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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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tatsächlich gelingen sollte, ins Gefängnis einzudringen«, sagte er, »dann dürften sich dort ein paar recht üble Dinge abspielen.«
    »Genau das habe ich befürchtet. Haben sie erst einmal mit dem Töten angefangen …«
    » Ja. Wissen Sie, ich habe vorhin versucht, unseren Konsul in Medan zu erreichen. Ich wollte, daß er zum Befehlshaber des Gebietes geht und durchsetzt, daß Mrs. Lukey dort herauskommt. Die Verbindung ist nicht zustande gekommen. Man sagte mir, die Leitung sei unterbrochen.«
    »Ich weiß. Ich habe genau das gleiche zu hören bekommen. Ich hatte mich entschlossen, wenn nötig, morgen früh ‘rüberzufliegen. Wie die Dinge liegen …«
    » Was sollen wir tun? Den General Iskaq anrufen und ihn ersuchen, die Gefängnisbesatzung auf alle Fälle zu verstärken?«
    Hallett runzelte die Brauen. »Ich weiß nicht. Überlegen wir doch einmal. Angenommen, er nähme die Idee ernst genug, um einen Teil der Garnison nach dort in Marsch zu setzen. Wäre das mit Notwendigkeit besser für unsere Leute? Angenommen, die Truppen hätten Order, im Falle eines Angriffs alle Gefangenen zu erschießen. Es wäre nicht der erste Befehl dieser Art. Angenommen, jemand wie Major Gani entschlösse sich, die Gefangenen als Geiseln zu benutzen. Und es gibt noch einen anderen Gesichtspunkt, unter dem man die Sache sehen muß: je erbitterter dort gekämpft würde, desto furchtbarer dürfte das Gemetzel nach Beendigung des Kampfes werden. Uns gehen ja schließlich nur die drei Gefangenen etwas an, das Gefängnis kann uns gleichgültig sein.«
    »Ich sehe, Sie sind dagegen, Verstärkungen anzufordern«, sagte Wilson trocken.
    »Ich bin gegen hypothetische Verstärkungen in dieser hypothetischen Situation.«
    Wilson schaltete das Radio aus. »Nun, sie mag ja hypothetisch sein, aber ich muß Ihnen gestehen, daß Sie mich beunruhigt haben. Mrs. Lukey ist eine sehr sensible Frau. Anglo-Inderin, wissen Sie. Selbst Ihre Mrs. Nilsen, die ihr zu helfen versucht, kann nicht viel an ihrem beklagenswerten Zustand ändern. Es fiel mir ziemlich schwer, sie heute dort zurückzulassen.«
    »Halten Sie es für möglich, daß sie irgend etwas weiß, was die herausbekommen wollen?«
    Wilson zögerte und sagte dann: »Ich fürchte, das könnte der Fall sein.«
    Ross Hallett nickte. Mrs. Lukey war britische Staatsangehörige und ging ihn – vom allgemein Menschlichen abgesehen – nichts an. Er dachte an die Nilsens, denn die gingen ihn etwas an. Fran gegenüber hatte er sie als ›vagabundierende Touristen ‹ bezeichnet. Sie waren leichtsinnig und dumm gewesen; leichtsinniger und dümmer noch als der versoffenste aller amerikanischen Techniker der Ölgesellschaft sich aufführte, der es auf eine Schlägerei angelegt hatte. Bisher war Hallett in der Lage gewesen, ihre mißliche Situation ohne sonderliche innere Beteiligung im Auge zu behalten. Jetzt begann die Geschichte ihm Angst zu machen. Männer wie General Iskaq und Major Gani ließen sich nicht leicht aus Furcht vor diplomatischen Konsequenzen von ihren Gewalttätigkeiten abbringen. Die Nilsens konnten noch in dieser Nacht umgebracht werden, und ihm würde in seiner Machtlosigkeit nichts anderes zu tun übrigbleiben, als Protest einzulegen und sich höfliche Bekundungen des Bedauerns anzuhören.
    »Ich fahre zum Gefängnis hinaus«, sagte er. »Wollen Sie mitkommen?«
    »Was haben Sie vor?«
    »Ich will sehen, ob man mich mit den Gefangenen sprechen läßt.«
    »Mitten in der Nacht? Das wird man Ihnen nicht gestatten.«
    »Nein, aber wir sind immerhin dann da. Schaden kann es nicht, und falls wirklich etwas los sein sollte, könnte unsere Anwesenheit ganz nützlich sein.«
    »Dann sollten wir möglichst demonstrativ auftreten. Stander ans Auto, steifer Kragen, umständliches Protokoll.«
    »Wie Sie wünschen, Sir Anthony.«
    Um die Durchfahrt durch die ›Innere Zone‹ zu vermeiden, mußten sie einen weiten Umweg machen und sich der Gegend, in der sich das Gefängnis befand, vom südlich daran angrenzenden chinesischen Viertel her nähern. Und das sollte ihr Glück sein. Wären sie von der ›Inneren Zone‹ aus direkt dorthin gefahren, dann hätte man sie sicher unter Feuer genommen, ohne daß ihnen noch die Zeit geblieben wäre, sich auszuweisen.
    Da Halletts Wagen der imponierendere von den beiden war, machten sie aus, daß er voranfahren sollte. Am Rand des chinesischen Viertels verlief ein tiefer Entwässerungskanal, über den nur an zwei Stellen Brücken führten. Hallett fuhr

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