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Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Titel: Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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bekommen hatte, »dafür wirst du bezahlen.« Achtlos hatte er ihren Schal fallen gelassen, war in sein Auto gestiegen und weggefahren.
    Tränen liefen über Noras Wangen. Was war denn nur los mit ihm? Warum war Lutz jetzt so … so … sie wusste überhaupt nicht, wie sie das nennen sollte. Sie schniefte. Nein. So durfte Lutz sie nicht behandeln. Sie musste vermeiden, dass er ihr wieder zu nahe kam. Sie würde ihm einfach aus dem Weg gehen. Sich nicht mehr bei Baumanns melden. Bei der Beerdigung würde sie sich ganz hinten aufhalten, eine Kaffeetafel sollte es ohnehin nicht geben, hatte Ute gesagt.
    Nora rappelte sich auf und wusch sich das Gesicht. Da sie regelmäßig auf die Sonnenbank ging, hatte sie einen gesunden Teint, die Rötung der Wange ließ bereits nach. Sie legte etwas Lipgloss auf und beschloss, trotz der Dunkelheit eine Runde mit Cora zu joggen. Das würde sie auf andere Gedanken bringen.
    * * *
    Dicke weiße Stumpenkerzen brannten auf dem Tisch und in den Edelstahllaternen vor der breiten Terrassentür, französische Chansons von Edith Piaf schwebten durch den Raum. Es roch nach Glühwein und Tannenduft. Obwohl die Adventzeit noch nicht begonnen hatte, stand ein Strauß aus weißen Lilien und Tannenzweigen auf dem Wohnzimmertisch. Christine liebte die Philippinen-Lilien mit ihren trompetenförmigen Blüten, und ihr Wohnzimmer war Gott sei Dank so groß, dass sich der intensive Duft, den sie verbreiteten, wenn die Blüten erst aufgegangen waren, nicht lähmend über den Raum legte. Allerdings schnitt sie die gelb-orangen Stempel heraus, damit der Blütenstaub nicht auf den Tisch und den Boden fiel.
    Carsten war nach einem Prozesstermin beim Amtsgericht direkt zu ihr gekommen und berichtete von der Verhandlung. »Der hat gelogen wie gedruckt und will nun auf zeitweise geistige Unzurechnungsfähigkeit hinaus. Aber das lasse ich ihm nicht so einfach durchgehen.« Carsten griff zu seinem Becher und trank einen Schluck. »Wie war’s denn bei dir?«
    »Wir sind nicht großartig weitergekommen. Kleinkram halt. Zumindest wissen wir jetzt, mit wem Baumann seinen letzten Abend verbracht hat. Leider ist einer der beiden Kameraden übers Wochenende zu seiner Familie nach Iserlohn gefahren. Da kommen wir also erst am Montag weiter. Ist etwas unbefriedigend, das Ganze.« Sie saß auf der Couch, Carsten im Sessel. »Bleibst du über Nacht?«
    Sie hoffte, dass die Frage neutral klang. Christine hasste es, ständig fragen zu müssen. Oft genug fing sie sich eine Absage ein, und sie wusste, sie sollte die Frage besser gar nicht erst stellen. Es würde sich ergeben oder eben nicht, da konnte sie nichts erzwingen. Carsten hatte eine Doublette seiner Toilettensachenausstattung in ihrem Badezimmer deponiert; auch Unterwäsche und das eine oder andere Oberhemd befanden sich, wie auf Probe, in ihrem Kleiderschrank.
    »Nein. So gern ich auch bleiben würde.« Er stellte seinen Becher auf den Tisch und wollte nach ihrer Hand greifen, aber heute war Christine nicht gewillt, die Rolle der verständnisvollen Nachgiebigen zu spielen.
    »Wie stellst du dir das eigentlich weiterhin vor?«, fragte sie, lehnte sich zurück, schlug das linke Bein über das rechte und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Eine Abwehrhaltung, das war ihr klar. Sie wusste, auch Carsten hatte ein wenig Ahnung von Körpersprache, denn vieles, was seine Prozessgegner darüber zum Ausdruck brachten, war interessant für ihn, widersprach es doch unter Umständen den im Prozess vorgebrachten Thesen.
    »Wie meinst du das?«
    »Allgemein meine ich das. Ich komme mir vor wie eine heimliche Geliebte. Und das möchte ich nicht sein.«
    »Bist du doch auch nicht«, widersprach Carsten sofort.
    »Doch. Genau so behandelst du mich beziehungsweise genau so ist unser Verhalten. Wir treffen uns fast immer hier, meist fährst du spät abends aber wieder in deine kleine Wohnung. Wir können in der Stadt zwar mittags einen Kaffee trinken oder etwas essen gehen, das aber immer als Kollegen. Du nimmst weder meine Hand, noch legst du den Arm um mich, wenn wir am Südstrand entlanglaufen. Dass ich deine Wohnung nur ein einziges Mal gesehen habe, als Silvia mit den Kindern bei ihren Eltern an der Ostsee war, kann ich ja verstehen, ich hätte auch keine Lust dazu, oben mit dir zu sitzen, wenn sie und die Kinder unten sind, aber ich denke, du musst endlich zu dem stehen, was uns verbindet.«
    »Christine. Bitte.« Carstens Tonfall, der ihr das Gefühl vermittelte, sie hätte

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