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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Mensch. Er hat mich behandelt, als wäre ich ein Betrüger.«
    Sein Bruder nickte. »Habe ich dir nicht gesagt, daß er kein Narr ist?«
    Am Vormittag hatte Tan Siow Mong eine kurze Unterredung mit Kwong Kee, Skipper der Motordschunke ›Glühende Morgenröte‹ der Anglo-Malaiischen Transportgesellschaft, die gerade von ihrer wöchentlichen Fahrt nach Manila zurückgekehrt war.
    Kwong Kee war ein vierschrötiger, spitzbäuchiger Mann, der ein heiteres Gemüt und venerische Gelüste hatte, die an Satyriasis grenzten. Er interessierte sich herzlich wenig für die von Mr. Tan genannten kommerziellen Gründe, die ihn bewogen hatten, die ›Glühende Morgenröte‹ zeitweilig auf der Singapur-Route laufen zu lassen. Auch war es ihm ziemlich gleichgültig, welcherart die Fracht sein sollte, die sie mitnahm. Und wenn Mr. Tans jüngerer Bruder dumm genug war, auf dem Seeweg nach Hause zurückzukehren, anstatt bequem mit der Eisenbahn zu fahren, dann war das seine Sache. Er selbst hatte nichts dagegen, das zu tun, was man ihm sagte. Es lag schon einige Zeit zurück, daß er die Bordelle in Singapur ausprobiert hatte.
    Mit einer Ladung Latex und zwei Maschinenkisten lief die ›Glühende Morgenröte‹ noch am Nachmittag des gleichen Tages aus. Als sie die offene See erreicht hatte, ging Yam Heng in den Laderaum hinunter und malte den Namen und die Adresse des Empfängers mit Schablonen auf die Lattenverschläge: G. NILSEN, C/O CHEN LAGERHAUS CO. SINGAPUR. UNTER ZOLLVERSCHLUSS.
4
    In der Nacht vor ihrer Ankunft in Saigon fand an Bord der ›Silver Isle‹ ein Gala-Tanzabend statt. Die Ankündigung hatte besagt: ›Kostümierung nach Belieben‹.
    Auf Anraten seines Kabinenstewards, der ungezählte Veranstaltungen dieser Art miterlebt hatte, ging Greg als spanischer Hidalgo. Es war ganz leicht. Er brauchte nur seine schwarzen Smokinghosen anzuziehen, ein weißes Hemd mit schwarzer Schleife und, um die Taille zu heben, zwei Gürtel anstatt des einen zu tragen. Der Steward brachte den Extragürtel herbei und versorgte ihn auch mit einem breitkrempigen, flachen schwarzen Hut. Diese Dinge führte er immer in seinem Gepäck mit sich. Sie hatten ihm manches zusätzliche Trinkgeld eingebracht. Wie er Greg erklärte, lag der Vorteil dieses Kostüms darin, daß man dazu kein Jackett tragen mußte; und das war in der feuchten Hitze des Südchinesischen Meeres ein wahrer Segen. Die langen Bartkoteletten, die dazu gehörten, malte ihm Dorothy mit ihrem Augenbrauenstift.
    Sie selbst war noch unentschlossen, was sie anziehen sollte. Sie hatte das Problem mit Arlene besprochen; aber Arlene war merkwürdig wenig hilfsbereit gewesen und hatte sich sogar geweigert, ihr zu sagen, was sie selber tragen würde – es sollte eine Überraschung werden. Schließlich hatte Dorothy, beraten von einer Stewardeß, sich für ein deutsches Dirndlkostüm entschlossen. Die Stewardeß besaß einen Dirndlrock und eine mit Stickereien besetzte Bluse. Dorothy ließ sich im Speisesaal zwei Servietten geben, machte ein Häubchen daraus und malte sich große rote Tupfen auf die Wangen.
    Als sie und Greg fertig angezogen waren, hockten sie eine Weile unentschlossen in ihrer Kabine und horchten so lange auf die Gespräche der auf dem Korridor vorübergehenden Passagiere, bis sie sich davon überzeugt hatten, daß sie nicht die einzigen sein würden, die sich kostümiert hatten. Dann gingen sie in die Bar.
    Zu irgendeiner Art Verkleidung hatten sich an diesem Abend die meisten Passagiere entschlossen. Obschon viele sich mit falschen Nasen, Papierhüten und sonstigem Flitter begnügten, dessen man sich leicht wieder entledigen konnte, war doch mit einigen die Begeisterung durchgegangen. In der Bar waren die schweißüberströmten Piraten, Al Jolsons, Pennbrüder und indischen Maharadschas bereits in großen Schwierigkeiten wegen ihres Make-up. Vor ihren Martinis sitzend, beglückwünschten sich Greg und Dorothy dazu, daß sie genau das Richtige getan hatten. Sie hatten sich Mühe gegeben, aber nicht zuviel Mühe, und sie fühlten sich wohl.
    Arlene erschien erst unmittelbar bevor über die Lautsprecher das Essen angesagt wurde. Ihr Auftritt war gemessen und königlich und erfolgte durch die Doppeltür zur Cocktail-Lounge. Sie trug ein Cheong Sam – ein seidenes Abendkleid mit hohem Kragen und geschlitztem Rock, wie es von Chinesinnen getragen wird – und lange Ohrringe aus Jade. Nachdem sie eingetreten war, blieb sie stehen und lächelte, als erwarte sie rauschenden

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