Waffenschmuggel
keine besonders geschickte Entschuldigung, und niemand versuchte so zu tun, als ob sie es sei.
Die Entdeckung, daß die besseren Tische auf dem Oberdeck sämtlich reserviert waren, trug ebenfalls nicht dazu bei, die Stimmung zu heben. Sie mußten sich nach unten setzen, wo man von lärmenden Mah-Jongg-Spielern umgeben war. Arlene hatte gemeint, es sei nicht nötig, einen Tisch reservieren zu lassen. Greg unterließ es ostentativ, sie an diesen Umstand zu erinnern. Der kritische Augenblick kam dann, als sie mit dem Kellner zu den großen Fischkästen entlang des Schiffes gingen, um den Fisch auszusuchen, den sie essen wollten.
Bei den Reusen stand ein Mann mit einem langstieligen Fangnetz. Den gewünschten Fisch holte er geschickt aus dem Wasser und warf ihn auf eine gekachelte lange Rutsche, die zur Küche führte.
Einer der Fische, den er herauszog, war besonders groß. Der Aufprall auf die Rutsche hatte ihn betäubt, und einen Moment lag er fast bewegungslos da, mit ins Leere starrenden Augen und aufgerissenem großem Maul, das tiefste Niedergeschlagenheit ausdrückte.
Arlene warf Dorothy einen Seitenblick zu. »Kommt uns der nicht bekannt vor?« fragte sie sarkastisch.
Sie sah Greg nicht an, aber Dorothy tat es und brach in Lachen aus. »Aber Arlene!« sagte sie. »Ganz so bekümmert sieht er nun doch nicht drein.« Um Verzeihung bittend drückte sie Gregs Arm herzlich, und auch er mußte selbstverständlich lachen.
Aber innerlich kochte er vor Wut, und in diesem Augenblick war sein Entschluß gefaßt. Irgendwann und irgendwo würden ihre Reisepläne, seine und Dorothys, abgeändert werden müssen. Er dachte nicht daran, die ganze Strecke nach Kalkutta mit Arlene Drecker auf der › Silver Isle‹ zurückzulegen.
Als sie wieder zum Schiff gelangt waren, gingen die beiden Frauen an Bord, während er zurückblieb, um mit Jimmy die Rechnung zu begleichen. Er fügte ein großzügig bemessenes Trinkgeld hinzu.
»Haben Sie herzlichen Dank, Sir.« Jimmy nahm seine Mütze ab und verbeugte sich, machte aber keine Anstalten zu gehen. Er blickte Greg erwartungsvoll an.
Greg lächelte. »Ach ja. Sie wollen wegen dieses Vorschlags Bescheid wissen.«
»Ich hoffe, Sie können zusagen, Sir.«
»Nun, ich weiß nicht, Jimmy.«
»Sir, Sie brauchen nur in Manila und Singapur ein paar Papiere zu unterschreiben.«
»Jimmy, es sind schon Leute gehängt worden, die nicht mehr getan haben, als ein paar Papiere zu unterzeichnen.«
»In diesem Fall, Sir …«
» Nein. Ich will Ihnen sagen, was ich machen werde. Wenn wir in Manila sind, werde ich mich mit Ihrem Mr. Tan unterhalten; er soll aufs Schiff kommen und sich mit mir in Verbindung setzen. Und dann werde ich mich entscheiden. In Ordnung?«
Jimmy strahlte. »Aber gewiß, Sir. Das wird die beste Lösung sein. Haben Sie herzlichen Dank, Sir.«
»Es besteht kein Anlaß, mir für irgend etwas zu danken. Und denken Sie daran, ihm die Situation genau zu erklären. Ich will da keine Mißverständnisse aufkommen lassen.«
»Es wird keine geben. Darf ich Ihnen sagen, daß es ein Vergnügen war, Ihnen zu Diensten zu sein, Sir?«
»Das Vergnügen war ganz meinerseits. Vielleicht sehen wir uns ja einmal wieder.«
»Das hoffe ich ehrlich, Sir.«
Als Greg an Bord zurückgekehrt war, stellte er fest, daß ihm vom Zahlmeisterbüro Post in die Kabine hinaufgeschickt worden war. Unter den Briefen befand sich ein Zwischenbericht seines Vizepräsidenten, der die Herstellung leitete. Im Werk stand alles zum besten. Er brauche sich keine Sorgen zu machen und solle die Reise nur tüchtig genießen.
5
Am anderen Morgen gab Khoo Ah Au zwei Telegramme auf; eines an seinen Schwiegervater in Manila, das andere an den Onkel seiner Frau in Kuala Pangkalan.
Das Telegramm an Mr. Tan Tack Chee lautete: » KONTAKTAUFNEHMEN MIT MÖGLICHEM ANWÄRTER MR. G. NILSEN PASSAGIER ›SS SILVER ISLE‹ ANKUNFT MANILA 14 . EHRERBIETIGE ZUNEIGUNG VON FRAU UND MIR SELBST. KHOO. «
Das Telegramm an Mr. Tan Tack Chee: » HABE MANILA PASSENDEN ANWÄRTER EMPFOHLEN EINTRIFFT ›SS SILVER ISLE‹ 14 . EHRERBIETIGE ZUNEIGUNG VON FRAU UND MIR SELBST. KHOO .«
Abends hatte Mrs. Khoo die ungewöhnliche und erhebende Freude, ein Übersee-Ferngespräch mit ihrem Vater in Manila zu führen. Das einzig Enttäuschende daran war, daß die Besprechung geschäftlicher Dinge weit mehr Zeit in Anspruch nahm als die Diskussion über ihre erhoffte Schwangerschaft.
VIERTES KAPITEL
1
Zwei Tage später war die ›Silver Isle‹ in
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