Waffenschwestern
Bevölkerung an die Erinnerung geklammert und Unruhe gestiftet. Im späten zwanzigsten Jahrhundert ihrer Zeitrechnung hieß eine von vielen Milizen und religiösen Terrorgruppen, die in den Vereinigten Staaten aktiv waren, die Republik von Texas.
Damals hatte sie noch keine spezielle religiöse Ausrichtung und auch keine so starre Auffassung von den Geschlechterrollen wie einige andere. Aber sie existierte sozusagen im gleichen kulturellen Umfeld, und die Differenzen wurden schwächer.«
»War sie damals schon in Terroranschläge verwickelt?«,
fragte Admiral Serrano.
»Wir denken, ursprünglich nicht, außer was Waffenkäufe und Steuerhinterziehung angeht und die Stiftung so vieler
administrativer Probleme für die örtlichen Behörden wie nur möglich. Anlässlich einer bestimmten historisch verzeichneten Konfrontation mit den Behörden nahmen die Mitglieder der Gruppe jedoch Geiseln und verkündeten ihre Absicht, eine 320
eigene Regierung zu bilden und die existierende Regierung zu stürzen. Sie scheiterten dabei. Dieser Fehlschlag führte jedoch dazu, dass sie sich mit den Überlebenden einer gescheiterten religiösen Randgruppe zusammentaten. Diese führten die
Niederlage der Republik von Texas auf mangelnde
Glaubensfestigkeit zurück und ihre eigene auf mangelnde militärische Erfahrung. Diese Gruppe trug den ziemlich
schwerfälligen Namen Republik Gottesfürchtiger Texaner gegen die Weltregierung. Sie spaltete sich rasch, wie es solche Gruppen oft tun, in mehrere Zweige auf, die alle ähnlichen, aber klar verschiedenen Dogmen anhingen. Eine nannte sich die Gottesfürchtige Miliz von Neutexas. Diese spezielle Richtung glaubte, der Niedergang der Gesellschaft, der zur Hinnahme von Tyrannei führte, läge im Einfluss der Frauen begründet, und man hätte den Frauen erlaubt, die Grenzen zu überschreiten, die Gott in der Heiligen Schrift niedergelegt hätte. Damals gab es viele solcher Gruppen – damals war die umfassende Schul-bildung der Frauen in Nordamerika noch eine recht junge historische Errungenschaft, und dem Einstieg der Frauen ins Arbeitsleben gaben manche die Schuld an Arbeitslosigkeit und Unzufriedenheit unter Männern. Historiker haben viele Texte gefunden, die sich für eine Rückkehr der Frauen in ›traditionelle‹, sehr eng definierte Rollen aussprachen.
Diese spezielle Untergruppe drang mit Hilfe eines
Kolonisierungsvertrages in den Weltraum vor, eines Vertrages, den sie anschließend prompt verleugnete. Sie organisierte ihre eigene Kolonialregierung nach dem Vorbild einer militärischen Einheit ihres Herkunftsstaates. Anscheinend hatte sich eine Mythologie um diese Texas Ranger gebildet, sodass die
gewählten Vertreter offiziell ›Ranger‹ genannt wurden und jeweils zusätzlich den Namen einer historischen Gestalt aus der 321
kurzen Zeit texanischer Unabhängigkeit erhielten. Das ist ein wichtiger Punkt, denn wir haben gelernt, Spaltungen der Ursprungsgruppe anhand ihrer Namenswahl für die Ranger zu verfolgen. Wir kennen zum Beispiel einen Zweig, der seine Anführer als die Ranger McCullough, Davis, King, Austin und Crockett bezeichnet. Ein anderer benutzt die Namen Crockett, Bowie, Houston, Travis und Lamar. Gemeinsam ist allen ein Rat von fünf Rangern unter Führung eines Captains. Eine Liste aller sechs bekannten Zweige haben wir beigefügt.
Da sich diese Gruppe durch Absplitterung gebildet hat und individueller Freiheit höchste Bedeutung zumisst – das heißt, der individuellen Freiheit von Männern –, entstehen ständig neue und wechselnde Bündnisse zwischen ihnen.«
»Tauschen sie Gefangene aus?«, fragte ein anderer Admiral.
»Fast nie. Durch saftige Drohungen haben wir ein paar
Männer von ihnen zurückerhalten. Nie jedoch Frauen. Ihre Einstellung zu Frauen bietet ein doppeltes Problem: Sie glauben beispielsweise, Frauen im Weltraum zu dulden wäre eine Form der Vernachlässigung - und Männer wären durch den Glauben verpflichtet, Frauen zu beschützen. Falls sie also Frauen gefangen nehmen, denken sie, dass sie sie tatsächlich vor einem schlimmeren Schicksal bewahren.«
»Aber sie haben diese Frauen verstümmelt und
umgebracht…«
»Das ist das zweite Problem. Ihre Glaubensvorstellungen sind, wie bei den meisten derartigen Gruppen, extrem starr im Hinblick auf alles, was mit Sex oder Fortpflanzung zu tun hat.
Sie glauben, Frauen wären von Gott geschaffen worden, um Männern zu dienen und Kinder zu gebären … und dass sie dazu 322
gebracht werden
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