren, aber es war nicht leicht für sie, an ihnen irgend etwas auszusetzen. Sie tat jedoch, was sie konnte.
»Wir brauchten nicht unbedingt einen Wagen für heute nachmittag«, sagte sie. »Wir hätten mit der Star-Fähre übersetzen und uns drüben ein Taxi nehmen können.«
»Bei dieser Luftfeuchtigkeit?« meinte Dorothy. »Das ist ja schlimmer als New York im August.«
»Luftfeuchtigkeit?« Arlene lächelte überlegen. »Warten Sie nur ab, bis wir nach Singapur kommen!«
Greg gratulierte sich zu dem kleinen Riß, der sich in dem weiblichen Bündnis gezeigt hatte; aber lange sollte seine Zufriedenheit nicht dauern. Zum Lunch gingen sie in ein chinesisches Restaurant, und Arlene bestand darauf, daß sie alle drei mit Stäbchen äßen. Eine Gabel zu benutzen werde als unhöflich angesehen, erklärte sie. Dorothy hatte großen Spaß daran, aber Greg, der das chinesische Essen sehr schätzte und hungrig war, wurde nervös und ließ von der Speise etwas auf seine Krawatte fallen.
Nach dem Lunch gingen sie zum Peninsular-Hotel zurück, um dort Fahrer und Wagen zu treffen.
Der Wagen erwies sich als ein drei Jahre alter Chevrolet Bel-Air, und Arlene betrachtete ihn mit Abscheu.
Der Fahrer war ein junger Chinese in Chauffeurmütze, grauen Flanellhosen und dunkelblauem Blazer. Er nahm die Mütze ab und hielt den Damen in ehrerbietiger Haltung die hintere Wagentür auf.
»Soll ich mich zu Ihnen nach vorn setzen?« fragte ihn Greg.
»Ich glaube, es wäre bequemer so. Wenn Sie nichts dagegen haben, Sir.«
»Also gut.«
Als sie Platz genommen hatten, wandte sich der Fahrer an ihn. »Ich sehe, daß Sie eine Kamera bei sich haben, Sir. Auf dem Weg zum Peak gibt es ein paar Stellen, von denen aus Sie besonders gute Aufnahmen machen können. Wollen Sie, daß ich dort anhalte?«
»Ausgezeichnet. Wie heißen Sie übrigens?«
»Mein chinesischer Name ist Khoo Ah Au, Sir.« Der Fahrer lächelte. »Amerikanische Kunden finden es bequemer, mich Jimmy zu nennen.«
3
Khoo Ah Au hatte amerikanische Touristen gern. Alles in allem fand er sie großzügig, umgänglich und vollkommen berechenbar. Im Gegensatz zu den Engländern waren sie nur selten schlecht gelaunt, und sie stellten kaum jemals exzentrische Forderungen, wie es die Franzosen häufig taten. Sie quälten ihn nicht mit Fragen, die man ihm noch nie gestellt hatte, und lauschten höflich, wenn auch zuweilen unaufmerksam, den Informationen, die er zu geben hatte. Pflichtgemäß benutzten sie ihre Belichtungsmesser, bevor sie eine Aufnahme machten, und kauften brav ihre Andenken in den Läden, die ihm eine Provision zahlten. Vor allem aber fand er, daß die persönlichen Beziehungen zwischen ihnen leicht übersehbar waren. Das mochte an der Rasse liegen, dachte er. Seine eigenen Landsleute achteten stets darauf, sich nicht in die Karten schauen und Gefühle der Abneigung nicht spürbar werden zu lassen. Den Amerikanern schien es gleichgültig zu sein, wieviel Einblick sie Fremden gewährten. Es war fast, als genossen sie es, durchsichtig zu sein.
Dieser Amerikaner zum Beispiel, und diese beiden Frauen. Man brauchte nur zwei Minuten dem zuzuhören, was sie sagten und wie sie es sagten, und schon war alles klar. Die Frau, die sich Arlene nannte, fühlte sich zu der verheirateten Frau hingezogen, und der Ehemann war eifersüchtig. Grundlos, möglicherweise. Wahrscheinlich war zwischen den beiden Frauen nicht mehr vorgefallen als ein Austausch vertraulicher Geständnisse oder ein verstohlener Händedruck; aber der Mann war eifersüchtig. Und die hungrige Frau war eifersüchtig auf ihn. Unbefangen schien nur die hübsche, aber nicht mehr ganz junge Ehefrau zu sein. Ihre Situation schien ihr nicht zu
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