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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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schreiben?«
    »Wenn sie eine Planchette über ein Ouija-Brett bewegen und auf bereifte Fensterscheiben schreiben können, müssten sie auch dazu in der Lage sein«, erwiderte ich. Dann fügte ich mit einigem Widerstreben hinzu: »Aber ich habe keinen Schimmer, wie Geister meine Haustür aufschließen könnten. Oder eine Leinwand auf die Staffelei stellen.«
    »Dort hat also keine gestanden?«, fragte Wireman.
    »Da bin ich ziemlich sicher. Die leeren stehen alle im Regal drüben in der Ecke.«
    »Wer ist die Schwester?«, wollte Jack wissen. »Wer ist die Schwester, nach der sie fragen?«
    »Das muss Elizabeth sein«, sagte ich. »Sie war die einzige überlebende Schwester.«
    »Schwachsinn«, befand Wireman. »Wären Laura und Tessie auf der immer beliebten anderen Seite des Schleiers, hätten sie ihre Schwester Elizabeth mühelos ausfindig machen können; sie hat über fünfeinhalb Jahrzehnte hier auf Duma Key gelebt, und Duma war der einzige Ort, den die beiden jemals gekannt haben.«
    »Was weißt du von den anderen?«, fragte ich.
    »Maria und Hannah sind beide tot«, sagte Wireman. »Hannah ist in den Siebzigerjahren gestorben, irgendwo im Staat New York - in Ossining, glaube ich -, und Maria Anfang der Achtzigerjahre an der Westküste. Beide waren verheiratet, Maria sogar mehrmals. Das weiß ich von Chris Shannington, nicht von Miss Eastlake. Sie hat manchmal von ihrem Vater gesprochen, aber kaum jemals über ihre Schwestern. Nachdem John Eastlake und sie im Jahr 1951 nach Duma Key zurückgekehrt waren, hat sie alle Verbindungen zum Rest ihrer Familie gekappt.« wo unsre schwester?
    »Und Adriana? Was ist mit ihr?«
    Er zuckte mit den Schultern. » ¿Quién sabe? Das Dunkel der Geschichte hat sie verschluckt. Shannington vermutet, dass sie mit ihrem frisch angetrauten Mann nach Atlanta zurückgekehrt ist, als die Suche nach den Kleinen aufgegeben wurde. Jedenfalls waren sie zum Trauergottesdienst nicht hier.«
    »Vielleicht hat sie Daddy für das Geschehene verantwortlich gemacht«, sagte Jack.
    Wireman nickte. »Oder vielleicht hat sie’s nicht ertragen, hier noch länger rumzuhängen.«
    Ich erinnerte mich an Adrianas schmollenden Ich-wäre-lieber-woanders-Blick auf dem Familienporträt und dachte, Wireman könnte recht haben.
    »Jedenfalls«, fuhr Wireman fort, »muss sie auch tot sein. Sonst wäre sie nämlich fast hundert. Und die Chancen dafür sind verdammt gering.«
    wo unsre schwester?
    Wireman fasste mich am Arm, zog mich zu sich herum. Er sah abgespannt und alt aus. » Muchacho, wenn etwas Übernatürliches Miss Eastlake ermordet hat, um sie zum Schweigen zu bringen, sollten wir das vielleicht als Wink verstehen und von Duma Key verschwinden.«
    »Dafür ist es vielleicht zu spät«, sagte ich.
    »Weshalb?«
    »Weil sie wieder wach ist. Das hat Elizabeth gesagt, bevor sie gestorben ist.«
    »Wer ist wach?«
    »Perse«, sagte ich. »Oder vielleicht Persie.«
    »Wer ist das?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte ich. »Aber ich glaube, wir sollen sie ertränken, damit sie weiterschläft.«
     
     
     
     
     
     
    IX Der ursprünglich scharlachrote Picknickkorb war in seinem langen Leben nur wenig verblasst, was vermutlich daher kam, dass er einen Großteil davon auf dem Dachboden abgestellt zugebracht hatte. Ich begann damit, dass ich ihn probeweise an einem der Griffe anhob. Das verdammte Ding war tatsächlich ziemlich schwer; ich schätzte sein Gewicht auf knapp unter zehn Kilo. Der Korb war trotz fester Flechtweise im unteren Bereich etwas zusammengesackt. Ich stellte ihn wieder auf den Teppichboden, klappte die dünnen hölzernen Tragegriffe nach beiden Seiten auseinander und öffnete den Deckel, wobei die Scharniere leise quietschten.
    Obenauf lagen Buntstifte, von denen die meisten nach häufigem Anspitzen nur mehr Stummel waren. Und darunter lagen Zeichnungen, die ein bestimmtes Wunderkind vor über achtzig Jahren angefertigt hatte. Ein kleines Mädchen, das mit zwei Jahren aus einem Ponywagen gefallen war, sich den Kopf angeschlagen hatte und mit Krampfanfällen und einer erstaunlichen Zeichenbegabung aufgewacht war. Das wusste ich, obwohl auf dem ersten Blatt gar keine Zeichnung, sondern nur dies zu sehen war:

    Ich blätterte weiter. Auf dem nächsten Blatt fand ich dies:

    Danach wurden die Bilder wirklich Bilder, entwickelten sich in Bezug auf Zeichentechnik und Komplexität in einem atemberaubenden Tempo, das unglaublich war. Es sei denn, man war zufällig ein Kerl wie Edgar Freemantle,

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