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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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huschen. »Trotzdem ist das hier suggestiv.«
    »Allerdings«, bestätigte Jack.
    »Ebenso wie die unverschlossene Haustür, die du vorgefunden hast, als du den Picknickkorb gebracht hast«, sagte ich. »Die Fußspuren. Die Leinwand, die aus dem Regal geholt und auf die Staffelei gestellt wurde.«
    »Soll das heißen, dass es doch der verrückte Bibliothekar war, amigo? «
    »Nein. Nur dass...« Meine Stimme versagte. Ich musste noch einen Schluck Wasser trinken, bevor ich sagen konnte, was gesagt werden musste. »Nur dass Vampire vielleicht nicht die einzigen Wesen sind, die von den Toten zurückkommen.«
    »Wen meinst du damit?«, fragte Jack. »Zombies?«
    Ich dachte an die Perse mit ihren verrottenden Segeln. »Sagen wir einfach, Deserteure.«
     
     
     
     
     
     
    XI »Bist du dir sicher, dass du heute Nacht allein hierbleiben willst, Edgar?«, fragte Wireman. »Ich weiß nämlich nicht, ob das eine so tolle Idee ist. Vor allem mit diesem Stapel alter Bilder als Gesellschaft.« Er seufzte. »Du hast’s geschafft, Wireman zu einem erstklassigen Fall von Muffensausen zu verhelfen.«
    Wir saßen draußen im Florida-Raum und beobachteten, wie die Sonne ihren allmählichen Abstieg in Richtung Horizont begann. Ich hatte Käse und Kräcker serviert.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es anders funktionieren würde«, sagte ich. »Sieh mich als einen Revolvermann des Kunstbetriebs. Ich male allein, Podner.«
    Jack sah mich über ein neues Glas Eistee hinweg an. »Du willst malen? «
    »Na ja... skizzieren. Das kann ich am besten.« Und wenn ich mich an ein bestimmtes Paar Gartenhandschuhe erinnerte - mit HANDS auf dem einen und OFF! auf dem anderen Rücken -, dachte ich, skizzieren würde genügen, vor allem wenn ich mit den Buntstiften der kleinen Elizabeth Eastlake arbeitete.
    Ich wandte mich an Wireman. »Du musst heute Abend im Bestattungsinstitut sein, korrekt?«
    Wireman sah auf seine Uhr und seufzte schwer. »Korrekt. Von sechs bis acht. Morgen ist von zwölf bis zwei Uhr noch mal Gelegenheit, Abschied von der Verstorbenen zu nehmen. Entfernte Verwandte werden kommen, um ihre Zähne gegen den perfiden Erbschleicher zu fletschen. Der wäre ich. Übermorgen dann der letzte Akt. Trauergottesdienst in der Unitarian Universalist Church in Osprey. Der ist um zehn. Anschließend Feuerbestattung bei Abbot-Wexler. Burnyburny, hot-hot-hot.«
    Jack verzog das Gesicht. »Echt krass.«
    Wireman nickte. »Der Tod ist krass, mein Sohn. Weißt du noch, was wir als Kinder gesungen haben? ›Die Würmer kriechen rein, die Würmer kriechen raus, und der Eiter läuft wie aus’nem Schwein hinaus.‹«
    »Klasse«, sagte ich.
    »Und ob«, stimmte Wireman zu. Er nahm sich einen weiteren Kräcker, starrte ihn an und warf ihn so heftig aufs Tablett zurück, dass er auf den Boden sprang. »Das ist verrückt. Die ganze Sache.«
    Jack hob den Kräcker auf, schien zu überlegen, ob er ihn essen sollte, und legte ihn dann weg. Vielleicht glaubte er, Kräcker vom Fußboden eines Florida-Raums zu essen verstoße gegen ein weiteres Männergesetz.Wahrscheinlich traf das zu. Es gab so viele.
    Ich sagte zu Wireman: »Wenn du heute Abend aus dem Bestattungsinstitut zurückkommst, siehst du nach mir, okay?«
    »Ja.«
    »Wenn ich dir sage, dass mir nichts fehlt und du einfach heimfahren sollst, tust du genau das.«
    »Damit ich dich nicht störe, wenn du mit deiner Muse kommunizierst. Oder den Geistern.«
    Ich nickte, weil er damit nicht weit danebenlag. Dann wandte ich mich an Jack. »Und du bleibst im Palacio , während Wireman im Bestattungsinstitut ist, richtig?«
    »Klar, wenn ihr das wollt, Jungs.« Ihm schien dabei etwas unbehaglich zumute zu sein, und ich verübelte ihm das nicht. Das Haus war riesig, Elizabeth hatte lange darin gelebt, und die Erinnerung an sie war dort am frischesten. Auch mir wäre dort unbehaglich zumute gewesen, wenn ich nicht gewusst hätte, dass die Gespenster auf Duma Key anderswo hausten.
    »Wenn ich dich anrufe, kommst du sofort her.«
    »Wird gemacht. Ruf mich im Haus oder auf dem Handy an.«
    »Weißt du bestimmt, dass dein Handy funktioniert?«
    Er wirkte leicht verlegen. »Der Akku war nicht ganz voll, das ist alles. Ich lade ihn gerade draußen in meinem Auto.«
    Wireman sagte: »Ich würd gern besser verstehen, weshalb du dich verpflichtet fühlst, dich weiter mit dieser Sache abzugeben, Edgar.«
    »Weil sie nicht zu Ende ist. Jahrelang war sie es. Elizabeth hat hier viele Jahre sehr ruhig gelebt - erst mit

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