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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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lange auf die Grenzlinie zu richten. Dann stellte er auf dem Drehkopf das Teleobjektiv ein. Er gab sich erst zufrieden, als er zwei Filmspulen verbraucht hatte.
    Die Dame Arlene fing an, sich zu langweilen, und ging zum Wagen zurück. Bald kamen kleine Kinder aus dem Bauernhaus, starrten sie durch die Wagenfenster an und bettelten um Geld. Ah Au mußte sie fortjagen.
    Mr. Nilsen hatte es nicht eilig, zum Wagen zurückzukommen. Er bestand darauf, noch ein paar Aufnahmen vom Bauernhof und den kichernden Kindern zu machen, bevor er sich zum Aufbruch überreden ließ. Noch als der Wagen bereits über den holprigen Pfad zur Straße zurückrumpelte, blickte er wieder und wieder über die Schulter zur Grenze hinüber. Ah Au war zufrieden mit dem Eindruck, den sie auf den Amerikaner gemacht hatte.
    Als sie an jener Stelle vorbeikamen, wo die Geleise der Kaulung-Kanton-Eisenbahn in einer Kurve auf den Grenzbahnhof zuliefen, waren weitere Fragen fällig.
    »Ist der Eisenbahnverkehr zwischen Kaulung und Kanton stark?«
    »O ja, Sir. Die Leute fahren nach Kanton, um Freunde und Familienangehörige zu sehen.«
    »Ich verstehe nicht. Meinen Sie, daß die Leute ganz einfach losfahren?«
    »Sie müssen sich eine Erlaubnis von der chinesischen Regierungsvertretung in Hongkong holen, aber das ist ganz leicht.«
    »Hast du das gehört, Dorothy? Das also ist der Bambus-Vorhang.«
    »Sie wünschen nach Kanton zu fahren, Sir?«
    »Ich? Nein, danke!« Er lachte. »Ich habe an US-Regierungsaufträge zu denken, die ich nicht verlieren will.«
    Am Tai-Po-Markt hielten sie, damit die beiden Frauen die kleinen Läden besichtigen und Kulihüte kaufen konnten. Ah Au handelte die Preise herunter, und als die Hüte bezahlt waren, trug er sie zum Wagen.
    Er war gerade im Begriff, zu seinen Kunden zurückzugehen, um ihnen weiter behilflich zu sein, als Mr. Nilsen auf ihn zutrat.
    »Sie sind in einen Seidenladen gegangen«, sagte er. »Kaufen werden sie nichts, aber eine Ewigkeit fortbleiben. Rauchen Sie?«
    »Wenn ich fahre, nicht, Sir. Aber jetzt, gern.«
    »Sind Sie je in Kanton gewesen?« fragte er.
    »Nein, Sir. Ich war in Macao, wo Verwandte meiner Frau leben, aber meine Familie ist in Manila.«
    »Ah so. Mögen Sie die Philippinen nicht?«
    »Meine Familie ist von hier nach dort verzogen, Sir. Aber ich wurde hier geboren und bin Brite. Ich glaube, hier hat man mehr Möglichkeiten.«
    »Das begreife ich nicht. Man sollte denken, daß Sie hier am allerwenigsten irgendeine Sicherheit für Ihre Familie erwarten können. Nehmen Sie zum Beispiel diese Gegend. Sie wird New Territories genannt, aber ist sie nicht von der chinesischen Regierung verpachtet?«
    »Ja, Sir. 1898 wurde das Gebiet auf neunundneunzig Jahre gepachtet.«
    »Dann müssen die Engländer es also im Jahre 1997 an die Rotchinesen zurückgeben, wenn die dann noch am Ruder sind.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Das heißt, wenn sie nicht schon früher kommen und es sich zurückholen.«
    »Die Möglichkeit besteht natürlich immer, Sir. Aber ich glaube nicht, daß das Risiko sonderlich groß ist. Hongkong bedeutet keine Gefahr für sie, und es ist eine recht brauchbare Verbindung zum Westen. Das ist auch der Grund, weshalb man die Portugiesen weiterhin in Macao läßt.«
    Ah Au redete fast beiläufig. Ursprünglich hatte er vorgehabt, Mr. Tans Vorschlag erst nach dem Lunch in Shatin zur Sprache zu bringen. Aber jetzt bot sich ihm eine Gelegenheit, wie sie nicht günstiger hätte sein können. Sein Herz begann schneller zu schlagen, und er kam zu einem Entschluß.
    »Das kann sich alles über Nacht ändern«, sagte Mr. Nilsen gerade. »Eine Wendung im Kalten Krieg oder ein neues Korea wegen Formosa, und ich gäbe Ihnen keinen Cent mehr für das Peninsular-Hotel.«
    Ah Au lächelte. »Vermutlich haben Sie recht, Sir. Aber vorläufig ist die Situation vorteilhaft für beide Seiten – und nicht nur für die großen Banken und Handelsgesellschaften hier.«
    »Meinen Sie?«
    »Ich kann Ihnen dazu eine Geschichte erzählen, die Sie amüsieren wird, Sir.«
    »Und die wäre?«
    »Nun, Sir, sie ist zwar vertraulich, aber Sie sind ja kein Polizist oder Reporter, und ich kann sie wohl ruhig erzählen.« Er machte eine Pause.
    »Natürlich. Erzählen Sie nur.«
    »Wissen Sie, Sir, wir Chinesen sind eigentlich alle Piraten.« Er zuckte die Achseln. »Chinesisches Piratentum ist so alt wie die Geschichte. Als die Roten begannen, Waffen und Munition mit Dschunken auf dem Seeweg zu den Terroristen nach Malaya

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