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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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abzunehmen. Der Zollinspektor schließlich bestand darauf, die Linsennummer seiner Kamera zu notieren und den belichteten Film zu beschlagnahmen.
    Mrs. Lukey schien von den Vorgängen ebenso mitgenommen zu sein wie Greg und Dorothy. »Es tut mir leid«, sagte sie. »So übel haben sie sich noch nie benommen.«
    »Was, zum Teufel, versuchen sie nur zu beweisen?« grollte Greg. »Wozu nehmen sie mir die Clubkarte ab? Es macht mir nicht viel aus, ich kann eine neue bekommen. Aber was soll der Unsinn?«
    »Liebling, wir haben uns wenigstens nicht ausziehen müssen.«
    Greg, dem sein Baumwollhemd feucht am Körper klebte, murmelte, daß er dagegen nichts einzuwenden gehabt hätte. Der Verlust des Films hatte ihn ganz besonders verärgert.
    Der Flugplatz lag drei Meilen vor der Stadt, und der Bus der Fluggesellschaft war bereits abgefahren. Taxen gab es nicht. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als auf den nächsten Bus zu warten. Ein peinliches Schweigen entstand.
    Mrs. Lukey machte einen wenig glücklichen Versuch, die betretene Stimmung zu verscheuchen. »Na, jedenfalls glaube ich kaum, daß morgen bei unserem Abflug die gleichen Leute Dienst tun werden«, sagte sie.
    »Wollen Sie damit sagen, daß wir alles das noch einmal über uns ergehen lassen müssen?«
    »Wenn wir uns mit den Ausreisevisa in acht nehmen, wird alles glatt gehen.«
    Greg fuhr herum. »Was für Ausreisevisa?«
    »Wir müssen sie uns morgen vormittag auf der Polizeibehörde besorgen. Wenn wir dem Mann, der die Visa ausstellt, ein gutes Trinkgeld geben, wird man uns sicher keine Schwierigkeiten machen.« Sie lächelte Greg und Dorothy unsicher an.
    Wiederum entstand ein Schweigen.
    Als der Schlamm trocknete, begannen andere, menschlichere Gerüche der Nachbarschaft des Flughafens zu entsteigen. Die Hitze war betäubend. Dorothy spürte, wie der Schweiß ihr an den Beinen hinunterlief. Sie machte einen entschlossenen Versuch, objektiv zu sein.
    »Nun«, sagte sie. »Schließlich ist es ja ihr Land.«
    Mrs. Lukey wandte sich ihr eifrig zu. »Ja, es sind wirklich frohe, lachende, glückliche Menschen, aber man versteht sie nicht immer richtig. In Indien ist es das gleiche. Wenn ein Europäer nach Bombay kommt und feststellt, daß er ohne Erlaubnis keine alkoholischen Getränke bestellen kann, dann denkt er gleich, die Inder seien unfreundliche Menschen. Das ist nicht wahr. Um ein Land kennenzulernen, muß man eine Zeitlang dort gelebt haben. Man sollte kein Land nach seinen Flughäfen beurteilen. Und auch nicht nach seinen Zollbeamten.«
    Sie hatte hastig und leidenschaftlich gesprochen und dabei eher asiatisch als europäisch gewirkt. Es war eine beunruhigende Verwandlung gewesen.
    Dorothy war im Begriff, irgend etwas zu entgegnen. Glücklicherweise kam in diesem Augenblick ein Bus, und sie brauchte ihren Satz nicht zu beenden.
    Unmittelbar nach der Abfahrt vom Flughafen kamen sie durch ein Dorf. Sie hatten begonnen, sich an den Anblick der kleinen Häuser in der Atap -Bauart mit dem Teakholz-Fachwerk zu gewöhnen; aber an den meisten Häusern war das Atap verblichen, zerrissen oder geflickt. Nur eines der Häuser sah neu und gepflegt aus. Über der Veranda hing ein Schild. In englisch und malaiisch waren darauf die Worte gemalt: KOMMUNISTISCHE PARTEI, DISTRIKT LABUANGA.
    Dorothy und Mrs. Lukey saßen auf der anderen Seite im Autobus. Greg machte sie nicht auf das Haus aufmerksam.
3
    Labuanga ist Hafenstadt und Endpunkt eines Pipelinesystems, das die Ölfelder der Umgebung miteinander verbindet. Die Stadt erstreckt sich auf einer breiten alluvialen Landzunge, die in der Nähe eines Flußdeltas in die See hinaus vorspringt. Labuanga wurde von den Holländern erbaut, und die baumbestandenen Straßen und öffentlichen Gärten des Stadtzentrums sind nach dem Muster holländischer Provinzstädte angelegt. Das Resultat wirkt bizarr. Die Bäume sind weder Linden noch Ahornbäume, sondern Kasuarinen. Beete, auf denen in ordentlichen Reihen Tulpen, Narzissen und Hyazinthen hätten wachsen müssen, prangen im Schmuck von Krotonen, wilden Orchideen und Purpurlilien. Hibiskus überwuchert das Eisengitter, das den Sockel umgibt, auf dem sich einmal das Denkmal Königin Wilhelmines erhoben hatte. Die Säulenhalle vor dem ›Stadhuis‹ sieht unter der Last des monströsen Bougainvilleageranks ordinär aus. Das Zentrum von Labuanga gleicht einer holländischen Matrone, die vom Dschungel verführt wurde und sich in eine Eingeborene verwandelt hat.
    Vom

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