Waffenschmuggel
Subramaniam entzündete ein paar Öllampen, und man setzte den Rubber fort. Zwanzig Minuten später funktionierte das Licht noch immer nicht, und Dr. Subramaniam, der sich fragte, ob der Stromausfall womöglich doch auf einen Kurzschluß in seinem eigenen Haus zurückzuführen sei, ging auf die Straße hinaus, um festzustellen, ob anderswo Licht brannte. Er sah sofort, daß es sich um eine allgemeine Stromunterbrechung handelte; aber als er zurückging, hörte er den Lärm von entferntem Maschinengewehrfeuer. Es schien vom auf der andern Seite der Stadt gelegenen Hafen herzukommen.
Er rief Ross Hallett. Der Lärm der Schießerei wurde deutlicher und mischte sich jetzt mit dem entfernten Geräusch dumpfdröhnender Einschläge.
»Was, glauben Sie, kann das sein?« fragte Dr. Subramaniam. »Ein neuer Überfall auf die Öltanks?«
»Schon möglich. Schwer zu sagen von hier aus.«
»Was sollte es sonst sein?«
»Das wage ich nicht zu entscheiden. Jedenfalls werde ich zurückfahren müssen.«
»Warum? Sie können ja doch nichts tun. Wir haben ein Extrabett, das können wir Fran und Ihnen für die Nacht anbieten.«
Hallett schüttelte den Kopf. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Fran bei Ihnen bleiben könnte. Aber ich muß zurück.«
»Man wird die ›Innere Zone‹ gesperrt haben.«
»Mit meinem Diplomatenpaß werde ich schon durchkommen.«
Als er ins Haus zurückkehrte, sah Fran Hallett auf dem Gesicht ihres Mannes jenen Ausdruck, den sie als ›State-Department-Miene‹ bezeichnete; sie machte keinen Versuch, ihn von seinem Vorhaben abzubringen oder darauf zu bestehen, daß er sie mitnähme. Sie beschwor ihn nicht einmal, gut auf sich achtzugeben. Sie erinnerte ihn lediglich daran, daß frische Eier im Wasserkühler seien, und gab ihm einen Gutenachtkuß.
Er fuhr sehr langsam. Einmal, als eine mit Truppen besetzte Lastwagen-Kolonne ihn zu überholen begann, lenkte er den Wagen an den Straßenrand und hielt an. Während solcher Alarme wurden die Truppen der Labuanga-Garnison leicht übermütig, und es kam nicht selten vor, daß fahrende Wagen, Armeefahrzeuge nicht ausgenommen, beschossen wurden. Als er sich dem Kontrollpunkt der ›Inneren Zone‹ näherte, wurde er noch vorsichtiger. Etwa hundert Meter vor dem Kontrollpunkt hielt er an, ließ die Scheinwerfer eingeschaltet, stieg aus dem Wagen und ging auf das Wachgebäude zu. Gegen das Licht der eingeschalteten Scheinwerfer des Wagens konnten die Posten deutlich sehen, daß er allein und unbewaffnet war.
Einen Diplomatenpaß hatte der wachhabende Unteroffizier des Kontrollpunktes noch nie in seinem Leben zu Gesicht bekommen, und lesen konnte er nicht. Ein Offizier mußte herbeigeholt werden, um den Paß zu begutachten, bevor man ihm die Durchfahrt genehmigte. Der Lärm der Geschosse war nun lauter, und man konnte schon die Richtung feststellen, aus der er kam. Der Offizier war nervös und gereizt, aber Hallett beschloß, ein kleines Risiko auf sich zu nehmen.
»Was haben die vor?« fragte er. »Wollen sie einen weiteren Öltank anstecken?«
Die Frage spielte auf einen Witz an, der in Labuanga kursierte. Von Zeit zu Zeit hatten Regierungssprecher die Ölgesellschaft heimlicher Unterstützung der Partei der Rechtgläubigen bezichtigt. Flugblätter der Aufständischen hatten diesen Vorwurf entrüstet zurückgewiesen und als Gegenbeweis die Überfälle angeführt, die auf Anlagen der Ölgesellschaft unternommen worden waren. Die Aufzählung war wenig überzeugend gewesen, und eine der Regierung nahestehende Zeitung hatte zu diesem Thema einen Leitartikel veröffentlicht. Wie kam es, so hatte der Schreiber gefragt, daß die Aufständischen es niemals fertiggebracht hatten, mehr als einen Öltank in die Luft zu jagen? Warum benutzten sie nicht etwas mehr Sprengstoff, wo sie nun schon einmal dabei waren, und ließen zwei oder drei Tanks hochgehen? Und warum befaßten sie sich denn überhaupt mit den Öltanks, wo es doch so viel leichter und auch ungefährlicher für sie sei, die Ölleitungen zu unterbrechen? Der Schreiber hatte dann die Reihe seiner hilfreichen Vorschläge, wie dies zu erreichen sei, fortgesetzt und den Aufständischen angeraten, Amerika um technischen Beistand zu bitten. Sogar die mit den Rechtgläubigen Sympathisierenden hatten darüber ein wenig lächeln müssen.
Der Offizier blickte Hallett unsicher an.
Hallett sagte: »Vielleicht haben sie diesmal zwei Patronen Dynamit mitgebracht.«
Der Offizier grinste. » Tuan , um das Elektrizitätswerk
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