Waffenschmuggel
zu schicken, gab es natürlich Leute hier und in Macao, die es für einen Jammer hielten, daß solch wertvolle Fracht ihren Bestimmungsort erreichen sollte. Es war eine große Versuchung. So oft sie konnten …« Er machte eine mißbilligende Handbewegung.
» Sie haben sie also überfallen?« Mr. Nilsen lächelte.
»Ja. Aber das ist doch noch nicht alles, Sir. Sie wissen doch, daß Waffen und Munition in diesem Teil der Welt sehr wertvoll sind.«
»Das sind sie wohl überall.«
»Besonders im Fernen Osten, Sir. Aber dummerweise gibt es offizielle Vorschriften und Beschränkungen, die den Handel mit militärischer Ausrüstung erschweren. Es ist nicht leicht, sich dieser Transporte zu bemächtigen. Und obschon die Roten international nichts unternehmen konnten, ohne damit, zuzugeben, daß sie die Terroristen versorgten, war es für diese Piraten – Sie würden sie wohl Straßenräuber nennen – ein großes Risiko. Es mußte sich schon lohnen.« Er machte eine neuerliche Pause und konnte sehen, daß Mr. Nilsen ihm aufmerksam folgte.
» Na, und wie sind sie das Zeugs wieder losgeworden?«
»Das war recht einfach, Sir. Sie brachten die kommunistischen Waffen nach Indonesien und verkauften sie dort an die antikommunistischen Aufständischen.«
Mr. Nilsen blickte verdutzt drein und begann dann zu lachen.
Ah Au atmete erleichtert auf. Ihm selbst waren die schwachen Punkte seiner Erzählung so sehr bewußt, daß er befürchtet hatte, sie würden auch Mr. Nilsen auffallen. Das war im nächsten Augenblick der Fall. Er hörte auf zu lachen und sagte: »Ich verstehe nicht, warum die Roten das Zeug überhaupt auf dem Seeweg schickten. Wo war die englische Marine? Hätten sie denn die Transporte nach Malaya nicht abfangen können?«
»Sie haben ja auch viele abgefangen, Sir. Aber wie Sie wissen, gibt es eine Menge Dschunken in chinesischen Gewässern. Im letzten Jahr wurden allein in Hongkong fünfundzwanzigtausend gezählt. Es ist unmöglich, jede einzelne Dschunke zwischen Hongkong und Singapur auf See aufzubringen und zu untersuchen.«
»Das kann ich mir denken.«
»Und doch haben Sie recht, Sir. Der illegale Waffenhandel wurde schließlich unterbunden. Ein Freund von mir in Manila war sehr traurig darüber.«
»Ja?«
»Vor einiger Zeit schnappte er sich in der Nähe von Hainan von einer Dschunke der Roten Waffen und Munition. Es waren moderne Fabrikate, Gewehre, Maschinengewehre und Panzerfäuste, zusammen sechzigtausend Dollar wert. Und das Ganze liegt immer noch in Manila.«
»Warum? Gibt es denn keine Antikommunisten mehr in Indonesien?«
»Doch, Sir, viele. Aber es ist jetzt nicht mehr so einfach. Ein Kleinhandel ist es nicht mehr. Die Einkäufer der Rebellen sitzen in Singapur und müssen sehr vorsichtig sein. Sie kaufen keine illegalen Waffen mehr. Mein Freund hat ja versucht, zu verkaufen. Jetzt muß er die Waffen legal machen, sagt er.«
»Und wie stellt er sich das vor?«
Aber Ah Au hatte die beiden Frauen kommen gesehen und stieg schon aus dem Wagen aus, um ihnen die Tür zu öffnen. Mr. Nilsens Voraussage, daß sie nichts kaufen würden, hatte sich als falsch erwiesen. Seine Frau hatte Shantung-Seide für ein Kleid und die Dame Arlene ein Paar Ohrringe aus Jade erworben. Im Auto zeigten sie ihre Einkäufe und erzählten von den anderen Dingen, die es in dem Geschäft gegeben hatte.
Ah Au fuhr in Richtung Shatin weiter.
Daß seine Unterhaltung mit Mr. Nilsen unterbrochen worden war, störte ihn nicht; er war im Gegenteil ganz froh darüber. Er bezweifelte nicht, daß Mr. Nilsen neugierig genug geworden war, um eine Antwort auf seine letzte Frage bekommen zu wollen. Und es war viel besser, daß Mr. Nilsen derjenige sein würde, der auf das Thema zurückkäme.
Ah Au brauchte nicht lange darauf zu warten. Als die drei ihren Lunch im Shatin-Hotel eingenommen hatten, machten die beiden Frauen einen Spaziergang durch die Gärten, von denen aus man das Tal überblickte. Mr. Nilsen war zur Toilette gegangen; als er wieder erschien, schloß er sich jedoch nicht den beiden Frauen im Garten an. Statt dessen ging er zu Ah Au, der im Wagen saß.
Ah Au stieg aus, um die Tür zu öffnen, aber Mr. Nilsen winkte ab.
»Mein Bedarf an Sehenswürdigkeiten ist im Augenblick gedeckt«, sagte er lächelnd. »Ich möchte gern mehr über Ihren Freund in Manila hören.«
»Ja, Sir?«
»Was meinten Sie damit, als Sie davon sprachen, daß diese Waffensendung legal gemacht werden müßte?«
»Sie verstehen, Sir, dies
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