Waffenschmuggel
ihn nicht. Hitze, Schlafmangel, Magenkrämpfe und das anstrengende Verhör hatten ihn bis zu völliger Apathie erschöpft. Nachdem er den Eimer benutzt hatte, setzte er sich auf den Fußboden und lehnte den Kopf gegen die Wand.
Captain Voychinski richtete sich lässig auf und gähnte. Greg nahm Halletts Zigaretten und Streichhölzer aus der Tasche und warf beides aufs Bett.
»Mit Empfehlungen vom amerikanischen Konsul«, sagte er.
Voychinski nahm die Zigaretten an sich und lächelte säuerlich. »Sie kommen bald ‘raus, was?«
»Nicht eher, als bis ich denen erzähle, wie und wann das Zeug, das Sie kaufen wollten, geliefert werden soll.«
»Die denken, Sie wissen Bescheid?«
»Allerdings. Die denken, ich wüßte Bescheid.«
Voychinski nahm die Füße vom Bett und blickte zu ihm hinunter. »Wer Sie verhören?«
»General Iskaq und dieser Major.«
»So.« Die blassen Augen blickten Greg forschend an, als suchten sie nach versteckten Hinweisen. »Was Sie sagen?«
»Was konnte ich ihnen sagen? Ich habe alles gesagt, was ich weiß. Fünfzigmal habe ich es ihnen gesagt.«
»Über die Lieferung?«
»Ich habe keine Ahnung von der Lieferung. Das wissen Sie doch ebensogut wie ich.«
»Aber Sie ihnen etwas erzählen, eine gute Geschichte vielleicht?«
»Ich habe ihnen gesagt, was ich weiß, und das ist alles.«
»Nichts über die Lieferung?«
»Nichts.«
»Sie lügen.«
Greg schloß müde die Augen. »Wie Sie wollen.«
Voychinski stand vom Bett auf und starrte wütend auf ihn hinunter.
»Gani Ihnen nicht erlauben, nichts zu sagen.«
»Gani hat das Verhör nicht geleitet.«
»Sie haben Glück.«
»Es ist nicht Gani, der mich beunruhigt.«
»Dieser Bauer Iskaq etwa?« Verächtlich spuckte Voychinski aus. »Sie hören, mein Freund. Iskaq ist Soldat, ist guter Soldat, aber dumm in Politik. O ja. Er möchten Ihnen schlagen ins Gesicht, aber er nicht ernstzunehmen. Gani ist der Gefährliche. Er wollen diese Gewehre, um mehr seiner Parteileute zu bewaffnen.«
»Welche Parteileute?«
»Sie nicht wissen, daß er ein Roter ist?«
»Wie sollte ich?«
»Mrs. Lukey wissen es.«
»Und warum ist das so wichtig?«
»Mein Freund, wenn Iskaq haben politischen Verstand, er würden übergegangen sein zum Komitee. Jetzt er heimlich helfen, die Roten zu bewaffnen, und denken, er bekämpft uns, während er nur machen sein eigenes Erschießungskommando. Es ist dumm.« Er setzte sich wieder und starrte Greg mißtrauisch an. »Sie haben Gani bestimmt nichts gesagt?«
»Über die Lieferung? Seien Sie nicht kindisch. Ich weiß von nichts. Gibt es jemanden, der etwas weiß? Weiß Major Sutan darüber Bescheid? Oder Sie?«
Voychinski kniff die Augen zusammen. »Hat Gani Ihnen gesagt, daß Sie das sollen fragen?«
»Mann Gottes! Können Sie nicht endlich …«
Voychinski zuckte die Achseln. » Wenn ein Mann Angst bekommen und nichts mehr zu verlieren haben, er wird zu vielem bereit sein. Und Gani wollen es herausbekommen von einem von uns.«
Greg blickte ihn finster an. »Was meinen Sie damit – mit dem ›nichts zu verlieren‹?«
»Ihre Waffen sind noch in Singapur?«
»Genau! So daß es also für Major Gani gar nichts herauszufinden gibt. Aber das versuche ich Ihnen ja die ganze Zeit zu erklären.«
Voychinski seufzte ungeduldig. »Mein Freund, glauben Sie denn, daß Sie der einzige Mann auf der Welt, der uns Waffen verkaufen?«
Es dauerte ein paar Sekunden, ehe Greg begriff. Dann fiel ihm etwas ein, das Captain Lukey gesagt hatte. »Sie brauchen nur das erste Mal dort hinzugehen. Danach ist freie Bahn.« Da er selber nur diesen einen Abschluß tätigen wollte, hatte er die Bemerkung nicht sonderlich beachtet. Er blickte zu Voychinski auf.
»Wollen Sie damit sagen, daß eine weitere Sendung von jemand anderem schon unterwegs ist?«
Voychinski ließ seine Stahlkronen sehen, antwortete aber nicht. Vom Korridor her kam das Geräusch einer Tür, die geöffnet wurde, und das Gerassel von Schlüsseln. Im nächsten Augenblick wurde die Zellentür aufgerissen, und der Aufseher gab Voychinski ein Zeichen.
Er stand langsam auf, reckte sich und ging hinaus. Greg hatte er nicht einmal einen flüchtigen Blick zugeworfen. Die Tür schloß sich hinter ihm.
6
Ross und Fran Hallett waren mit Dr. Subramaniam, dem indischen Chefarzt der Tuberkulose-Klinik, und dessen Frau beim Bridgespiel, als das Licht ausging. Es war kurz vor acht Uhr.
Sie waren nicht übermäßig besorgt. Stromunterbrechungen kamen häufig genug vor. Dr.
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