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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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in die Luft zu jagen, braucht man mehr als zwei Patronen Dynamit.«
    Hallett schmunzelte, sagte aber nichts weiter. Er hatte seine Vermutung bestätigt gefunden.
    Er ging zu seinem Wagen zurück und lenkte ihn am Wachtposten vorbei in die ›Innere Zone‹.

ACHTES KAPITEL
1
    Keith Wilson, Ihrer Britischen Majestät ehrenamtlicher Vizekonsul in Labuanga, war in Schanghai geboren. Im Alter von acht Jahren war er von seinen Eltern nach England ›heim‹ geschickt worden, um dort zur Schule zu gehen. Mit achtzehn war er in den Fernen Osten zurückgekehrt. Seitdem hatte er den größten Teil seines Lebens auf Borneo und in Malaya verbracht. Er sah aus wie ein typischer, pfeiferauchender englischer Mittelständler und war es in gewisser Hinsicht auch. Seine Frau war während des Krieges in einem Internierungslager gestorben, und er hatte nicht wieder geheiratet. Kricket war die große Passion seines Lebens, und sein einziger Einwand gegen Labuanga bezog sich auf die Tatsache, daß es dort nicht genug Kricketspieler gab, um zwei Teams bilden zu können. Er besaß einen starken Kurzwellenempfänger und verbrachte einen großen Teil seiner freien Zeit damit, den Kricket-Kommentaren der australischen und der B.B.C.-Kurzwellenprogramme zu lauschen. Er war der Ansicht, daß das Erbe des Kricketspiels ebensoviel zur Stabilisierung der politischen Verhältnisse in Indien und Pakistan beigetragen habe wie die Existenz einer englisch erzogenen Beamtenschicht. Sobald er einmal nicht vom Kricket sprach, merkte man, daß er einen ausgesprochenen Sinn für Humor hatte. Zudem verfügte er über die nötigen Kenntnisse, um unverständliche malaiische und chinesische Witze in ein sinnvolles Englisch zu übersetzen. Die Halletts, die ihren Somerset Maugham gelesen hatten, redeten von ihm nicht ohne Zuneigung als vom ›Taipan‹.
    Er meldete sich sofort, als Halle tt ihn anrief. »Ich habe versucht, Sie bei den Subramaniams zu erreichen«, sagte er. »Sie sagten mir, daß Sie auf dem Rückweg seien. Sind Sie jetzt zu Hause?«
    »Ja.« Hallett hörte die Atemzüge des Telephonfräuleins, das ihre Unterhaltung belauschte, und er wußte, daß Wilson es ebenfalls hören konnte. »Wie wär’s mit einem Drink?« fragte er.
    » Fein. Warum kommen Sie nicht herüber und genießen die Aussicht?«
    »Bin in ein paar Minuten bei Ihnen.«
    Wilsons Wohnung lag im obersten Stockwerk des Gebäudes der Ölgesellschaft, und man konnte von dort aus den westlichen Teil der Stadt überblicken. Es war der Stadtteil, in dem sich das Elektrizitätswerk befand. Zu Beginn der Schießerei hatte er durchs Fernglas in dieser Richtung das Aufflammen von Leuchtspurgeschossen sehen können. Bis Hallett anrief, war das Feuer jedoch wieder nahezu vollständig verstummt. Er hatte das Radio auf Batterie umgeschaltet und lauschte den Stimmen auf der Sprechfunk-Frequenz der Garnison, als Hallett eintraf.
    »Was halten Sie von der Lage?« fragte Hallett.
    »Soweit ich verstehen konnte, haben die Rechtgläubigen starke Kräfte vorgeschickt, um das Elektrizitätswerk zu besetzen, und die Armee ist ihnen zuvorgekommen. Die Aufständischen haben rundherum Stellung bezogen. Jetzt sitzen sie alle da – und nichts geschieht. Ich verstehe das nicht. Wenn sie das Kraftwerk in die Luft jagen wollten, warum haben sie dann nicht ein Sprengkommando losgeschickt und ihre übliche Taktik des blitzschnellen Zuschlagens und Davonrennens angewandt?«
    »Warum wohl nicht?«
    Wilson steckte eine neue Kerze an. Irgend etwas in Halletts Tonfall veranlaßte ihn aufzublicken. »Haben Sie irgendeine Idee?«
    »Vielleicht. Sie kennen den Verteidigungsplan. Sobald Angriffsalarm gegeben wird, zieht sich die Hauptmacht in die ›Innere Zone‹ zurück. Keine Verzettelung der Kräfte. Lediglich die motorisierte Kolonne bleibt draußen. Wo ist sie jetzt?«
    »Sie hält das Elektrizitätswerk besetzt.«
    »Das sich auf der dem Gefängnis entgegengesetzten Stadtseite befindet.«
    »Na, und?«
    »Der Angriff auf das Kraftwerk könnte ein Ablenkungsmanöver sein. Die Rechtgläubigen könnten es auf das Gefängnis abgesehen haben, um Major Sutan herauszuhauen.«
    Wilson dachte einen Augenblick nach. »Schon möglich«, sagte er schließlich. »Glauben Sie, daß Sutan ihnen so viel wert ist?«
    »Er ist ein wichtiges Mitglied des Komitees. Aber davon abgesehen, wäre es ein nicht wiedergutzumachender Prestigeverlust für sie, wenn sie nichts unternähmen.«
    Wilson überlegte weiter. »Wenn es ihnen

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