Waffenschmuggel
untersucht habe.«
Als er mit den Gewehren fertig war, zählte er in der gleichen methodischen Weise den Rest – die Maschinenpistolen, die Panzerfäuste, die Handgranaten, die Landminen. Girija protestierte erst wieder, als er sich die Munition vornehmen wollte.
»Wenn diese Kisten einmal geöffnet sind, Mr. Lee, dann können Sie sie nicht wieder versiegeln. Dann wäre aber ihr Verkaufswert verringert.«
Mr. Lee besah sich die Munitionskisten. Es waren luftdicht abgeschlossene Metallbehälter mit aufgelöteten Innendeckeln, die man hätte aufschneiden oder aufreißen müssen.
»Okay. Ich übernehme sie unbesehen. Dann könnten wir also mit dem Laden anfangen.«
Er packte eine der Gewehrkisten beim Seilgriff und blickte zu Girija auf.
Girija lächelte, machte jedoch keine Anstalten, den anderen Griff zu fassen. Waren die Kisten erst einmal auf dem Lastwagen, dann gab es nichts, was Mr. Lee daran hindern konnte, ihm mit dem Kistenöffner über den Kopf zu schlagen und, während er bewußtlos war, die Quittung an sich zu nehmen. Er hatte das Gefühl, daß Mr. Lee sich dieser Tatsache durchaus bewußt sei.
»Glauben Sie nicht, Mr. Lee«, sagte er, »daß wir zuerst das Geschäftliche regeln sollten?«
»Das hat doch noch Zeit.«
Girija deutete auf seine Taschenlampe. »Wenn wir erst laden, dann wird die Batterie zu schwach. Wir sollten doch das Geschäft perfekt machen, solange wir noch Licht haben.«
Mr. Lee sah ihn mißmutig an und zuckte die Achseln. »Meinetwegen, wenn Sie mir dann mit dem Aufladen helfen.«
»Natürlich helfe ich Ihnen dabei.« Girija zog Mr. Lees Quittung aus der Tasche und hielt sie hoch.
Mr. Lee zuckte wiederum die Achseln und holte den Schuldschein hervor. Die beiden Dokumente wechselten den Besitzer. Sofort entzündete Girija ein Streichholz und verbrannte das Papier. Dasselbe tat Mr. Lee mit der Quittung. Damit war die Transaktion abgeschlossen.
Das Laden dauerte eine Stunde, und Mr. Lee beschimpfte Girija, weil dieser sich weigerte, mit seiner Taschenlampe den Weg durch das Unterholz zu beleuchten. Als sie fertig waren, ging Girija allein noch einmal zum Öllager zurück, um das Vorhängeschloß wieder an der Tür zu befestigen. Noch während er das tat, hörte er, wie der Lastwagen angelassen und weggefahren wurde. Mr. Lee hatte nicht einmal die elementare Höflichkeit besessen, sich zu verabschieden.
Girija ging zu seinem Fahrrad zurück und machte sich auf den Weg nach Hause. Als er etwa eine Meile zurückgelegt hatte, fiel ihm plötzlich ein, daß der Kofferroller im Öllager zurückgeblieben war. Er überlegte einen Augenblick, ob er noch einmal zurückfahren sollte, um ihn zu beseitigen. Dann aber schien ihm diese Idee absurd zu sein. Was sollten ein paar Räder mit einem Gurt daran schon verraten? Er hatte nichts mehr zu verbergen – nichts, abgesehen von einem Scheck über fünfundzwanzigtausend Dollar.
Zu Hause überzeugte er sich davon, daß niemand versucht hatte, das Schloß seines Metallkoffers zu öffnen. Aber er ließ ihn verschlossen und nahm sich nicht einmal die Zeit, die Kleidung abzulegen, bevor er sich schlafen legte.
3
Es war ein Uhr morgens, als Tan Yam Heng den Lastwagen vor das Tor der Anglo-Malaiischen Transportgesellschaft fuhr. Der Sikh-Nachtwächter trat aus seinem Verschlag und öffnete das Tor. Yam Heng befahl ihm, dort zu bleiben, und fuhr dann zur Laderampe von Speicher Nummer zwei. Die Rampe war von gleicher Höhe wie die Ladefläche des Lastwagens. Er brauchte nicht lange, um die Kisten herauszuzerren und sie in die beiden Maschinen-Lattenverschläge zu stapeln, die er ein paar Stunden zuvor herangeschafft hatte. Er hatte die verschiedenen Maße der Kisten nur ungefähr schätzen können, und sie mußten in den Lattenverschlägen festgekeilt und verspannt werden; aber das hatte er vorausgesehen und sich deswegen mit Holz und den Werkzeugen versorgt, die er für diese Arbeit benötigen würde. Um halb drei waren beide Lattenverschläge zum Abtransport fertig. Er ließ sie auf der Laderampe und fuhr im Lastwagen zum Haus seines Bruders zurück. Tan Siow Mong war aufgeblieben und hatte ihn erwartet.
»Ist alles glatt gegangen?«
»Ja.«
»Entspricht die Ware den Angaben?«
»Ich habe mit Ausnahme der versiegelten Munitionskisten alles aufgemacht und durchgezählt.«
»Und hat er den Scheck?«
»Natürlich.«
»Du scheinst nicht erfreut zu sein. Ist irgend etwas schiefgegangen?«
»Dieser indische Sekretär ist ein unerträglicher
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