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Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Titel: Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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etwas schier Unrealistisches von ihm verlangt, bekräftigte Christine durchzuziehen, worüber sie in der letzten Zeit immer wieder nachgedacht hatte.
    »Du musst dich entscheiden«, sagte sie. »Und das meine ich ernst. Ich werde Weihnachten nicht hier sitzen und auf dich warten, weil du bei deinen Kindern und deiner von dir getrennt lebenden Frau bist und ihr nach der Bescherung und dem Abendessen mit den Kindern nicht sagen magst, dass du zu der Frau fährst, die in deinem Leben wichtig geworden ist. Entweder räumst du mir dauerhaft einen Platz in deinem Leben ein, oder wir werden nur noch auf beruflicher Ebene miteinander zu tun haben. Ich möchte deine Kinder kennenlernen, möchte die Chance haben, mich mit ihnen anzufreunden. Ich möchte wirklich Teil deines Lebens sein. Wenn du das nicht möchtest, dann musst du es sagen, und wir machen an diesem Punkt Schluss.«
    »Sag mal, was ist denn in dich gefahren?« Carsten sprang auf. »Was soll das denn? Kriegst du jetzt einen Weihnachtskoller? Oder sind es die Hormone?«
    Der letzte Satz machte den Abgrund, an dem Christines Beziehung zu Carsten stand, mit einem Mal mehr als deutlich. Ruhig sah sie zu ihm auf. »Noch, mein Lieber, bin ich weit von den Wechseljahren entfernt, wenn du darauf anspielst. Und einen Weihnachtskoller habe ich weiß Gott auch nicht. Ich denke nur, du solltest dir mal ein paar Gedanken über dein Verhalten machen und dir dabei auch überlegen, wie du mich behandelst. Würdest du wollen, dass ich so mit dir umgehe?«
    »Also ich weiß wirklich nicht, was du heute hast«, beschwerte sich Carsten. »Das müssen die Hormone sein. Es muss ja nichts mit den Wechseljahren zu tun haben«, sagte er beschwichtigend und wollte sich wieder setzen, aber Christine stand auf.
    »Ist das alles, was du mir dazu zu sagen hast?«, fragte sie.
    »Was soll das denn jetzt schon wieder?«
    »Nichts. Ich denke nur, dass es dann besser ist, wenn du gehst, wo du doch eh nicht über Nacht bleiben willst.«
    »Du meinst es also ernst.« Der drohende Unterton in Carstens Stimme war garantiert nicht unbeabsichtigt.
    »Ja.«
    »Na, du wirst wissen, was du tust.« Mit diesen Worten ging Carsten in den Flur, nahm seinen Mantel von der Garderobe und verließ das Haus, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Tief durchatmend und traurig blieb Christine im Türrahmen des Wohnzimmers stehen. Dennoch war sie überzeugt, dass es richtig gewesen war, Carsten so gezielt auf die Zukunft ihrer Beziehung anzusprechen. Wenn er sich jetzt keine Gedanken darüber machte, wenn er jetzt den beleidigten August spielte und ihr nicht entgegenkam, dann hatte sie genau zum richtigen Zeitpunkt die Reißleine gezogen.
    Überrascht, dass sie nicht in ein tiefes Loch fiel, ging Christine ins Wohnzimmer zurück. Aus ihrem Musik-Regal nahm sie eine CD von Juliette Gréco. Weibliche Sangeskraft hatte ihr in solchen Situationen schon immer gutgetan. Früher war es Gitte Haenning gewesen mit Songs wie »Ich bin stark« oder »Ich will alles«, heute waren es die leiseren Töne der französischen Chansons.

Montag
    Der Tag begrüßte sie mit kaltem, aber sonnigem Wetter, eine Wohltat nach den vergangenen trüben Wochen. Alex war schon vor ihr aus dem Haus gegangen. Oda argwöhnte, dass eine Klausur auf dem Programm stand, die er ihr gegenüber nicht erwähnt hatte. Sicher wollte er noch das eine oder andere mit Freunden absprechen. Immerhin stand das Abitur beziehungsweise die Vorabiklausuren auf dem Plan, im kommenden Frühjahr wurde es ernst. Alex hatte bislang nur einen einzigen Unterkurs, und den auch nur in einem Ergänzungsfach, in allen anderen Kursen lagen seine Noten über fünf Punkten. Also war alles noch im grünen Bereich. Wenn sie Alex glauben durfte. Und das tat sie.
    Da auch ihre Beziehung zu Jürgen wieder stabil war, eigentlich sogar schöner als früher, konnte Oda mit Fug und Recht behaupten, dass sie derzeit eine verdammt glückliche Lebensphase durchlief. Das würde hoffentlich so bleiben, zumindest bis Alex am Neuen Gymnasium Wilhelmshaven, das durch die Zusammenlegung des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums mit dem Gymnasium am Mühlenweg entstanden war, fertig wurde und in einen neuen Lebensabschnitt startete. Falls er dann in einer anderen Stadt studierte und Laura, wie sich in den letzten Wochen abgezeichnet hatte, doch wieder in ein Heim musste oder zur Mutter nach Berlin zurückging, bestand vielleicht die Möglichkeit, dass Jürgen und sie tatsächlich zusammenzogen. Nein, Oda hatte

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