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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Druck ihrer Erwartungen würde seine Urteilskraft leiden.
    In der Nacht lag er eine Stunde schlaflos da, vergegenwärtigte sich noch einmal jeden einzelnen Augenblick dieses Nachmittags und überprüfte seinen Eindruck von Mr. Nilsen. Als er sicher war, daß seiner Aufmerksamkeit nichts entgangen war, schlief er wieder ein.
    Die Dame Arlene verspätete sich, so daß sie erst kurz vor halb elf vom Hafen fortkamen. Mr. Nilsen beherrschte seine Ungeduld allzu offensichtlich. Es war ein unglückseliger Anfang. Ah Au lag daran, Mr. Nilsen in möglichst gute Stimmung zu versetzen, und er benutzte die erste Gelegenheit, um vorzuschlagen, daß man am Castle-Peak-Hotel halten und einen Kaffee trinken könnte, da man ja reichlich Zeit zur Verfügung hätte. Das Hotel lag etwa vier Meilen außerhalb der Stadt an der Tai Po Road, und vorüberkommen würde man dort ohnehin.
    Mr. Nilsen hielt das für eine gute Idee, und die Spannung schien nachzulassen Als sie das Castle-Peak-Hotel verließen und in Richtung auf die Grenze weiterfuhren, hatte sich die Stimmung spürbar gebessert.
    Sie kamen an Bauernhöfen und Reisfeldern vorüber, und bald hörte Ah Au die üblichen Ausrufe: »Sieh doch, ein hölzerner Pflug!« – »Dies ist wirklich noch das alte China!« – »Was sagt ihr zu diesen Hüten mit den Vorhängen dran?« – »Mein Gott, dieser Geruch!« – Ausrufe, die ihm bestätigten, daß seine Fahrgäste den Ausflug genossen.
    Er saß gedankenverloren am Steuer, beantwortete die Fragen, die man an ihn richtete, schnell und hinreichend, gab sich aber keine Mühe, seine Antworten weiter auszuschmücken. Er wartete darauf, daß ein britischer Armeelastwagen auftauchte. Im nächsten Augenblick hatten sie einen vor sich, und er fuhr langsamer, um hinter ihm zu bleiben. Der Lastwagen war glücklicherweise voller Soldaten.
    Er warf Mr. Nilsen einen Blick zu und lächelte. »Wir nähern uns Rotchina«, sagte er. »Hier fängt die militärische Zone an.«
    Mr. Nilsen beugte sich vor, um den Lastwagen anzustarren. »Sind das britische Truppen?«
    »Ja, Sir. Ein schottisches Regiment. Ein Stück weiter die Straße hinunter ist das Lager.«
    »Wieviel Mann haben die Engländer hier, um die Grenze zu bewachen?«
    »Ein bis zwei Bataillone, glaube ich.«
    »Ein bis zwei Bataillone!« Er drehte sich herum. »Hast du das gehört, Dorothy? Nur ein bis zwei Bataillone, um diese Grenze zu bewachen! Mein Gott, die Roten könnten hier hereinspazieren, wann immer sie wollten. Habe ich nicht recht, Jimmy?«
    Ah Au lächelte. »O ja, Sir. Aber ich glaube, das könnten sie selbst dann tun, wenn zwei Divisionen vorhanden wären, um die Grenze zu bewachen.«
    Mr. Nilsen nickte grimmig. »Da mögen Sie recht haben. Wie nahe können wir an die Grenze herankommen?«
    »Etwa eine Meile, Sir. Es ist gefährlich, wissen Sie.«
    »Wie gefährlich?«
    »Manchmal wird von der anderen Seite auf Leute geschossen, die der Grenzlinie allzu nahe kommen.«
    »Reizende Leute.«
    Der Armeelastwagen bog von der Straße ab und fuhr in die Lagereinfahrt, und Ah Au gab wieder Gas. Er konnte dem neben ihm sitzenden Mann die wachsende Neugier anmerken und wollte sie befriedigen.
    Etwa eineinhalb Meilen vor der Grenze wandte sich die Straße scharf nach rechts und verlief parallel mit ihr. Es gab jedoch einen schmalen Ochsenpfad, der geradeaus weiterlief, und Ah Au folgte ihm, bis sie an ein kleines Bauernhaus gelangten. Der Pfad führte daran vorbei, aber wenige Meter hinter dem Haus befand sich ein großes Verbotsschild, das das Überschreiten dieser Linie untersagte. Ah Au hielt den Wagen an, nahm einen Feldstecher aus dem Handschuhfach, und sie stiegen alle vier aus.
    Etwa eine Meile erstreckte sich die flache Landschaft vor ihnen. Dann kam eine niedrige Hügelkette, deren Hänge mit Urnengräbern übersät waren, und dahinter lag der Kamm. Etwas unterhalb von ihm verlief eine schmale schwarze Linie.
    »Das ist die Grenze, Sir.« Ah Au reichte Mr. Nilsen das Fernglas.
    »Die schwarze Linie?«
    »Ja, das ist ein Stacheldrahtzaun. Es gibt auch Maschinengewehrtürme, aber man kann sie nicht gut sehen.«
    Mr. Nilsen suchte die Stacheldrahtlinie von links nach rechts ab, reichte das Fernglas dann seiner Frau und holte seine Kamera heraus.
    »Blende 11 mit Dunstfilter«, murmelte Ah Au.
    Mr. Nilsen nickte und stürzte sich in die Arbeit. Er begann mit einer Nahaufnahme seiner Frau, ließ die Kamera dann über das Verbotsschild weiterwandern, um sie schließlich auffallend

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