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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Zugang ins Innere mit Sprengladungen zu erzwingen. Mit Hilfe von Rauchgranaten und unter dem Feuerschutz der von der gegenüberliegenden Straßenseite abgegebenen Gewehrsalven, drangen immer mehr Männer durch die geborstenen Außentore ein. Sie hatten Befehl, sich längs der Gebäude vorzuarbeiten, die auf dem Dach postierten Verteidiger außer Gefecht zu setzen und dann von der rückwärtigen Seite her in das Gefängnisgebäude einzudringen.
    In der Kontroll-Sektion führte Major Gani, der das Verhör von Voychinski in einem interessanten Augenblick hatte unterbrechen müssen, ein Telephongespräch mit dem General Iskaq, der sich in seinem Hauptquartier in der ›Inneren Zone‹ befand.
    »Nein, Sir«, sagte er gerade. »Wie kann ich Ihnen sagen, wie stark die angreifenden Kräfte sind? Es ist unmöglich, das zu schätzen. Aber sie sind gut bewaffnet. Sie haben Maschinengewehre und Panzerabwehr-Waffen irgendwelcher Art. Unsere Wachen sind nur mit Gewehren und Handgranaten ausgerüstet. Es ist unbedingt erforderlich, daß Sie Panzerwagen und Truppen schicken.«
    »Panzerabwehr-Waffen?«
    »Sie haben das Haupttor mit zwei Schüssen gesprengt.«
    Der General zögerte. Nur vier seiner zehn altersschwachen Panzerwagen waren zu diesem Zeitpunkt fahrbereit. Die restlichen Wagen hatten Motorschaden verschiedener Art. Drei davon, für welche man Ersatzteile aus Italien erwartete, waren seit Monaten außer Betrieb. Der Gedanke, auch nur einen einzigen der funktionierenden Wagen dem Feuer der Panzerabwehr-Geschütze auszusetzen, ließ sein Herz sinken.
    Seiner Stimme war eine leichte Ungeduld anzumerken. »Solange sie nicht die äußere Mauer zerstören, können sie derart weitreichende Waffen gegen das Gebäude nicht einsetzen. Das Gefängnis ist aus Ziegelstein gebaut. Jedes Fenster ist vergittert. Sie haben das Haupttor unter Kontrolle. Wozu brauchen Sie weitere Truppen?«
    »Diese Gefängniswachen sind keine Truppen«, entgegnete Major Gani. Er wußte, daß es ein Fehler gewesen war, die Panzerabwehr-Waffen zu erwähnen, und versuchte die Initiative wiederzugewinnen. »Ich muß Sie daran erinnern, Sir«, fuhr er schnell fort, »daß wir wichtige Gefangene haben. Dies ist ein Versuch, sie zu befreien.«
    »Selbstverständlich. Aber sie werden nicht befreit werden.«
    »Dann müssen Sie Truppen schicken, Sir.«
    »Sie werden nicht befreit werden«, wiederholte der General scharf. »Besser wäre es, wenn sie alle umgebracht würden.«
    »Sie ermächtigen mich also, Sir, diese fünf Gefangenen zu erschießen, die Engländerin und die beiden Amerikaner nicht ausgenommen?«
    »Man würde die Aufständischen dafür verantwortlich machen. Aber das wird nicht nötig sein. Wir werden sie behalten. Haben Sie den Weißen schon zum Reden gebracht?«
    »Nein, Sir. Er …«
    Irgendwo detonierte eine Granate, und von der Decke des Büros, in dem Major Gani telephonierte, fiel der Putz in Brocken herunter. Als der Kalkstaub in Wolken aufstieg, hörte er, wie der General fragte, ob sie unterbrochen seien.
    Er konnte gerade noch: » Schicken Sie Truppen!« in die Muschel krächzen, bevor der Staub ihn zu einem Hustenanfall zwang; dann hängte er ein. Wenn der General über das, was geschehen war, im ungewissen geblieben sein sollte, um so besser. Dann würden die Truppen mit größter Eile entsandt werden.
    Er hatte die Gedankengänge des Generals falsch gedeutet. Der General war kein Mann, den man überfahren konnte. Bis jetzt war nur etwa die Hälfte der verfügbaren Parteimitglieder mit den Waffen aus den aufgebrachten Sendungen ausgerüstet worden, und sie hatten sehr wenig Munition. Weitere Beschlagnahmungen würden die Lage zweifellos bessern, aber bis dahin war die Miliz unbrauchbar. Für den General war der Plan zur Verteidigung der ›Inneren Zone‹ immer noch bindend. Das bedeutete, daß die Garnison ihre schwachen Kräfte nicht dadurch verzettelte, daß sie in alle Himmelsrichtungen ausschwärmte, um sich überall dort, wo die Aufständischen anzugreifen beliebten, in Kämpfe verwickeln zu lassen. Der Vorstoß auf das Elektrizitätswerk war zweifellos als Ablenkungsmanöver für den Angriff auf das Gefängnis unternommen worden; aber diese Erkenntnis änderte nichts. Das Kraftwerk war schwer zu verteidigen, doch das Gefängnis praktisch ein Bollwerk. Gani war Nachrichtenmann, kampfungewohnt und daher überängstlich. Das zeigte schon seine rücksichtslose Forderung nach Panzerwagen. Er mußte lernen, daß zum Soldatenberuf mehr

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