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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Cornhuskers.
    Ich parkte, stieg aus, reckte mich und versuchte, meine schlimme Hüfte in Gang zu bekommen. Sie standen auf und kamen mir entgegen, keiner der beiden lächelnd.
    »Alle fort, amigo? «, fragte Wireman.
    »Alle bis auf meine Tante Jean und Onkel Ben«, sagte ich. »Als erfahrene Schnorrer sind sie entschlossen, etwas Gutes bis zum letzten Tropfen zu melken.«
    Jack lächelte, ohne wirklich amüsiert zu wirken. »In jeder Familie gibt’s ein paar davon«, sagte er.
    »Wie geht’s dir?«, fragte ich Wireman.
    »Was Elizabeth betrifft, einigermaßen. Hadlock sagt, dass es so wahrscheinlich für sie am besten war, und ich vermute, er hat recht. Dass sie mir schätzungsweise hundertsechzig Millionen Dollar in Bargeld, Wertpapieren und Grundbesitz hinterlassen hat …« Er schüttelte den Kopf. »Das ist etwas anderes. Vielleicht kann ich mir irgendwann den Luxus erlauben, das zu begreifen zu versuchen, aber im Augenblick …«
    »Im Augenblick geht hier etwas vor.«
    » Sí, señor. Etwas sehr Unheimliches.«
    »Wie viel hast du Jack erzählt?«
    Wireman sah leicht unbehaglich drein. »Nun, ich will dir was sagen, amigo . Als ich erst mal angefangen hatte, war’s verdammt schwierig, einen vernünftigen Punkt zum Aufhören zu finden.«
    »Er hat mir alles erzählt«, sagte Jack. »Wenigstens behauptet er das. Auch was du seiner Meinung nach getan hast, um sein Sehvermögen wiederherzustellen, und was du Candy Brown angetan zu haben glaubst.« Er machte eine Pause. »Und von den beiden kleinen Mädchen, die du gesehen hast.«
    »Die Sache mit Candy Brown stört dich nicht?«
    »Hätte ich zu entscheiden, würdest du einen Orden kriegen. Und von den Bürgern Sarasotas bekämst du beim Umzug am Memorial Day wahrscheinlich einen eigenen Festwagen.« Jack vergrub die Hände in seinen Taschen. »Aber hättest du mir im letzten Herbst erzählt, solches Zeug könnte auch außerhalb der Filme von M. Night Shyamalan passieren, hätte ich gelacht.«
    »Wie steht’s mit letzter Woche?«, fragte ich.
    Jack dachte darüber nach. Hinter dem Big Pink rollten die Wellen stetig heran. Unter meinem Wohn- und dem Schlafzimmer würden die Muscheln miteinander reden. »Nein«, sagte er. »Ich hätte wahrscheinlich nicht mehr gelacht. Ich hab von Anfang an gewusst, dass du etwas an dir hattest, Edgar. Du bist hier angekommen, und …« Er führte die Finger seiner beiden Hände zusammen, verschränkte sie. Und ich fand, dass er es damit auf den Punkt traf. Genau so war es gewesen. Wie die Finger zweier Hände, die sich verschränkten. Und die Tatsache, dass ich nur eine Hand hatte, hatte nie eine Rolle gespielt
    Nicht hier.
    »Wie meinst du das, hermano? «, fragte Wireman.
    Jack zuckte mit den Schultern. »Edgar und Duma. Duma und Edgar. Als ob sie aufeinander gewartet hätten.« Er wirkte verlegen, aber nicht unsicher.
    Ich wies mit dem Daumen auf mein Haus. »Kommt, wir gehen rein.«
    »Erzähl ihm erst, wie du den Korb gefunden hat«, sagte Wireman zu Jack.
    Jack zuckte mit den Schultern. »War keine große Sache; hat keine zwanzig Minuten gedauert. Er hat auf einem alten Schreibtisch ganz hinten auf dem Dachboden gestanden. Aus einer der Lüftungsöffnungen im Dach ist ein Lichtstrahl darauf gefallen. Als ob er gefunden werden wollte.« Er sah zu Wireman hinüber, der zustimmend nickte. »Jedenfalls haben wir ihn mit in die Küche runtergenommen und reingesehen. Er war echt bleischwer.«
    Als Jack das Gewicht des Korbes erwähnte, musste ich an die Haushälterin Melda denken, die ihn auf dem Familienporträt mit deutlich hervortretenden Armmuskeln gehalten hatte. Anscheinend war er auch damals schwer gewesen.
    »Wireman hat mich gebeten, den Korb herzubringen und für dich dazulassen, weil ich den Hausschlüssel hatte … nur habe ich keinen Schlüssel gebraucht. Die Haustür war nicht abgesperrt.«
    »Hat die Tür offen gestanden?«
    »Das nicht. Aber als ich meinen Schlüssel umgedreht habe, hab ich sie wieder abgesperrt. Das hat mich verdammt überrascht.«
    »Komm jetzt«, sagte Wireman und ging voraus. »Showtime - wird Zeit, dass wir dir alles zeigen. Und erzählen.«
    Auf dem Hartholzboden im Eingangsbereich waren etliche Teile der Golfküste Floridas verstreut: Sand, kleine Muscheln, ein paar Sophorahülsen und ein paar Stücke getrocknetes Binsengras. Und es gab Fußabdrücke. Die Sneakerabdrücke hatte Jack hinterlassen. Es waren die anderen, die bei mir eine Gänsehaut erzeugten. Ich konnte drei Paare ausmachen:

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