Wage den Schritt ins Glueck
Rennens wurde übertragen. Davon sah und hörte Eden nichts mehr. Schock, Angst und die nachfolgende unendliche Erleichterung hatten sie so mitgenommen, dass sie auf dem Boden sitzen blieb, die Hand immer noch auf dem Bildschirm, als könnte sie Rafe so berühren.
Erst nach einer Weile erhob sie sich und schleppte sich zu der Suite hinauf, in der er eine Nacht verbracht hatte. Dort brach Eden zusammen und weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte. Es ist Liebe, dachte sie verbittert. Die schreckliche Angst um Rafe hatte ihr die Augen geöffnet.
Sie würde die nächste Maschine nehmen und ihm um die Welt folgen.
Der Große Preis von Italien fand in Monza statt. Auf den Straßen gab es kein Fortkommen, obwohl das Rennen erst in einigen Stunden begann. Rafes persönliche Assistentin Petra – eine Frau, die Edens Meinung nach wegen ihrer unermüdlichen Geduld eines Tages sicher heilig gesprochen würde – hatte Eden anstandslos ein Flugticket und Karten für das Rennen zugeschickt, ohne kritische Fragen zu stellen. Diskretion war Petras zweite Natur. Es gehörte wohl zu ihrem Job, dass sie bei Rafes Liebesleben durchblickte. Während Edens Zeit im Santini-Team hatte Petra zu ihren wenigen Verbündeten gehört.
Alles andere hängt jetzt von mir ab, musste Eden sich bang eingestehen. Verrückt, sich freiwillig in die Höhle des Löwen zu wagen. Gut möglich, dass Rafe sie wegschickte. Aber nachdem sie seinen Unfall mit angesehen hatte, war ihr bewusst geworden, dass sie ohne Rafe nicht leben konnte.
Dem Flugschein hatte eine Einladung zu einem Champagnerempfang beigelegen. Von einem Rennverantwortlichen wurde Eden in die VIP-Loge geführt. Beim Anblick der Schönen um sie her drohte sie der Mut zu verlassen. Das Rennen von Monza gehörte zu den größten Ereignissen Italiens, und in dem Raum drängten sich hochrangigeMitglieder der Gesellschaft. Und natürlich tummelte sich hier auch wieder der übliche Tross von sexy Models und Glamourgirls, die der Formel-1-Szene folgten. Da kann ich nicht mithalten, dachte Eden und wäre am liebsten geflüchtet. Die meisten Mädchen waren groß und gebräunt, hatten lange Beine und trugen superkurze Miniröcke, die Rafe reizvoll fand. Hosen hielt er für unweiblich.
Eden musste sich mit einem Hosenanzug begnügen, um ihre Narben zu verbergen. Die eisblaue Kombination mit dem Spitzenwestchen war sündhaft teuer gewesen und betonte ihre schlanke Figur und die schmale Taille. Das Haar hatte Eden zu einem lockeren Knoten gewunden, der ihr eine kühle Eleganz verlieh.
Neben den spärlich bekleideten Mädchen in der VIP-Loge muss ich wie eine vestalische Jungfrau wirken, wurde Eden unbehaglich bewusst. Doch sie warf stolz den Kopf zurück und lächelte einem Mechaniker aus dem Santini-Team zu, den sie erkannt hatte.
Alonso sprach nur wenig Englisch. Vielleicht erinnerte er sich nach all der Zeit gar nicht mehr an sie. Doch als Eden auf ihn zuging, grinste er und betrachtete sie bewundernd.
„Ich bin wegen Rafe hier“, begann sie zögernd.
Er zuckte die Schultern. „Rafe? Kommen Sie. Er ist draußen auf dem Podest.“
Vor dem Start hatten sich dort dicht gedrängt die Rennleitung, Prominente und Rennfahrer versammelt. Für Rafe war Monza ein wichtiges Rennen auf Heimatboden. Seine italienischen Landsleute feierten ihn als Legende, und Tausende tobender Fans hatten sich eingefunden, um ihn gewinnen zu sehen. Verlieren kam nicht infrage. Rafe stand unter ungeheurem Erfolgsdruck.
Im weißen Rennfahreroverall mit den Logos verschiedener Sponsoren, eine weiße Schirmmütze auf dem Kopf, lehnte er an seinem Wagen und sah gebräunt und fit aus.Rafes Augen funkelten, lachend unterhielt er sich mit den Fotografen. Um ihn her wimmelte es von schlanken Bikinimädchen mit Schärpen, deren Aufdrucke für bestimmte Firmen warben.
„Okay, Rafe, leg den Arm um Cindys Taille, und du kuschelst dich an ihn, Süße … ja, so ist’s recht. Die Hand auf seine Brust. Super! Gleich noch mal!“
Am Rand der Gruppe stand der Einzige, den Eden hier nicht anzutreffen gehofft hatte. Mutlos blickte sie zu Fabrizio Santini hinüber. Er war Sizilianer und kleiner als sein Sohn, doch er besaß die gleichen breiten Schultern und das ausgeprägte Kinn. Der Bauernsohn hatte sich ganz nach oben gearbeitet, und die Macht der Santini Corporation war bekannt – auch, dass Fabrizio seinen Erfolg weitgehend der Ehe mit einer reichen Erbin verdankte. Ein Milliardenvermögen im Hintergrund, wurde er von der
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