Waffenschwestern
–
er erwartet Sie beide.«
Im Raum dahinter sagte jemand ganz laut: »Nein!«
Barin stockte. »Ich möchte sie nicht hier haben … Ich möchte sie nicht sehen.« Der Commander, der die Tür offen hielt, schloss sie wieder. » … allein ihre Schuld!«, drang noch hindurch, ehe sie ins Schloss fiel.
Thornbuckle. Immer noch wütend, immer noch unvernünftig
… Barin sah Esmay von der Seite her an; sie blickte geradeaus, fast ausdruckslos. Barin hätte am liebsten etwas gesagt - aber was? –, nur öffnete sich jetzt die Tür weder, diesmal für Grand Admiral Savanche.
»Lieutenant, ich glaube, Sie haben eine persönliche Sendung für mich?«
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»Ja, Sir.« Esmays Stimme verriet auch nicht mehr als ihr Gesicht, als sie Savanche die Datentasche übergab.
»Sehr gut. Entlassen.« Er wandte sich Barin zu. »Kommen Sie mit herein, Ensign.« Barin versuchte, Esmays Blick
aufzufangen, aber sie sah an ihm vorbei. Er folgte Savanche zu der Konferenz, und das Herz rutschte ihm dabei rapide in die Hose, durch das Deck und hinunter zum Schwerkraftzentrum des Universums.
»Die Gewebeproben bestätigen, dass die nicht identifizierten Leichen, vorgefunden auf dem Schauplatz, wo die Elias Madero entführt wurde, die sterblichen Überreste von fünf der zehn persönlichen Milizionäre Lord Thornbuckles sind: Savoy
Ardemi, Basil Verenci, Klara Pronoth, Seren Verenci und Kaspar Pronoth. Das ist ein sehr nachdrücklicher Hinweis darauf, dass Sera Meagers Schiff zu diesem Zeitpunkt an Ort und Stelle war und sich möglicherweise eingemischt hat.«
Also wusste man jetzt endlich, wo Bruns Yacht angegriffen worden war. Endlich konnte man die Suche auf ein engeres Gebiet als den ganzen Weltraum eingrenzen. Die sich
anschließende Suche der Shrike nach Spuren der Elias Madero führte zu einer weiteren Eingrenzung. Barin versuchte sich auf die Beweise und ihre logische Auswertung zu konzentrieren, aber Esmays Gesicht mischte sich beharrlich immer wieder darunter.
Sie hatte einen Fehler gemacht, ja – aber Lord Thornbuckles Ausbruch, seine Weigerung, sie zu sehen, war absolut
ungerecht. Esmay hatte Bruns jetzige Lage nicht zu
verantworten.
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»Die Guernesi untersuchen derzeit Datenwürfel, die von der Elina Madero geborgen wurden; sie haben die verantwortliche Organisation schon identifiziert – anscheinend handelt es sich tatsächlich um die Gottesfürchtige Miliz von Neutexas, und die Guernesi versuchen gerade herauszufinden, welcher Zweig der Miliz Sera Meager entführt hat.« Der Instruktionsoffizier, ein Commander, den Barin nicht kannte, legte eine Pause ein, damit die Zuhörer Fragen stellen konnten. Nur eine wurde jedoch gestellt, von Lord Thornbuckle.
»Wie lange …?«
Als die Konferenz beendet wurde, war Barin absolut
entschlossen, sich auf die Suche nach Esmay zu machen. Sie sollte erfahren, dass zumindest er nicht mehr wütend auf sie war. Der allgegenwärtige Lieutenant Ferradi fing ihn jedoch vorher ab. Als er endlich alle ihre Aufträge ausgeführt hatte, wurde er schon wieder an Bord der Gyrfalcon zurückerwartet, um seinen Wachdienst anzutreten.
*
Kommandant Solis erwartete Esmay an der Andockluke der
Shrike. »Wir müssen uns unterhalten«, sagte er. Er sah eher müde als zornig aus. »Bislang weiß niemand an Bord davon –
und ich ziehe es vor, wenn die Sache möglichst wenig publik wird.«
»Sir.« Sie hatte nichts weiter getan, als Befehle zu befolgen und die Daten weisungsgemäß zu übergeben.
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Er seufzte. »Soweit ich es sagen kann – und ich sollte dazu in der Lage sein, denn wie hätte ich sonst meinen Rang verdient? –
, war Ihr Ausbruch auf Copper Mountain eben nichts weiter als ein Ausbruch. Für mich leisten Sie gute Arbeit; Sie sind eine effektive Vorgesetzte.
Sie werden Ihrer eigenen Geschichte gerecht, möchte ich damit sagen. Aber Taten haben nun mal Konsequenzen, auch Fehler, die man macht, so selten sie auch sein mögen.«
Esmay überlegte, sich dazu zu äußern, entschied jedoch, dass es keinen Sinn hatte.
»Lord Thornbuckle braucht einen Sündenbock«, erklärte
Solis. »Und da er die eigentlichen Schurken nicht in die Finger bekommt, hat er Sie ausgesucht. Er lehnt es ab, Sie an der Planung des Rettungseinsatzes zu beteiligen; er möchte Sie nicht einmal auf der Basis haben. In Anbetracht seiner Stellung und seiner geistigen Verfassung können wir nur wenig daran ändern. Allerdings halte ich Ihre Kenntnisse von Sera Meager –
und die Ermittlungen auf
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